12. Studienwoche Literaturwissenschaft 2016

Thema „Kleine Erzählungen“

Termin: 6.-10. Juni 2016

Mit der Studienwoche wendet sich das Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft an alle Studierenden Faches Literatur im B.A. Kulturwissenschaften und im M.A. Europäische Moderne: Geschichte und Literatur. Dabei ist es natürlich gleichgültig, ob Sie das Fach Literatur als Schwerpunkt studieren oder nicht. Auch Studierende aus dem Akademie-Studium können an der Studienwoche teilnehmen.

Wie in den Studienwochen der vergangenen Jahre werden die Lehrenden des Instituts eine Ringvorlesung, sechs Seminare und eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten anbieten. Ein öffentlicher Abendvortrag wird das Programm abrunden.Für die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienwoche wird eine moodle-Plattform eingerichtet, auf der rechtzeitig nach Ende der Anmeldefrist Materialien zu den einzelnen Seminarveranstaltungen zur Verfügung gestellt werden. Die Zugangsdaten für die Registrierung zu dieser moodle-Plattform werden den angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Verfügung gestellt.

  • Es gibt große Erzählungen, aber auch kleine. Erzählungen können groß sein, weil sie umfangreich sind wie Romane oder weil sie von wichtigen Dingen handeln wie Mythen. In entsprechender Weise können sie auch klein sein, weil sie einen geringen Umfang haben wie eine Fabel oder weil sie von geringfügigen Dingen handeln wie eine Anekdote. In diesem Sinne sind die meisten Erzählungen, die in einer Kultur hervorgebracht werden, eher klein. Das gilt sowohl für die Geschichten, die wir uns im Alltag erzählen wie für die Erzeugnisse der Literatur oder anderer narrativer Medien. Die Literaturgeschichte kennt ganz verschiedene narrative Formen: die Fabel und die Anekdote, die Short Story und das Prosastück, die Parabel und die Kürzestgeschichte. Auch als Elemente in nichtfiktionalen Textsorten wie etwa in der Ratgeberliteratur spielen kleine Erzählungen eine große Rolle. Ebenso gibt es in anderen narrativen Medien wie dem Film oder dem Comic kleine Erzählformate. Manchmal wird sogar behauptet, in der Moderne seien die ‚großen Erzählungen‘ verloren gegangen und führten nur noch ein Scheinleben. Ganz gewiss aber gibt es seit jeher viele große Erzählungen, in denen bei näherem Hinsehen viele kleine Erzählungen enthalten sind. Es gibt also Grund genug, sich in einer Studienwoche den ‚kleinen Erzählungen‘ in ihren vielfältigen Formen und Funktionen zuzuwenden.

    Lektürehinweise:

    • Kleine literarische Formen in Einzeldarstellungen. Stuttgart: Reclam 2002 (= Reclams Universalbibliothek, Bd. 18187).
    • Kleine Prosa. Theorie und Geschichte eines Textfeldes im Literatursystem der Moderne. Hrsg. von Thomas Althaus, Wolfgang Bunzel und Dirk Göttsche. Tübingen: Niemeyer 2007.
    • Kulturen des Kleinen. Mikroformate in Literatur, Kunst und Medien. Hrsg. Von Sabiene Autsch, Claudia Öhlschläger und Leonie Süwolto. Paderborn: Fink 2014.
  • Das Billett

    Professor em. Dr. Günter Oesterle (Justus-Liebig-Universität Gießen)

    Dienstag, 7. Juni 2016, 19:15 Uhr,

    Der öffentliche Abendvortrag von Professor Dr. Günter Oesterle thematisiert eine nur selten beachtete kleine Form: Das Billet, das „Briefgen“, den „Zedul“ oder das „Blättchen“ als ein Medium brieflicher Kommunikation aus dem versunkenen „tintenklecksenden Säkulum“, das zur Vorgeschichte von SMS und Twitter gehört. Während der Großbrief, als „Spiegel der Seele“ und „Herzensergießung“ des Individuums, für Forschung und Archiv attraktiv war und ist, wurde der Kurzbrief oder das Billet als angebliches Abfallprodukt eines kurzen Informationsaustausches vergessen und häufig entsorgt. Damit gerieten Besonderheiten witzig-spielerischer, aphoristischer oder lakonischer Schreibweisen aus dem Blick und, nicht weniger wichtig, die Arbeitsteilung von langem Brief und kurzem Billet. Die Wiederentdeckung des Billets in seinen vielen Spielarten vom billet-doux bis zum Kassiber kann die Aufmerksamkeit auf die Entstehung des Journalismus aus den Schreibszenen des „billet scandaleuse“ lenken. Sie gibt zugleich die Möglichkeit, Komödien (von Beaumarchais bis Schnitzler) und Gedichte (von Goethe bis Mörike) neu zu interpretieren.

