Susanne Krieghoff

Gründerin eines Psychologie-Stammtisches

42,195 Kilometer bis zum Ziel sind nicht immer ein Vergnügen. Auch nicht für eine Power-Frau wie Susanne Krieghoff, die nach Feierabend für die Marathon-Distanz trainiert und an der FernUniversität in Hagen Psychologie studiert. „Warum tue ich mir das eigentlich an?“, fragt sich Susanne Krieghoff jetzt gerade wieder. So kurz vor den Prüfungen ist sie im Klausurstress. Dabei muss die Verwaltungsangestellte aus Mainz nicht lange überlegen, warum sie mit 52 Jahren 20 Stunden pro Woche in ihr Fernstudium investiert. „Das Interesse am Studienfach, die Aussicht auf einen akademischen Abschluss, die beruflichen Möglichkeiten, meine Kommilitonen, das alles motiviert mich zum Lernen“, zählt sie auf.

Ansprechperson für Hilfesuchende

Psychologie studieren, das wollte Susanne Krieghoff schon immer. Eigentlich direkt nach dem Abitur. Doch dann lief das Leben anders als geplant. Statt zu studieren machte sie als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern eine Verwaltungslehre und arbeitete in Vollzeit an einer Universität in Niedersachsen. Die Psychologie verlor sie aber nicht aus den Augen. Seit ihrem Umzug im Jahr 2002 nach Rheinland Pfalz besuchte sie zahlreiche Fortbildungen. In der Psychotherapeutischen Beratungsstelle an der Universität Mainz kümmert sie sich ganztägig um Verwaltungsangelegenheiten, ist erste Ansprechperson für Hilfesuchende und somit nah dran an den psychischen Problemen der Studierenden. „Ob Prüfungsängste oder Soziale Phobien, wir beraten alles, von Angst bis Zwang“, berichtet sie.

Seit zwei Jahren lebt Susanne Krieghoff nun ihren Traum vom Psychologie-Studium. Ihre Töchter sind inzwischen groß. „Und die FernUniversität lässt mir die Freiheit, neben meinem Vollzeitjob die Vorlesungen so zu gestalten wie es mein Alltag zulässt“, sagt sie. „Das ist eine schöne Möglichkeit für alle, die sich neben dem Beruf und weiteren Pflichten etwas zutrauen, egal wie alt sie sind.“

eine Frau mit Kaffeebecher sitzt auf dem Weißen Platz und unterhält sich mit einem Kommilitonen Foto: Torsten Silz
Anonymes Fernstudium? Von wegen! Susanne Krieghoff mag den Austausch mit anderen Studierenden (hier auf dem Campus).

Anspruchsvolles Studium mit Hürden

Doch der Start ins Studium war kein Selbstläufer. „Ich musste erst wieder lernen zu lernen, das fing bei der Zeiteinteilung und dem Umgang mit den Studienbriefen an“, stuft Krieghoff das Fernstudium als anspruchsvoll ein. Hohe Hürden sind aus ihrer Sicht für viele die Statistik und die englische Fachliteratur. „Aber man wächst da rein“, weiß sie. Nach vier Semestern hat sie ihren Weg gefunden. Sie arbeitet gerne mit Moodle, bevorzugt Quizzes für das Klausurtraining und trifft sich virtuell und im richtigen Leben mit Lerngruppen. Die Bachelorarbeit hat sie bereits im Blick. „Ich würde gern ein eigenes Thema einbringen. Beruflich habe ich da viele Anknüpfungspunkte“, sagt sie.

Dass sie danach noch den Master in Psychologie machen will, steht für sie bereits fest. Ein weiterer Schritt, mit dem sie sich ihren Berufswunsch erfüllen will. Ihr Standbein im öffentlichen Dienst möchte sie nicht aufgeben. „Aber ich würde nebenbei gerne selbstständig im Bereich der Gesundheits- oder Wirtschaftspsychologie arbeiten“, blickt sie in die Zukunft.

Laufen und Lernen

Vorerst muss sie aber den Klausurstress bewältigen. Sport hilft dabei. Susanne Krieghoff geht regelmäßig laufen – wobei sie ihren MP3-Player dabei hat und sich per Kopfhörer die Prüfungsinhalte anhört. So wie jeder gelaufene Kilometer beim Marathon macht jede bestandene Prüfung stolz. „Das ist einfach gut fürs Ego“, sagt die Mainzerin. Und nach dem Klausurstress überwiegt dann schnell wieder die Freude am Lernen.

Stand: August 2018

Carolin Annemüller | 19.05.2023