Vortrag zur Selbstorganisation

Matthias Michaeler spricht im Kolloquium des Instituts für Soziologie am 22. Februar über „Selbstorganisation“ und analysiert hierfür das Zusammenspiel von Volleyballmannschaften.


Im nächsten Kolloquium des Instituts für Soziologie am Mittwoch, 22. Februar, hält Matthias Michaeler von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg einen Vortrag zum Thema „Selbstorganisation. Zur reflexiv-reflektierten Selbststeuerung des Zusammenspiels von Volleyballmannschaften“. Die wissenschaftliche Veranstaltung ist öffentlich und beginnt um 16 Uhr im Philipp-Reis-Gebäude der FernUniversität, Raum C002, Universitätsstr. 27, 58097 Hagen. Der Eintritt ist frei.

Der Referent Matthias Michaeler gibt einen Überblick über den Inhalt seines Vortrags:

„Die verschiedenen Praxistheorien haben sich zum Ziel gesetzt die Herstellung sozialer Ordnung zu erklären, ohne dabei den Dualismus von individuellem Handeln und sozialen Strukturen zu perpetuieren. Allerdings werden sie dieser Frage nach der Herstellung sozialer Ordnung kaum gerecht, insofern sie von immer schon routiniert ablaufenden Praktiken als wiederkehrende Vollzugseinheiten ausgehen. Entsprechend bieten sie keine spezifische Definition für die Unterscheidung organisierter und nicht organisierter Praktiken, aber auch nicht dafür, wie Organisationen als kollektive Teilnehmer an Praktiken durch Organisation hervorgebracht bzw. enacted werden. So schafft es dieser Theorieansatz mit Ausnahme der Strukturationstheorie von Giddens nicht, einen eigenständigen Beitrag zur Organisationstheorie zu leisten.

In diesem Vortrag möchte ich eine Analytik vorstellen, mit der die Organisation von und in Praktiken praxeologisch als Herstellung von Ordnung untersucht werden kann. Statt von geordneten Praktiken auszugehen, schlage ich vor, die Entfaltung von Praktiken über die Vollzugspraxis zu rekonstruieren, in der sich Akteure in ihren Aktionen durch wechselseitige Befähigung ins Spiel bringen und subjektivieren. So wird die Organisation und Strukturierung von Praktiken als Leistung sichtbar gemacht, ohne diese an prä-praktisch existierende Subjekte zu binden. Für eine Organisationsforschung im eigentlichen Sinn wird diese Praxiskonzeption allerdings erst dann wirklich interessant, wenn sie es erlaubt, Grade von Organisiertheit zu unterscheiden, wie sie sich z.B. im Zusammenspiel von Freunden bzw. von professionell organisierten Teams in Volleyballspielen zeigt. Solche Organisationsgrade lassen sich – so meine These – an den spezifischen Formen oder Ausprägungen der reflexiven und reflektierten Selbststeuerung der Vollzüge von Praktiken beobachten und unterscheiden. Dabei meint Reflexivität die wechselseitige Ausrichtung von Aktionen, die den praktischen Vollzug in eine bestimmte Richtung lenken (wie kann situativ angeschlossen werden?), während Reflektiertheit eine mitlaufende Orientierung an der Einheit des Vollzug selbst meint (um was geht es?), die sich u.A. auch in technischen (z.B. dem Spielfeld) und kognitiven Artefakten (wie Verfahren) manifestieren kann. Über den Vergleich der Praktik des Zusammenspielens von zufällig sich konstituierenden bzw. professionell organisierten Volleyballmannschaften möchte ich abschließend die Fruchtbarkeit einer solchen Analytik für die Organisationsforschung vorführen.“

Die öffentliche Veranstaltung findet im Rahmen des Hagener Forschungsdialogs der FernUniversität statt.

Gerd Dapprich | 20.02.2017