  • Vorlesung: Makabres und Banales. Kleine Zeitungsmeldungen als Literatur

    Professor Dr. Michael Niehaus

    Termin: Dienstag, 7. Juni 2016, 11:15 - 12:45 Uhr

    Kleine Erzählungen gibt es auch in der Tageszeitung. Die Rubrik „Vermischtes“ enthält jede Menge an Merkwürdigkeiten und Kursiositäten, die in der Summe ein eher schauriges Bild von der Welt und vom Zusammenhang der Dinge entwerfen. Beginnend mit Heinrich von Kleist, haben einige Schriftsteller diese Textsorte auf verschiedene Weise zur Literatur erhoben. Aber was heißt das überhaupt? Und wie können Literaturwissenschaftler über literarische Texte sprechen, die offensichtlich kleiner sind als ein Werk und möglicherweise noch nicht einmal fiktional? Die Vorlesung wird diesen Fragen anhand einiger Beispiele nachgehen.

    Vorlesung: Wie aus einer kleinen Erzählung ein moderner Mythos hervorgeht: Der Bergmann von Falun von Schubert über Hebbel bis Hoffmann

    Professor Dr. Uwe Steiner

    Termin: Mittwoch, 8. Juni 2016, 11:15 - 12:45 Uhr

    Als der romantische Naturphilosoph Gotthilf Heinrich Schubert 1808 die wahre Geschichte vom Bergmann mitteilt, der im schwedischen Falun verschüttet und dessen konservierte Leiche nach 50 Jahren freigelegt wird, um dann von der mittlerweile alten Braut erkannt zu werden, begründet er, indem er sie zur literarischen Bearbeitung empfiehlt, eine ungewöhnliche Konjunktur. In dieser reichert sich eine ursprünglich kleine Erzählung über diverse Stationen an, von denen die Vorlesung insbesondere Johann Peter Hebels Kalendergeschichte „Unverhofftes Wiedersehen“ und E.T.A. Hoffmanns gewiss nicht mehr kleine Erzählung „Die Bergwerke zu Falun“ untersucht. Spätestens mit ihr, so lautet die These, liegt ein moderner Mythos, oder gar ein Mythos der Moderne vor. Daraus ergeben sich zwei Frageperspektiven: Erstens wirft die Metamorphose von der illustrativ mitgeteilten kleinen Geschichte über die Kalendergeschichte zur Novelle narratologisch wie kulturtheoretisch die Frage nach der kulturellen Funktion von Erzählungen auf. Zweitens stellt sich die Frage nach dem Stoff: Inwiefern taugt gerade er zur erzählerischen Selbsterhellung der Moderne?

    Vorlesung: ‚Gleichsam ein Bülletin, während der Schlacht geschrieben‘: Heines mikroskopische Narrationen in den ‚Französischen Zuständen‘

    Dr. Cornelia Epping-Jäger

    Termin: Donnerstag, 9. Juni 2016, 11:15 - 12:45 Uhr

    In den ‚Französischen Zuständen‘ entwickelt und praktiziert Heine ein neues ästhetisches Schreibprogramm. Der Verlust utopischer Gewissheiten, die zunächst mit seiner Wahrnehmung von Paris als „Hauptstadt der Revoluzion“ verknüpft waren, führt zu einem mikroskopischen Blick auf die Ereignisgegenwart der Französischen Zustände, in dem die „Lichteffekte“ seiner utopischen Begeisterung verblassen. Das ästhetische Schreibprogramm entfaltet sich in kleinen Formen präziser Ereignisprotollierung, in Berichten, Mitteilungen und ‚Bülletins’, die immer weniger von der großen Narration der Utopie getragen sind.

