Von Hagen aus wird in die Zukunft gedacht

​Die Deutschlandstipendiatinnen und -stipendiaten der FernUniversität gingen auf Tuchfühlung mit der Geschichte und Wirtschaft Hagens.


Etwa 20 Personen stehen als Gruppe zusammen. Sie tragen Sicherheitshelme und Warnwesten. Foto: FernUniversität
Sicherheit geht vor: Die Stipendiatinnen und Stipendiaten besuchten thyssenkrupp in Hagen-Hohenlimburg.

Rotglühend schiebt sich die Bramme aus dem Ofen. Beim Kühlvorgang schießt das Wasser zischend über den knapp 1000 Grad Celsius heißen Stahlblock. Dampf steigt auf. Maren Cordes nickt beeindruckt: „Dieser Prozess ist gigantisch. Hier werden alle Sinne angesprochen.“ Die 41-jährige Studentin gehört zu einer Besuchergruppe der FernUniversität in Hagen, die die Produktion des Duisburger Stahlkonzerns thyssenkrupp am Standort in Hagen-Hohenlimburg besichtigen. Das Werk walzt Stahl für spezielle Anforderungen unter anderem in der Automobilindustrie.

Selbstwirksamkeit

Die Unternehmensbesichtigung ist Teil des Programms für die Studierenden der FernUniversität, die im Wintersemester 2018/19 ein Deutschlandstipendium erhalten. Sie trafen sich für zwei Tage in Hagen, um den Campus, Sponsorinnen und Sponsoren sowie sich gegenseitig kennenzulernen.

„Das Deutschlandstipendium ist eine hohe Auszeichnung für mich, es bestätigt mich“, fasst Maren Cordes zusammen, die als Pädagogische Fachkraft an einer Grundschule arbeitet und Bildungswissenschaften studiert. „Von der monatlichen Unterstützung gönne ich mir Fachliteratur und belege in diesem Semester zwei Module statt eins.“

Eine Gruppe von rund sechs Personen steht vor einem Gebäude. Foto: FernUniversität
Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff zeigte den Studierenden, was Bauhaus-Gründer Walter Gropius in Hagen gebaut hat.

300 Euro im Monat, die sich Bund und Unternehmen oder Privatpersonen teilen, schaffen Freiräume für die Stipendiatinnen und Stipendiaten. Anna Brönlund, mit 18 Jahren die Jüngste in der Runde, möchte die Zeit zwischen Abitur und ihrem Studienwunsch Mathematik in Oxford sinnvoll füllen und später im Ausland ihr Fernstudium fortsetzen können. „Das Deutschlandstipendium unterstützt die Selbstwirksamkeit“, schilderte Stipendiatin Beya Mhadbi ihre Erfahrungen. „Die Förderung regt an, das eigene Leistungsniveau zu halten oder sogar zu steigern.“

Solidarbeziehungen

Die Bandbreite unter den Fernstudierenden ist groß – oder wie FernUni-Rektorin Prof. Dr. Ada Pellert es bei einem Empfang am Abend formuliert: „Sie verkörpern das Leben des 21. Jahrhunderts. Bei Ihnen passiert viel parallel, Sie verbinden das Studium mit unterschiedlichen Lebensphasen, haben unterschiedliche Zugänge zu Bildung und doch eins gemeinsam: den Willen zum Lernen.“ Beim Empfang gab es die Gelegenheit für die Studierenden mit Professorinnen und Professoren ins Gespräch zu kommen, Fördererinnen und Förderer kennenzulernen. „Hier entstehen Solidarbeziehungen, das ist ein schöner Effekt“, so die Rektorin.

Etwa 20 Personen stehen als Gruppe zusammen. Sie tragen festliche Kleidung. Foto: FernUniversität
Studierende, Rektorin, Förderinnen und Förderer lernten sich bei einem Empfang kennen.

Als Hauptsponsorin tritt seit 2012 die Gesellschaft der Freunde (GdF) der FernUniversität auf. „Die Idee des Deutschlandstipendiums gefiel uns von Anfang an. Wir sind überzeugt davon, dass hier Chancen für Studierende und die Gesellschaft geschaffen werden, Engagement und Talent zu unterstützen“, so Dr. h.c. Hans-Peter Rapp-Frick, Vorstand der GdF.

„Im Vordergrund unseres Engagements als Förderer des Deutschlandstipendiums stehen die Unterstützung talentierter Studierender sowie die Möglichkeit des persönlichen Kontaktes, auch im Sinne der Nachwuchssicherung unseres Unternehmens. Darüber hinaus bietet uns die Kooperation mit der FernUniversität in Hagen die Gelegenheit, regional Verantwortung als ,guter Nachbar‘ zu übernehmen und einen Beitrag zum Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu leisten“, so Markus Zobel, Leiter Human Resources Management bei thyssenkrupp Hohenlimburg.

Stadtrundfahrt

Während ihres Aufenthaltes gingen die Stipendiatinnen und Stipendiaten auch auf Tuchfühlung mit Hagen: Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff zeigte ihnen auf einer Rundfahrt Ecken des alten und neuen Hagens. „Hagen ist eine Stadt, die bunt ist“, ordnete Eckhoff das soziale Profil ein, bevor er zu einem Parforceritt durch die Geschichte der Stadt ansetzte und insbesondere aktuelle Bezüge zum Bauhaus-Jahr knüpfte. Auf Wirken des Kunstmäzens Karl Ernst Osthaus arbeitete der Architekt und spätere Gründer der Bauhaus-Bewegung Walter Gropius in Hagen. „Von hier wurde stark in die Zukunft gedacht“, so der Kunsthistoriker – ein guter Ausgangspunkt für einen Hochschulstandort.

Förderinnen und Förderer

Die FernUniversität in Hagen vergibt 34 Deutschlandstipendien zum Wintersemester 2018/2019. Die Stipendien werden getragen durch: die Gesellschaft der Freunde der FernUniversität, die Sparkasse Hagen-Herdecke, die Märkische Bank, die Wilo-Foundation, die thyssenkrupp Hohenlimburg GmbH, die Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG, die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer Hagen, CD Wälzholz, dormakaba, die Privatpersonen Hans-Rudolf Hermannsen, Dr. Claudio Gruler, Wulf Tiedemann, Klaus Oberliesen, Markus Kriewald und Dr. Frauke Steinmüller sowie zusammengefasste Einzelspenden von Unternehmen und Privatpersonen.

Anja Wetter | 12.02.2019