Sommersemester 2018

Modul E1: Institutionen, Akteure und Steuerung. Analyseansätze und Methoden

Inhalte

Alle Kurse müssen belegt werden, wenn Sie dieses Modul studieren möchten.

33160 Wie funktioniert eine moderne Gesellschaft? 2 SWS
33712 Die Unaufhörlichkeit des Entscheidens 2 SWS
03704 Der „Neue Institutionalismus“ 2 SWS
03701 Gesellschaftliche Differenzierung und politische Steuerung 2 SWS
Zum Inhalt und Zusammenhang der Kurse

Die Kurse vermitteln aus dem Blickwinkel der Soziologie unterschiedliche Dimensionen der Funktionsweise gegenwärtiger Gesellschaften im Allgemeinen, politischen Entscheidungshandelns, strategischer Steuerungsmechanismen sowie der Einbettung des politischen Systems in die Gesellschaft im Speziellen und bieten den Studierenden Einblicke in Analyseansätze und Methoden der soziologischen Erforschung von Institutionen, Akteuren und Steuerungsprozessen – die spezifisch soziologische Perspektive auf Governance.

Das Modul beginnt mit dem Kurs 33160 „Wie funktioniert eine moderne Gesellschaft“, der Gesellschaften als soziale Systeme und die gegenwärtige Gesellschaft als eine spezifische Form sozialer Systeme begreift. Der Kurs behandelt das Problem des Verhältnisses von Akteuren und sozialen Systemen und klassifiziert verschiedene Arten sozialer Systeme und „Akteurs­konstellationen“. Die darauffolgenden Kapitel befassen sich mit grundlegenden sozialen Prozessen und gesellschaftlichen Strukturen, speziell mit Blick auf die Besonderheiten der Gegenwarts­gesellschaft: soziale Differenzierung, soziale Ungleichheit, Inklusion und Exklusion, Integration, soziale Ordnung, Institutionen, Legitimation und sozialer Wandel. Gegen Ende des Kurses findet sich ein systematisierender Überblick und ein heuristisch gedachtes Modell der „Konstruktion“ der Gesellschaft. In einer kurzen Skizze wird die langfristige historische Entwicklung der Strukturen der Gesellschaft hin zu „Modernität“ und vom anonymen „System“ Gesellschaft zu personalisierten „Gemeinschaften“ der Lebenswelt nachgezeichnet.

Der zweite Kurs 03701 „Gesellschaftliche Differenzierung und politische Steuerung“ thematisiert politische Steuerung als politisches Eingreifen in Handlungsketten und Strukturen der Gesellschaft mit dem Ziel, unerwünschte Ist-Zustände in erwünschte Soll-Zustände zu transformieren. Der erste Teil des Kurses führt in den akteurtheoretischen Steuerungsbegriff und die Entwicklung von Niklas Luhmanns systemtheoretischer Skepsis an politischer Steuerung ein. Im zweiten Teil wird vor allem die Kritik, die Luhmanns Ansatz auf sich gezogen hat, diskutiert.

Der dritte Kurs 03704 „Der „Neue Institutionalismus“ bietet eine Einführung in den Neo-Institutionalismus. Diskutiert werden die Grundlagen, die unterschiedlichen Ansätze und die wesentlichen Anwendungsfelder des Neo-Institutionalismus. Im ersten Teil wird ein Überblick über den soziologischen „Neuen Institutionalismus“ gegeben, der insbesondere in der amerikanischen Organisationssoziologie entwickelt, aber inzwischen auf weitere soziologische Felder – von der Kultursoziologie bis zur Theorie der Weltgesellschaft – übertragen worden ist. Der zweite Teil stellt wesentliche Elemente des „akteurzentrierten Institutionalismus“ vor, wie er in den Forschungsarbeiten des Kölner Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung entwickelt worden ist. Im dritten Teil wird zum einen ein Überblick über neoinstitutionalistische Perspektiven gegeben und zum anderen das Wechselverhältnis zwischen Akteurkonstellationen und Institutionen­dynamiken näher betrachtet.

