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Modul 2.1: Inhalt und Zusammenhang der Kurse

Das Wahlmodul vermittelt einen Überblick über politikwissenschaftliche Perspektiven der Analyse von Wirtschaftsstrukturen und -prozessen auf nationaler, regionaler, sektoraler und internationaler Ebene. Die einzelnen Kurse führen in unterschiedliche Diskurse und Theoriekontexte ein, die zur Untersuchung des Wechselverhältnisses von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft relevant sind. Gemein ist jedoch allen Perspektiven die Frage, wie institutionelle Kontexte für private Wirtschaftsaktivitäten gestaltet sind, welche Handlungsspielräume die Politik besitzt, auf diese Kontexte Einfluss zu nehmen und welche Wechselwirkungen zwischen Prozessen ökonomischer Eigendynamik und Formen politischer Steuerung bestehen.

Der Kurs 03906 „Governance in der politischen Ökonomie“ führt in die auf institutionelle Steuerung von Wirtschaft gerichtete Governance-Perspektive ein. Dieser Zweig der Governance-Forschung, dessen Wurzeln in der Institutionenökonomik liegen, geht davon aus, dass wirtschaftliche Transaktionen nicht nur über den Markt, sondern durch eine Vielzahl nicht-marktförmiger Koordinationsstrukturen organisiert werden können. Neben der Firmenhierarchie zählen Netzwerke, Verbände und natürlich auch der Staat als zentrale Institutionen der Koordination und politischen Beeinflussung ökonomischer Aktivitäten. Aus der Sicht des Governance-Ansatzes ändert sich das Bild des Marktes von dem eines anonymen Tauschmechanismus hin zu einem auf Institutionen und Regeln eingebetteten System. Die Governance-Forschung fragt danach, durch welche Mixtur von Governance-Strukturen sich Wirtschafts- und Produktionszusammenhänge auszeichnen und wie leistungsfähig diese im Ländervergleich sind. Die Kursautoren vermitteln einen Überblick über die „Varieties of Capitalism“ Debatte, über Formen und Probleme der Wirtschaftstransformation in Osteuropa, über den Umbau staatsnaher Infrastruktursektoren in Deutschland und über Governance-Probleme regionaler Wirtschaftscluster. Herausgearbeitet werden zudem die spezifischen Defizite einer auf „Institutionen“ und weniger auf „Akteure“ gerichteten Analyseperspektive. So hat der Governance-Ansatz Probleme, die Dynamiken und Mechanismen der Transformation von Wirtschaftsstrukturen konzeptionell zu erfassen, welche sich im Zuge von Liberalisierungs-, Deregulierungs- und Globalisierungsprozessen abzeichnen.