    Vorlesung: Der Briefroman als Genre der kleinen und der großen Erzählungen

    Dr. Irmtraud Hnilica

    Termin: Freitag, 10. Juni 2016, 11:15 - 12:45 Uhr

    In ihrer „Poetik des Briefromans“ definieren Gideon Stiening und Robert Vellusig Briefromane als „Romane, die eine Geschichte in einer und als eine Folge von Briefen präsentieren“. Der Briefroman präsentiert die histoire nicht aus der Dritte-Person-Perspektive eines Erzählers oder eines rückblickenden Ich-Erzählers, sondern differenziert das Sprechen bzw. Schreiben aus in zumeist mehrere Erste-Person-Perspektiven. Anders gesagt: die eine große Erzählung des Romans besteht hier aus vielen in den Briefen enthaltenen kleinen.

    Am Beispiel von Samuel Richardsons „Clarissa, or, The History of a Young Lady“ von 1747/48 – mit 1.500 Seiten ein besonders umfangreicher und auch in seinem weitreichenden Einfluss auf die europäische Literatur des 18. Jahrhunderts „groß“ zu nennender Roman – soll in der Vorlesung der Frage nachgegangen werden, was die für den Briefroman spezifische Verbindung von großen und kleinen Erzählungen bedeutet und welche ästhetischen Potentiale sich daraus ergeben.

  • Professor Dr. Michael Niehaus

    Termine: Montag, 6. Juni, bis Donnerstag, 9. Juni, jeweils 17:15 – 18:45 Uhr

    Zielgruppe:

    Alle Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs

    Erläuterungen

    Kleine Erzählungen sind häufig auf Pointen ausgerichtet. Das gilt sowohl für Erzählungen in der Literatur wie für Erzählen im Alltag. Die Pointe selbst ist aber nicht keine Form, sondern benötigt eine solche. Die Form kann sich von selbst herstellen oder – als Format – vorgegeben sein. Das Seminar wird die Pointe im Spannungsfeld von Form und Format aufsuchen und sich dabei mit verschiedenen Textsorten beschäftigen – etwa dem Witz, der Anekdote und dem Comicstrip.

  • Professor Dr. Uwe Steiner

    Termine: Montag, 6. Juni, bis Donnerstag, 9. Juni, jeweils 15:15 – 16:45 Uhr

    Erläuterungen

    Wenn man den Begriff der „kleinen Erzählung“ gattungsgeschichlich situieren will, kommt man um Stifters „Bunte Steine“ kaum herum. Zwar nehmen sich die hier versammelten Erzählungen zumindest umfangsmäßig nicht eben klein aus. Gleichwohl bemüht Stifters berühmte Vorrede auffällig überwertige Bescheidenheitstopoi, um sie als geringfügige, ja unbedeutende Produktionen auszuweisen. Eben dieselbe Vorrede reagiert aber auf den Vorwurf, der Autor bilde ja „nur das Kleine“, um ihn umzumünzen: Ja, zugegeben, das Kleine stelle nicht nur das Verfahren, sondern auch den Gegenstand der Erzählungen dar. Weil man an ihm, dem Kleinen, jedoch das Große, das Ganze, ungleich zuverlässiger darstellen könne als es äußerlich um Größe bemühte Literatur vermöchte, sei in ihm letztlich das eigentlich Große zu finden. Im Seminar werden wir diskutieren, inwiefern Stifters Vorrede mit ihrem zentralen Konzept des „sanften Gesetzes“ eine Poetik des Kleinen im Hinblick auf Probleme der Moderne entwickelt: so z.B., indem sie sich den Herausforderungen der zeitgenössischen Naturwissenschaften stellt. Die Erzählungen haben allesamt, was oft übersehen wird, zudem Probleme der modernen Ökonomie zum Gegenstand. Drei von ihnen wollen wir exemplarisch analysieren: „Granit“, „Bergkristall“ und „Katzensilber“.

    Die folgende Ausgabe wird zugrundegelegt:

    Adalbert Stifter: Bunte Steine, hg. v. Helmut Bachmaier, Stuttgart: Reclam 1994.

    Zur Vorbereitung:

    Mathias Mayer: Adalbert Stifter, Stuttgart: Reclam 2001.

