Illustration
Rubriken

Modul 2.8: Organisationssoziologische Grundlagen (SS 2010)

Studierhinweise zu den Kursen des Moduls

In modernen Gesellschaften haben Organisationen eine zentrale Bedeutung. Ein großer Teil des sozialen Lebens, des Arbeitens, Wirtschaftens, Steuerns und Verwaltens spielt sich in Organisationen ab oder wird durch Organisationen erfüllt. Im Mittelpunkt dieses Moduls steht daher die vertiefte Analyse von Organisationen. Dabei wird – mit dem Blick auf organisatorische Strukturen und auf das Handeln und Entscheiden von Akteuren in Organisationen – zunächst das Geschehen innerhalb von Organisationen in den Vordergrund gestellt. Von da aus lässt sich der Bogen spannen zu Fragen der interorganisatorischen Kooperation, des Wettbewerbs zwischen Organisationen und zur Rolle von Organisationen für die Steuerung und Selbstorganisation von gesellschaftlichem, wirtschaftlichem und politischem Wandel.

Wenn Sie dieses Modul studieren, können Sie Handwerkszeug zur Analyse von organisatorischen Strukturen und Prozessen erwerben. Sie lernen zentrale Problemstellungen und Begriffe der Organisationsanalyse, wichtige theoretische Perspektiven der soziologischen Organisationsforschung und deren Anwendung auf empirische Fallbeispiele kennen. Der Rahmen des Moduls ist natürlich begrenzt – es ist unmöglich, darin alle denkbaren organisationssoziologischen Theorien zu bearbeiten (nicht einmal alle einflussreichen). Auch andere Werkzeuge der Organisationsanalyse (zum Beispiel Methoden der empirischen Organisationsforschung oder Verfahren der Organisationsberatung) können Sie sich im Rahmen dieses Moduls nicht aneignen – aber Sie lernen die groben Linien und wichtige Traditionen kennen.

Zunächst sollten Sie sich einen Überblick über die vier Kurse des Moduls verschaffen. Sie sollten sie dann nacheinander durcharbeiten, und dabei schon beginnen, eigene Schwerpunkte zu setzen. Niemand verlangt, dass Sie die Inhalte der vier Kurse komplett reproduzieren können. Sie sollten aber a) wichtige Problemstellungen und theoretische Ansätze erläutern können und b) anhand eines Themas (oder mehrerer Themen) exemplarisch zeigen, dass Sie die Theorie beziehungsweise das „Organisationsproblem“ verstanden haben, dass Sie es unter Verwendung von Fachvokabular, aber auch in eigenen Worten beschreiben, diskutieren und gegebenenfalls kritisieren können und dass Sie es auf ein Beispiel anwenden können. Ihre Schwerpunktsetzung sollten Sie in einem allgemeinen Rahmen der soziologischen Organisationsforschung einordnen können.

Zu den einzelnen Kursen:

Gegenstand des Kurses 33715, „Organisationssoziologische Theorien“ (Jansen), sind klassische und aktuelle Theorieansätze, Fragestellungen und Forschungsbeispiele der Organisationssoziologie. Diese werden anhand von drei zentralen Problemen der Organisationsforschung bearbeitet: Erstens geht es um die Frage der Gestaltung von Organisationsstrukturen, um ihre Abhängigkeit von Aufgaben und Umgebungen, von (rationalen) Zielsetzungen der Organisation und deren strategischer Auswahl. Zweitens geht es um Macht, Mikropolitik und das Lernen von und in Organisationen. In diesem Zusammenhang wird zugleich auch immer das Verhältnis von Individuen/Mitarbeitern und Organisation/Organisationsspitze angesprochen. Und drittens geht es um die Interorganisationsperspektive, um Kooperation und Wettbewerb zwischen Organisationen und um die Rolle von Organisationen für die Steuerung und Selbstorganisation von gesellschaftlichem, wirtschaftlichem und politischem Wandel.

Auch Kurs 33720, „Organisationssoziologische Grundlagen“ (Schimank/Wilz), bietet einen Überblick über die organisationssoziologische Theoriebildung. Er zeigt anhand von klassischen Texten, was das Spezifische einer organisationssoziologischen Betrachtung von Organisationen ist. Zunächst wird ein Über­blick über zentrale Perspektiven der Organisationsanalyse gegeben (analytische Ebenen der Untersuchung, wichtige Gegenstände und Fragestellungen wie zum Beispiel das Verhältnis von Organisation und Organisationsmitgliedern, die Rolle von Technik, Rationalität, Entscheidungen und das Verhältnis von Organisation und Umwelt). Dabei wird insbesondere der Zusammenhang von Organisation und Gesellschaft thematisiert. Im Anschluss an diese Einführung folgt eine Zusammenstellung grundlegender Texte, die ein Jahrhundert an soziologischer Organisationsanalyse abbildet: vom Bürokratiemodell und der Wissenschaftlichen Betriebsführung über die Erörterung der formalen und informellen Seite von Organisation, die Diskussion von Struktur und Strategie und rationales Entscheiden in Organisationen, die neoinstitutionalistische Betrachtung organisationaler Felder und den Blick auf Mikropolitik und Macht in Organisationen bis zur aktuellen Governance-Diskussion. Anhand dieser Texte vertiefen Sie die eingangs skizzierten Dimensionen der Organisationssoziologie und sie lernen Meilensteine der Organisationsforschung kennen.

