Doppelspitze bei der Gleichstellung

Die FernUniversität hat seit diesem April zwei zentrale Gleichstellungsbeauftragte. Maria-Luisa Barbarino und Natascha Compes teilen sich das Amt im Modell Jobsharing.


Foto: FernUniversität
Kampfansage mit Augenzwinkern: Die zentralen Gleichstellungsbeauftragten mit ihren Stellvertreterinnen vor den ehemaligen Rektoren der FernUni: Petra Lambrich, Lisa Pingel, Prof. Jennifer Eickelmann, Natascha Compes und Maria-Luisa Barbarino (v.li.)

Die Vielfalt fördern, für inklusive Arbeits- und Lernumgebungen sensibilisieren und Geschlechtergerechtigkeit vorantreiben, all das sind wichtige Aufgaben von Gleichstellungsbeauftragen. Sie tragen dazu bei, eine Kultur zu schaffen, in der alle Mitglieder der Universitätsgemeinschaft gleiche Chancen und Unterstützung erhalten.

„Gleichstellungsarbeit ist Innovationsarbeit“, weiß Maria-Luisa Barbarino, die bisherige und künftige zentrale Gleichstellungsbeauftragte der FernUniversität. Noch innovativer ist daran, dass sie sich das Amt zukünftig mit Natascha Compes teilt, die seit Mai 2023 Referentin für Gleichstellung im Referat Chancengerechtigkeit an der FernUni ist. Dort setzt sie sich bereits für Diversität, Geschlechtergleichstellung und Inklusion ein. „Ich freue mich sehr über das mir entgegengebrachte Vertrauen und dass ich neben Frau Barbarino zur zweiten zentralen Gleichstellungsbeauftragten der FernUni gewählt wurde.“

Jobsharing bringt mehr Flexibilität

Jobsharing nennt sich das Arbeitszeitmodell, bei dem sich zwei Personen eine Vollzeitstelle teilen. Die Vorteile sind offensichtlich: Die Arbeitszeit lässt sich flexibler gestalten, Job und Privatleben sind besser vereinbar, Pensum und Verantwortung belasten vier Schultern weniger als zwei. „Ich bin froh, wichtige Aufgaben jetzt auch mal abgeben zu können“, sagt Maria-Luisa Barbarino, die das Modell Jobsharing an der FernUni angeregt hat. Das Vorbild hat sie an der Ruhr-Universität in Bochum gefunden, an der die Gleichstellung ebenfalls von zwei Frauen geleitet wird: „Wir brauchen ganz dringend neue Arbeitszeitmodelle auch auf der Führungsebene, um diese Jobs für alle Menschen attraktiver zu machen und niemanden auszuschließen, der beispielsweise Care-Aufgaben übernimmt. Denn das sind meistens Frauen.“

Doch neben den Vorteilen, die Arbeit im Tandem mit sich bringt, ist sie auch mit einigen Herausforderungen verbunden, weiß Natascha Compes. „Gerade am Anfang haben wir sicher etwas mehr Abstimmungsbedarf. ‚Wer ist wann im Büro?‘ ‚Wer nimmt an welchen Sitzungen teil?‘ – das sind Fragen, die wir jetzt am Anfang klären müssen.“ Der Zeit nach der Einarbeitung sehen beide erwartungsvoll entgegen. Sie kennen sich seit einem Jahr und haben bereits gemeinsam Projekte umgesetzt. „Wir wissen schon, dass wir auf allen Ebenen gut miteinander funktionieren“, ergänzt Maria-Luisa Barbarino.

Diskriminierung betrifft nicht nur Frauen

Die Ziele für ihre gemeinsame Amtszeit sind bereits gesteckt. Die laufenden Projekte sollen natürlich weitergeführt werden. Maria-Luisa Barbarino hebt die Berufungsverfahren hervor: „Die Strukturen, die wir jetzt haben, sind schon gut, aber die Frauen-Quoten bei den Professuren sind immer noch zu gering“, bemängelt sie. „Ferner ist bei der Personalentwicklung im mittleren und gehobenen Dienst noch einiges zu tun.“

Wichtig ist den beiden Gleichstellungsbeauftragten auch, den Blick zu weiten. „Gleichstellung ist intersektional“, sensibilisiert Natascha Compes. „Wir werden wir uns verstärkt damit beschäftigen, mehr auf die unterschiedlichen Überschneidungen von Diskriminierungsformen zu reagieren.“

Die zentralen Gleichstellungsbeauftragten der FernUni

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Teilen sich ab jetzt das Amt: Maria-Luisa Barbarino (li.) und Natascha Compes

Natascha Compes (M.A.) hat Anglistik/Amerikanistik und Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal und Gender Studies an der Ruhr-Universität Bochum studiert. Als wissenschaftliche Koordinatorin des Science Career Centers trieb sie von 2013 bis 2016 Gleichstellung an der Bergischen Universität Wuppertal voran. In dieser Zeit war sie auch an Projekten wie „useITsmartly“ beteiligt, einem Intelligent Energy Europe Programm, das innovative Lösungen für den Umgang mit Energie entwickelte. Im Jahr 2016 wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Bildung und Differenz an der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften der FernUni. Anschließend war sie ab 2021 als Mitarbeiterin im Gleichstellungsbüro der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn tätig, bis sie 2023 Referentin für Gleichstellung im Referat Chancengerechtigkeit an der FernUniversität wurde.

Maria-Luisa Barbarino (M.A.) hat Sozialpsychologie und -anthropologie sowie Erziehungswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum studiert. Nach einem Abstecher in die Studienberatung an einer privaten Hochschule ging es für sie 2012 an die FernUniversität in Hagen. Dort war sie mehrere Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Forschung und Lehre tätig – u. a. mit Schwerpunkten von Sozialpsychologie über Gruppendynamik bis hin zu Diversität in Bildungsprozessen. 2017 wurde sie Referentin für Gleichstellung und verantwortete das Projekt „Gender in der Lehre“. Zeitgleich war sie eine von vier Stellvertreterinnen der zentralen Gleichstellungsbeauftragten, bis sie 2021 selbst zur zentralen Gleichstellungsbeauftragten gewählt wurde.

 

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Sarah Müller | 30.04.2024