  • Dr. Maud Meyzaud

    Termine: Montag, 6. Juni, bis Donnerstag, 9. Juni, jeweils 15:15 – 16:45 Uhr

    Zielgruppe: Alle Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs

    Erläuterungen:

    1936 veröffentlicht Robert Musil unter dem Titel Nachlaß zu Lebzeiten eine Anthologie der Kurzprosa, die er seit 1913 verstreut in verschiedensten Zeitungen drucken ließ. Wie dem Titel entnommen werden kann und die „Vorbemerkung“ Musils unterstreicht, erfolgt diese Zusammenstellung zu Lebzeiten des Autors. Als ahne Musil bereits, wie sehr das Verständnis seines literarischen Werkes nach seinem Tod 1942 von der Bewertung des Anteils des (gigantischen) Nachlasses an seiner literarischen Produktion abhängen würde, spielt er hier mit einer seit Goethe etablierten auktorialen Selbstermächtigungsgeste, indem er über seine eigene Hinterlassenschaft zu verfügen vorgibt.

    Im Seminar wird anhand einer Auswahl an Texten dieser Anthologie, der Dokumentation ihrer Entstehungs- und Editionsgeschichte sowie auch Texten aus der Forschung zum einen allgemein nach der Schreibökonomie gefragt, der dieser vom Autor zusammengestellte, auf die kleine Form aufbauende „Nachlass“ unterliegt.

    Zum anderen wird diskutiert, wie Musils Kurzprosa sich spezifischer zum Problem der „kleinen Erzählung“ verhält. Allein die Paratexte: die „Vorbemerkung“ und die Gliederung („Bilder“, „Unfreundliche Betrachtungen“, „Geschichten, die keine sind“) geben darüber Auskunft, dass diese Texte nicht oder nicht nur als Erzählungen verstanden werden wollen; bestimmte Erzählungen, ob „Die Maus“ oder „Kindergeschichte“ thematisieren wiederum ausdrücklich das Kleine. Auskunft gibt auch die Entstehungs- und Editionsgeschichte, die die Frage aufwirft, wie sich hier die Medien Tagebuch und Zeitung zum Medium Buch verhalten.

    Last but not least werden wir diese und andere theoretische Probleme an Texte aus der Anthologie herantragen, die einen höheren Grad an Selbstständigkeit aufweisen, etwa „Das Fliegenpapier“, „Ein Mensch ohne Charakter“ oder „Die Amsel“.

  • Dr. Wim Peeters / Horst Gruner, M.A.

    Termine: Dienstag, 7. Juni, bis Freitag, 10. Juni, jeweils 9:15 – 10:45 Uhr

    Zielgruppe: Alle Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs

    Erläuterungen

    Das Phantasma, dass jeder das Potenzial hat, erfolgreich zu werden, kann überzeugend nur über Erzählungen vermittelt werden. Mit dem um 1900 aufkommenden Genre des Erfolgsratgebers erhält das Erzählen vom Erfolg erstmals einen spezifischen diskursiven Ort. Seither hat das Genre unter den sich wandelnden sozialen Konjunkturen, unter denen Erfolg einmal mehr die Selbstoptimierung, einmal mehr das Selbstmanagement meint, bis heute ein ganzes Arsenal an kleinen Erzählformen zur Darstellung, Beglaubigung und Tradierung der Taten und Errungenschaften erfolgreicher Menschen hervorgebracht sowie der von ihnen abweichenden Misserfolgsgeschichten scheiternder Menschen. Unter anderem fallen darunter: Anekdoten, Gleichnisse, Fallbeispiele, Exempla, biographische und autobiographische Reminiszenzen, Typologisierungen etc., Erzählformen also, die Rudolf Helmstetter zufolge, zusammen genommen die Nachfolge des Romans antreten: „Das Genre der Erfolgsratgeber fällt [...] in die Kategorie der Romanpoetiken, sie geben Anleitungen, wie man einen Roman lebt.“

    Das Seminar strebt vor diesem Hintergrund an, einige der wichtigsten dieser kleinen Erzählformen in ihrer Entstehungszeit um 1900 vorzustellen, um ihre unterschiedlichen Ausgestaltungen und Funktionalisierungen bis in die Gegenwart nachzuverfolgen. Dabei sollen nicht nur die einzelnen Textbeispiele nach narratologischen Gesichtspunkten untersucht werden, es soll auch ihre gattungsgeschichtliche Abkunft sowie ihre institutionelle Einbindung in den Diskurs der Ratgeberrede beleuchtet werden.