Der vierte Kurs 33712 „Die Unaufhörlichkeit des Entscheidens“ behandelt die unterschiedlichen Dimensionen und Modelle des Entscheidungshandelns innerhalb der Gesellschaft und stellt neben den normativ ausgerichteten rationalen Entscheidungsmodellen auch die empirisch orientierten Entscheidungstheorien wie z.B. die unterschiedlichen Formen inkrementeller Entscheidungen dar. Es werden verschiedene Dilemmata thematisiert, die daraus resultieren, dass Individuen in der gegenwärtigen Gesellschaft zwar einerseits über ein hohes Maß an Handlungsautonomie verfügen, aber andererseits der Fremd- und Selbstzumutung ausgesetzt sind, permanent möglichst rationale Entscheidungen treffen zu müssen, die unter Bedingungen hoher struktureller Komplexität erfolgen müssen. Der Kurs beschäftigt sich mit inkrementalistischen Strategien, mit Hilfe derer Akteure in der hochkomplexen gegenwärtigen Gesellschaft Entscheidungen treffen, und thematisiert ebenso deren Auswirkungen auf gesellschaftliche Strukturen.

Lernergebnisse/Kompetenzen

Die Studierenden setzen sich mit den Funktionsweisen der Gegenwartsgesellschaft auseinander und eignen sich theoretische Werkzeuge zur Analyse von Prozessen gesellschaftlicher Differenzierung und politischer Steuerung an. Sie befassen sich mit der institutionellen Einbettung politischer Systeme und verschiedenen Mechanismen des Entscheidungshandelns.

Fachkompetenzen:

Die Studierenden verstehen die Konstruktion moderner Gesellschaften aus der Perspektive konflikttheoretischer und funktionaler Theoriemodelle. Sie kennen und erkennen verschiedene Problematiken im Verhältnis von Akteuren und sozialen Systemen und können verschiedene Arten sozialer Systeme und Akteurkonstellationen benennen. Auf dieser Grundlage können sie mit Blick auf die Besonderheiten der Gegenwartsgesellschaft die grundlegenden Prozesse sozialer Differen­zierung, sozialer Ungleichheit, sozialer Ordnung und sozialen Wandels problematisieren und analysieren. Unter Rückgriff auf das kennengelernte Modell der „Konstruktion der Gesellschaft“ nach Esser sind die Studierenden in der Lage Formen von sozialem Wandel auf den analytischen Ebenen der Superstruktur, der sozialen Struktur und der Infrastruktur der Gegenwartsgesellschaft zu erkennen, die Ebenen zueinander in Beziehung setzen und potentielle Zusammenhänge zu beurteilen.

Nach der erfolgreichen Bearbeitung des zweiten Kurses kennen die Studierenden die auf dem Prinzip gesellschaftlicher Differenzierung aufbauende Systemtheorie Niklas Luhmanns und dessen Perspektive auf Steuerungsmechanismen. Sie können den der Systemtheorie innewohnenden Steuerungspessimismus vor dem Hintergrund der zentralen Elemente der der Luhmannschen Theorie einordnen und sind in der Lage Möglichkeiten und Grenzen politischer Steuerung in systemtheoretischer Perspektive zu analysieren. Sie haben die Fähigkeit der Akteur Vergessenheit der systemtheoretischen Perspektive verschiedene Akteur zentrierte Steuerungstheorien entgegenzusetzen und empirische Steuerungsprozesse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu analysieren und zu beurteilen.

Studierende kennen den theoretischen Zugang des klassischen und Formen des soziologisch neuen Institutionalismus und verstehen es, die Rolle von Institutionen im Rahmen von gesellschaftlichen Steuerungsprozessen zu erkennen. Sie können unter anderem im Bereich der soziologisch ausge­richteten neo-institutionalistischen Organisationsforschung Mechanismen gesellschaftlicher Inte­gration analysieren und dabei Prozesse der Institutionendynamik mit solchen der Institutionengestaltung ins Verhältnis setzen. Die klassische wie die neoinstitutionalistische Perspektive auf Steuerung können sie mit Konsolidierungen und Weiterentwicklungen des Institutionalismus in soziologischen Struktur-Theorien, der Bourdieuschen Praxistheorie sowie der Luhmannschen Systemtheorie vergleichen.

