Ein eigenes Hörspiel aufgenommen

Für Studierende der FernUniversität stand im Seminar „Das Neue Hörspiel” nicht nur Theorie, sondern auch die Produktion eines eigenen Hörspiels auf dem Programm.


Justus Jonas, Peter Shaw oder Bob Andrews – das sind Namen, die vielen bei dem Gedanken an Hörspiele in den Sinn kommen. An Ernst Jandl denkt man nicht unbedingt. Hörspiele haben jenseits der „Drei ???“ und Co jedoch viel mehr zu bieten. Und das seit fast 100 Jahren. Der Geschichte des Hörspiels sind Studierende der FernUniversität in Hagen im Seminar „Das Neue Hörspiel“ nachgegangen. Am Ende der Lehrveranstaltung des Bachelorstudiengangs Kulturwissenschaft und des Masterstudiengangs Europäische Moderne – Geschichte und Literatur stand die Produktion eines eigenen Hörspiels auf dem Programm.

Theorie und Praxisteil

Foto: FernUniversität
Dr. Peter Risthaus (links) übernahm den Theorie- und Philipp Kressmann den Praxisteil des Seminars.

„Man bekommt einen anderen Blick auf die Dinge, wenn man selbst einmal in die Produktion involviert ist“, sagt Dr. Peter Risthaus, Professurvertreter im Lehrgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Geschichte der Medienkulturen. Gemeinsam mit seiner wissenschaftlichen Hilfskraft Philipp Kressmann hat er im Wintersemester 2017/18 das Seminar für die FernUni-Studierenden angeboten. Dabei war Risthaus primär für den Theorieteil zuständig und Kressmann, der als freier Journalist unter anderem für den Hörfunk arbeitet, für den Praxisteil. Die Studierenden bekamen so einen besonderen Mix, der jedoch bei Weitem keine leichte Kost war.

Denn Grundvoraussetzung für das Seminar war Ernst Jandls Hörspiel „Das Röcheln der Mona Lisa“, das sich alle Interessierten noch vor der Anmeldung anhören sollten. Ein Paradebeispiel für das Genre des „Neuen Hörspiels“.

„Schön ist das nicht“, gibt Peter Risthaus zu. Aber das will es auch gar nicht sein. Denn im „Neuen Hörspiel“ wird keine Geschichte erzählt, es gibt keine Handlung. „Vielmehr geht es um den experimentellen Charakter. Es wird gezeigt, was dank der neuen Mittel der Radio- und Tontechnik mit einer Stimme und Geräuschen alles möglich ist“, erklärt Risthaus.1968 gilt als das Geburtsjahr dieser experimentellen und avantgardistischen Radioform, die im Zentrum des theoretischen Teils der Veranstaltung stand.

Aufnahmen im FernUni-Tonstudio

Gruppe von Menschen im Tonstudio. Foto: privat
Philipp Kressmann (Mitte) bereitet die Studierenden auf die Aufnahmen im Tonstudio vor.

Die Studierenden empfanden Jandls Hörspiel größtenteils als seltsam, fühlten sich aber auch gleichzeitig herausgefordert, das Thema näher zu erforschen. Wie auch Thorsten Stapel: „Es geht gegen die normalen Hörgewohnheiten. Ich konnte mich aber sehr gut darauf einlassen.“ So öffnete allein schon der Theorieteil des Seminars einen neuen Blickwinkel.

Mit dem Praxisteil wurde dieser dann noch breiter. „Ich stand zum ersten Mal in einem Tonstudio. Das war eine tolle Erfahrung und eine wichtige Ergänzung“, sagt Thorsten Stapel. Alle elf Seminarteilnehmenden haben in einem von Peter Risthaus eigens dafür konzipierten Hörspiel eine Sprecherrolle übernommen. Wer welchen Teil sprechen durfte, entschied das Los.

Hörspiel wird im Radio gesendet

Das im Seminar produzierte Hörspiel „Der Aktenwagen”

Der Praxisteil begann zunächst mit einigen Sprechübungen und einer gemeinsamen Lachszene. „Dabei habe ich richtig gemerkt, wie alle motiviert waren, aus sich herauszukommen“, blickt Philipp Kressmann zurück. Im Tonstudio auf dem FernUni-Campus hat er die Rohfassung des Hörspiels aufgenommen. Geschnitten und bearbeitet hat er sie dann im Bochumer Campusradio CT das radio. Dort wird das Hörspiel auch gesendet. Zudem soll das Hörspiel eventuell auch beim Deutschlandfunk eingereicht werden.

Das Seminar „Das Neue Hörspiel“ war durch die Kombination von Theorie und Praxisteil für die Studierenden in jedem Fall eine besondere Lehrveranstaltung, die den Blick auf das Genre verändert hat. Für Thorsten Stapel steht fest: „Neue Hörspiele werde ich mir auch weiterhin anhören.“

Carina Grewe | 27.02.2018