    Die zu behandelnden Texte werden rechtzeitig über Moodle zur Verfügung gestellt.

  • Jessica Güsken, M.A.

    Termine: Dienstag, 7. Juni, bis Freitag, 10. Juni, jeweils 9:15 – 10:45 Uhr

    Zielgruppe: Alle Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs

    Erläuterungen

    Als Miniatur werden häufig kleine Erzählungen bezeichnet, die etwas kurz porträtieren – z.B. historische Figuren, besondere Begebenheiten, ein Zeitalter oder auch eine Gegend. Entsprechend dem bildlich-illustratorischen Bereich der Miniatur im ursprünglichen Wortsinn, kann man literarische Miniaturen als Kurzporträts verstehen. Anhand einer Reihe verschiedener Miniaturen (u.a. von Stefan Zweig, Hermann Hesse, Karl Heinrich Waggerl und Alex Capus) wird im Seminar der Frage nachgegangen, in welchem Verhältnis solche Kurzporträts zu dem stehen, was man ein Porträt der Sache nennen würde, und welcher Poetik diese Verdichtungen oder „geballten Momente“ (Zweig) jeweils folgen.

  • Dr. Christian Lück

    Termine: Montag, 6. Juni, bis Donnerstag, 9. Juni, jeweils 17:15 – 18:45 Uhr

    Zielgruppe: Alle Studierende des Bachelor- und Masterstudiengangs

    Erläuterungen

    Das Interesse für kleine Erzählungen ist für die deutsche Philologie konstitutiv gewesen. Jacob und Wilhelm Grimm haben nicht nur Märchen gesammelt, sondern Streifzüge quer durch alle Gebiete der Überlieferung unternommen, von der Sage bis zum Recht, Stellen über das Leben der Gesellen werden genauso exzerpiert wie solche über Landsknechte oder Studenten. Einen verbürgenden Rahmen für die Publikation solch diversen Materials und seine unsystematische, ja fast schon wilde Kommentierung finden die Grimms in den sogenannten silvae, lat. für Wälder, eine Publikationsform für Gelegenheitsdichtung. 1813 nennen sie ihre neue Zeitschrift Altdeutsche Wälder.

    Manche Zeitgenossen haben den beiden Herausgebern dieser Wälder spitz eine „Andacht zum Unbedeutenden“ attestiert. Diese berühmte Kennzeichnung ist erst ein halbes Jahrhundert später, nach Jacobs Tod, zu einem Lob umgemünzt worden, das Walter Benjamin 1938 im Pariser Exil aufgreift, um das Interesse der Grimms am Unbedeutenden zum Vorbild für eine alles andere als deutschtümelnde Literatur- und Kunstwissenschaft zu machen.

    Das Kleine steht bei den Grimms offenbar in einem systematischen Zusammenhang zunächst mit dem Konzept der „Volkspoesie“ und dann mit dem der Nation, also einem sehr großen Interpretations- und Zurechnungsrahmen, der sich zur Diversität und Unbedeutendheit des Materials ganz kannibalisch verhält. Das Seminar gibt Gelegenheit, den Grimmschen Interpretationsrahmen kennenzulernen, ihn mit ausgewählten Stücken aus deren Sammlung zu testen und schließlich zu fragen, was Walter Benjamin an der „Andacht zum Unbedeutenden“ der Grimms so vorbildlich gefunden haben könnte.

  • Kristina M. Goggol, M.A.; Dennis Götzen, M.A.; Kaja Ruhwedel, M.A.

    Termine: 7., 8. und 9. Juni 2016, jeweils 14:00 - 15:00 Uhr

    Zielgruppe: Primär Studierende des Bachelor-Studiengangs

    Erläuterungen:

    Die Übung macht u.a. mit den Recherchemöglichkeiten in Literaturdatenbanken, den Arbeitsstrategien und –techniken beim Verfassen von Hausarbeiten und den Standards des Zitierens und der bibliographischen Nachweise vertraut.

    Plan der Übung:

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16.04.2024