Studierende sind mit den theoretischen Modellen der Entscheidungstheorie vertraut und können Dimensionen und Modelle des Entscheidungshandelns vor dem zeitdiagnostischen Hintergrund der Multioptionsgesellschaft nach Schimank verstehen. Sie können das Streben nach perfekt rationalem Entscheidungshandeln in die Dynamiken der funktional Differenzierten Gesellschaft einordnen und verschiedene empirisch orientierte Entscheidungstheorien des Inkrementalismus kritisch beurteilen. Hierbei sind sie in der Lage zwischen Subinkrementalistischen und Strategien, die über inkrementalistische Entscheidungen hinausgehen zu unterscheiden und deren Ergebnisse miteinander zu vergleichen.

Die Studierenden sind nach dem Studium des Moduls in der Lage, die kennengelernten theoretischen Modelle im weitesten Sinne auf die Funktionsweise gegenwärtiger Gesellschaften insbesondere gegenwärtiger Steuerungspraktiken kollektiver Akteure und Organisationen anzuwenden. Sie können konkrete, gesellschaftsrelevante Entscheidungsprozesse theoretisch und empirisch analysieren, die dabei gewonnenen Ergebnisse und Einsichten kritisch beurteilen und zueinander in Beziehung setzen.

Weitere Schlüsselkompetenzen:

Die Studierenden

  • können im Rahmen der individuellen und/oder kooperativen Bearbeitung der Modulinhalte Lern- und Arbeitsprozesse zeitlich, sachlich und sozial organisieren;
  • bauen die Fähigkeiten zum selbstorganisierten Lernen aus, indem sie zeit- und ortsunabhängig lernen, ein Zeitmanagement erstellen und dessen Umsetzung und Einhaltung eigenständig organisieren;
  • haben durch die Integration digitaler Lehr-/Lernformen innerhalb des Moduls ihre Fähigkeiten im Umgang mit neuen Medien erweitert und können differenziert mit unterschiedlichen medialen Lernangeboten umgehen;
  • können Angebote verschiedener digitaler Medien zum Selbststudium sowie zur aktiven Teilnahme in Online-Lerngruppen synchron und asynchron nutzen und aktiv mitgestalten;
  • sind imstande durch die Teilnahme an Präsenz- und Online-Seminaren kooperativ zu lernen.

Die Studierenden haben durch die Prüfungsvorbereitung und Prüfungsform der Klausur die Fähigkeit erlangt, angeeignetes Wissen abzurufen, analytische Zusammenhänge herzustellen und die Ergebnisse für die Beantwortung der in der Klausur gestellten Fragen aufzubereiten. Durch die aktive Klausurvorbereitung haben sie die Fähigkeit erlangt, abstrakte Modelle und theoretische Werkzeuge auf konkrete soziale Prozesse zu beziehen und im Rahmen der Beantwortung analytischer Fragestellungen anzuwenden. Sie können Ergebnisse eigenständiger Analyseschritte in einem zeitlich vorgegebenen Rahmen strukturieren, in einem argumentativ aufeinander aufbauenden Fließtext aufbereiten und angemessen präsentieren.

Zugang zu den Lernmaterialien und weiteren studienrelevanten Informationen sowie Kontakt zu den Betreuenden und den Mitstudierenden erhalten Sie in der
moodle moodle Lernumgebung des Moduls.
Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die BelegerInnen des Moduls automatisch geöffnet.

Modulbeauftragte

Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung

Einschreibung in den Studiengang und Belegung der Kurse des Moduls

Prüfungsformen

Form Prüfungsnummer Termin Anmeldeschluss
Klausur 107113  Freitag, 07.09.2018, 14:00-18:00 Uhr 15.06.2018

Zur Prüfungsanmeldung

 

Weitere Informationen zum Modul

Lehrformen

Selbststudium mit Print- und Onlinematerial

Dauer

1 Semester

Häufigkeit

Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten.

Umfang

Workload: 450 h, ECTS-Punkte: 15

Teilnahmevoraussetzungen

Keine

Voraussetzungen für die Vergabe von ECTS-Punkten

Belegung aller Kurse und erfolgreicher Abschluss der Prüfung

Stellenwert der Note für die Endnote

15/120