Hochschulmanagement

Kennzeichnend für Universitäten ist, dass die Wissenschaftler mit ihrem Expertenwissen zentrale Bedeutung für die Leistungserstellungsprozesse haben. In Forschung und Lehre erbringen sie individuelle, nur bedingt mess-, steuer- und kontrollierbare Leistungen. Ihre individuelle Autonomie gilt als Voraussetzung wissenschaftlicher Tätigkeit. Sie ist gesetzlich verankert und verschafft den Wissenschaftlern eine starke Stellung in der Universität. Ihre Bindung an die Fachdisziplin ist jedoch in aller Regel größer als an die Universität. Durch diese Fokussierung entstehen organisationale Identitäten, aus denen nicht selten eigensinnige Verhaltensweisen und Blockaden resultieren. Jedoch bestehen weder eine Hierarchie, die auch die Wissenschaftsbereiche erfasst, noch funktionierende Anreizsysteme, so dass der Einflussnahme auf das Verhalten enge Grenzen gesteckt sind. Vor diesem Hintergrund beschäftigen wir uns mit verschiedenen Fragestellungen.

Informationen über das abgeschlossene BMBF-Projekt StratUM

Aktuelle sowie vergangene Forschungsschwerpunkte im Bereich Hochschulmanagement lassen sich den Publikationen dazu entnehmen.


Inszenierungen und Paradoxien des universitären Managements

Nach der Jahrtausendwende haben Reformen den deutschen Universitäten ein Management gebracht, das die Gesetzgeber und verschiedene Protagonisten (z. B. Stifterverband für die Wissenschaft, Centrum für Hochschulentwicklung) als zeitgemäß und geeignet ansahen. Es sollte die seit den 1970er Jahren durch die Partizipation aller Hochschulgruppen geprägten Universitäten entfesseln, sie unternehmerischer, effektiver und effizienter werden zu lassen. Man folgte dem Leitbild des New Public Management, einem Modell der Reform öffentlicher Verwaltungen der 1980er-Jahre, ohne sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, dass Universitäten zwar eine Verwaltung haben, aber keine Verwaltung sind.

Bei weitem nicht jedem der neuen Topmanager gelingt seitdem die konstruktive Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern. Zu groß ist das Machtpotenzial, zu gering sind das Management-Know-how und die Selbstreflexionsfähigkeit. Trotzdem sehen gewichtige Akteure des Wissenschaftssystems in diesem heroischen Management den (allein) richtigen Weg zu universitärem Erfolg.

Ausgewählte Publikationen zu diesem Forschungsschwerpunkt:

  • Scherm, Ewald: Überlegungen zum Management hybrider Hochschulen, in: Hochschulmanagement 18 (2+3/2023), S. 55-62
  • Scherm, Ewald: Hierarchische Steuerung deutscher Universitäten – ... und sie ist doch möglich, in: Hochschulmanagement 17 (1+2/2022), S. 27-35
  • Scherm, Ewald:Wenn Hochschulmanagement aus der Zeit fällt, in: Wissenschaftsmanagement 27 (Jahresband 2022), S. 198-203
  • Scherm, Ewald: Führt Autonomie zu agilen Hochschulen? In: Hochschulmanagement 16 (3/2021), S. 90-96
  • Scherm, Ewald: Das Vermessen der Hochschulen und seine Folgen, in: Zeitschrift Führung + Organisation 90 (4/2021), S. 220-225
  • Scherm, Ewald: Quo vadis, Universität? In: Zeitschrift Führung + Organisation 89 (3/2020), S. 158-160
  • Scherm, Ewald: Entwicklungen des Managements in Unternehmen und Universitäten – eine Paradoxie, in: Hochschulmanagement 14 (2+3/2019), S. 43-48
  • Scherm, Ewald: Rektoren-Rankings: Verbessern sie das strategische Entscheiden oder institutionalisieren sie die Hierarchie in Hochschulen? In: Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis 70 (5/2018), S. 600-618
  • Scherm, Ewald: Die Kür zur/zum „Hochschulmanager(in) des Jahres“, in: Wirtschaftswissenschaftliches Studium 46 (11/2017), S. 36-39
  • Scherm, Ewald: Was verbirgt sich hinter dem DHV-Ranking „Rektor des Jahres“? In: Qualität in der Wissenschaft 11 (3+4/2017), S. 82-85
Ansprechpartner: Foto: Hardy Welsch

Ansprechpartner:

Ewald Scherm


Lehrstuhl Scherm | 08.04.2024