Während diese beiden Kurse Überblickscharakter haben, setzen die beiden anderen Kurse entweder einen gegenstandsbezogenen (Entscheidungen) oder einen theoriebezogenen (Strukturationstheorie) Schwerpunkt. Die Kurse 33716 und 33718 vertiefen jeweils ein wichtiges organisationssoziologisches Problem und verbinden es mit bestimmten theoretischen Zugängen.

Kurs 33716, „Organisation und Strukturation“ (Becker/Duschek/Sydow/Wirth), zeigt, wie ein sozialtheoretischer Ansatz – die Strukturationstheorie von Anthony Giddens – für die Analyse von Organisationen genutzt werden kann. Organisationen entstehen und bestehen in dieser Sicht im beständigen Wechselspiel zwischen organisationalen Strukturen und dem Handeln von Akteuren, die durch ihr Tun diese Strukturen immer wieder hervorbringen. Dieses Verständnis von Organisation als „reflexive Strukturation“ wird erläutert und anhand von Fallbeispielen vertieft und diskutiert. Dabei werden vier inhaltliche Schwerpunkte gesetzt (strategisches Management in Netzwerken; Entscheidungen; Accounting, Accountability und Kontrolle; Arbeitsregulation in und zwischen Organisationen).

Kurs 33718, „Entscheidungsprozesse in Organisationen“ (Wilz), stellt dann eine zentrale Form des Handelns in Organisationen in den Mittelpunkt: das Entscheiden. Den Ausgangspunkt der Analyse, wie Entscheidungen im Kontext von Organisationen getroffen werden, bildet ein beispielhafter Fall einer Personalentscheidung. Dieser Fall wird in drei theoretischen Perspektiven (rationale Wahl, Mikropolitik, strukturationstheoretischer Ansatz) erörtert und es wird gefragt, was jeweils das Charakteristische des Entscheidungsprozesses ist, welcher Stellenwert der Rationalität des Entscheiders bzw. des Entscheidungsverfahrens beigemessen wird und wer als „Träger“ der Entscheidung angesehen wird.

Die Reihenfolge, in der Sie die Kurse bearbeiten, ist beliebig. Es liegt nahe, zunächst die beiden Kurse, die einen Überblickscharakter haben, zu studieren, und sich im Anschluss daran die beiden vorzunehmen, die einen Gegenstandsbereich vertiefen. Zwingend notwendig ist das aber nicht – Sie können auch zunächst den Kurs lesen, der Ihnen spontan am besten gefällt oder den, dessen Thematik Sie am meisten interessiert. Wichtig ist zweierlei: Sie sollten sich erstens tatsächlich einen Überblick erarbeiten – und sei es „nur“, um zur Kenntnis zu nehmen (und diese Kenntnis reproduzieren zu können), welche zentralen Gegenstandsbereiche die soziologische Organisationsforschung bearbeitet und dass sie verschiedene Theorien kennt, aus deren Perspektive diese Gegenstände betrachtet werden. Im zweiten Schritt sollten Sie dann Schwerpunkte setzen und sich eine bestimmte Theorie und/oder bestimmte Problemstellungen vertiefen (zum Beispiel das Bürokratiemodell und seinen Stellenwert in der Organisationsforschung betrachten, den mikropolitischen Ansatz vertiefen, sich genauer mit “Lernen in Organisationen“ oder der Regulation von Arbeit befassen usw.). Das kann und soll „quer“ zu den Kursen geschehen.

In jedem Semester gibt es eine Präsenzveranstaltung oder ein Online-Seminar zur Einführung in die Organisationssoziologie und/oder zur Vertiefung eines Themengebietes. Die Veranstaltung findet im Wintersemester in der Regel im Januar, im Sommersemester im Juni statt. Sie können sie daher in die Vorbereitungen zu Ihrer Hausarbeit beziehungsweise Ihrer mündlichen Prüfung einbeziehen. Es ist darüber hinaus eine gute Möglichkeit, Informationen auszutauschen, andere Studierende kennen zu lernen und gegebenenfalls Arbeitsgruppen zu bilden.

Auch in der Moodle-Lernumgebung des Moduls 2.8 haben Sie die Möglichkeit, sich mit Ihren Mitstudierenden auszutauschen und Informationen einzuholen. Eine Betreuung durch Mentor/innen gibt es in diesem Modul jedoch nicht.

 

zurück

  • Aktuelles zum Modul 2.8:
    • Zur Zeit keine Meldungen .
  • Kommunikation:
    • moodle Lernumgebung
      Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters geöffnet.
  • Voraussetzung:
    • Erfolgreicher Abschluss der Orientierungsphase.
  • Umfang des Moduls:
    • 450 Arbeitsstunden, davon 240 Std. Kurse (= 8 SWS)
    • 15 ECTS-Punkte

Zum Lesen der Dokumente benötigen Sie den Adobe Reader. Laden sie ihn kostenlos herunter, indem Sie auf das folgende Button klicken:

FernUni-Logo FernUniversität in Hagen - Fakultät KSW - Studienportal B.A. Politikwissenschaft, Verwaltungswissenschaft, Soziologie