Der Reader 33912 Staatstätigkeit in der Globalisierung befasst sich mit der hochaktuellen Frage, ob und wie sich die Globalisierung auf die etablierten Muster der Staatstätigkeit auswirkt. Anpassungsdruck entsteht mit Blick auf die Strukturen, die Interaktionsformen und Prozesse und die Inhalte (national-) staatlichen Handelns. Erstens bleibt die Öffnung vormals nationaler Regelungskontexte nicht ohne Auswirkungen auf die strukturellen Handlungsgrund­lagen (Institutionen, finanzielle Ressourcen) des Staates. Zweitens ver­ändern sich die Handlungsmuster und Prozesse staatlicher Tätigkeit. Externe, nicht-natio­nale Akteure werden als Kooperationspartner bedeutender, aber auch veränderte Hand­lungsstrategien der nicht-staatlichen Akteure im nationalen Kontext, die ihrerseits auf Internationalisierungs- oder Transnationalisierungsprozesse reagieren, machen eine An­passung notwendig. Dabei werden in der Globalisierung die Spielräume, sich der staat­lichen Einflussnahme zu entziehen, für nicht-staatliche Akteure insgesamt größer. Hierar­chische Regelungsmechanismen greifen daher zunehmend ins Leere; sie werden z.T. ersetzt durch andere Governance-Formen wie Kooperation oder das Setzen von staat­lichen Rahmenregelungen für eine freiwillige Regulierung („Schatten der Hierarchie“). Drittens ergeben sich veränderte inhaltliche Anforderungen an die Staatstätigkeit. Neben neuen grenzüberschreitenden Problemen, die nur kooperativ und grenzübergreifend bear­beitet werden können, steht der Staat auch im Innern vor neuen Herausforderungen. Viele Aufgaben, die bis vor nicht allzu langer Zeit noch als ‚natürliche Monopole‘ des Staates betrachtet worden sind, werden heute – in einem Umfeld europäischer und internationaler Deregulierungs- und Marktöffnungsbestrebungen – privat erbracht. Zugleich ist wohl­fahrtsstaatlichem Handeln angesichts der internationalen Öffnung von Märk­ten, einer internationalen Standortkonkurrenz und des Risikos einer mitunter rasanten Verbreitung von Krisen, z.B. auf den internationalisierten Finanzmärkten, die Möglich­keit zur weiteren Expansion des Sozialstaates nicht nur verstellt, die aufge­zählten Einflüsse wirken in einem Umfeld der „Austerität“ als zusätzliche Druckfaktoren in Richtung eines Umbaus und vielfach Abbaus des Sozialstaates. Ist Globalisierung in der Politikwissenschaft als eine Rahmenbedingung anerkannt, unter der sich (national-) staatliches Tätigwerden verändert, so ist allerdings umstritten ob dies zwingend einen Abbau staatlicher Regulierung, also ‚weniger Staat‘, impliziert.

Der Kurs 33910 „Politische Ökonomie des Wohlfahrtsstaates“ erweitert wiederum den Blick auf die Institutionen, in die wirtschaftliche Aktivitäten eingebettet sind. Mit der Institution des Wohlfahrtsstaates ist eine staatliche Verpflichtung zur sozialen Sicherung und Förderung aller Bürger impliziert, die über private Vorsorge und gemeinschaftliche Fürsorge hinausgeht. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, zieht der Wohlfahrtsstaat Ressourcen an sich, die er wiederum in Form von monetären Transfers, sozialen Diensten und Infrastruktur zur Verfügung stellt. Nicht zufällig ist es gerade das Wechselverhältnis von Wirtschaft und Wohlfahrtsstaat, welches im Mittelpunkt gegenwärtiger Kontroversen um die möglichen Grenzen wohlfahrtsstaatlicher Leistungsfähigkeit steht. Schwächt der Wohlfahrtsstaat die Anreize für Leistung und Investitionen, weil die finanziellen Ressourcen als Steuern und Beiträge aus dem Wirtschaftssystem entnommen werden müssen, oder kompensiert er die negativen Folgen von Wirtschaftstätigkeit, indem er in Krisenzeiten Einkommen und Nachfrage stabilisiert? Der Kurs führt in unterschiedliche Theorieansätze der Wohlfahrtsstaatsforschung ein, gibt einen Überblick über wohlfahrtsstaatliche Strukturen und Institutionen im Ländervergleich und behandelt die materiellen Aspekte und Folgen der Sozialpolitik in verschiedenen Politik- und Regelungsfeldern. Unter dem Aspekt der Steuerung und Koordination (Governance) werden neuere sozialpolitische Steuerungskonzepte vorgestellt (aktivierender Staat, kooperativer Staat, welfare to work). Abschließend werden zentrale Problemfelder wohlfahrtsstaatlicher Tätigkeit diskutiert, die sich an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft ergeben.

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  • Aktuelles zum Modul 2.1:
    • Zur Zeit keine Meldungen.
  • Kommunikation:
    • moodle Lernumgebung
  • Umfang des Moduls:
    • 450 Arbeitsstunden, davon 240 Std. Kurse (= 8 SWS)
    • 15 ECTS-Punkte
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