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Aufzeichnungen Lüdenscheider Gespräche

In etwa zweimonatigem Abstand finden die „Lüdenscheider Gespräche“ statt. Das Angebot reicht vom Kolloquium für wissenschaftlich Interessierte über Veranstaltungen mit Zeitzeugen bis hin zu Filmvorführungen und Vorträgen bekannter Persönlichkeiten.

Die bearbeiteten Aufzeichnungen der Vorträge werden hier allen Studentinnen und Studenten der FernUniversität zugänglich gemacht.

2022

  • Arthur Schlegelmilch: Otto Ostrowski – Berlins „vergessener“ Oberbürgermeister

    Nur eine unscheinbare Seitenstraße im Bezirk Prenzlauer Berg erinnert heute an Berlins ersten gewählten Nachkriegs-Oberbürgermeister, den Sozialdemokraten Otto Ostrowski (1883-1963). Kaum größer könnte der Kontrast zu seinem Nachfolger Ernst Reuter ausfallen, dem eine Vielzahl von Straßen, Plätzen und Einrichtungen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Stadtgrenzen gewidmet wurden.

    Wie aber kam es überhaupt dazu, dass das eben noch einstimmig gewählte und von der Alliierten Kommandantur bestätigte Stadtoberhaupt von seiner eigenen Partei fallen gelassen und als „trojanisches Pferd“ aus dem Amt gejagt wurde? Worin bestand Ostrowskis Versagen, der doch als „ehrlicher Makler“ im Sinne gesamtstädtischer Integrität und sozialistischer Umgestaltung angetreten war? Welche Kräfte wirkten im Hintergrund? Und welche historische Bedeutung kommt der so genannten Ostrowski-Krise im Hinblick auf (West)Berlins Meistererzählung als Heldenstadt des Kalten Kriegs zu?

    Der Referent, ehem. Leiter des Instituts für Geschichte und Biographie der FernUniversität Hagen, hat sich in mehreren Publikationen mit der Nachkriegsgeschichte Berlins befasst.

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  • Prof. Dr. Michael Göring: Hotel Dellbrück - Ein Generationenroman

    Dezember 1938: Sigmund, 15 Jahre alt, sitzt im Zug nach England. Sigmund ist Jude, Waisenkind, aufgewachsen im Hotel Dellbrück, dem Bahnhofshotel einer westfälischen Kleinstadt. Mit dem Kindertransport kommt er nach Cornwall, wo er von einem methodistischen Ehepaar aufgenommen wird. Hier überlebt er den Krieg und den Holocaust, studiert und wird Lehrer. 1949 entscheidet sich Sigmund für die Rückkehr nach Deutschland. Er unterrichtet an derselben Schule, an der er zwölf Jahre zuvor als "Judenlümmel" schikaniert wurde. Sigmund heiratet Maria, die Tochter des Hoteliers Tono Dellbrück, mit der er vor seiner Flucht nach England aufgewachsen ist. Doch Sigmund fällt es schwer, im Nachkriegsdeutschland heimisch zu werden. Auch sein Sohn Friedemann, der 1955 auf die Welt kommt, ist lange auf der Suche nach Heimat und Bindung. Nach dem Abitur fährt er 1975 mit dem Magic Bus das erste Mal nach Indien, später lebt er eine Zeit lang in Poona und zieht Anfang der 1990er-Jahre mit seiner Freundin Cleo nach Australien. Der Ankerpunkt in Deutschland bleibt das Hotel Dellbrück.

    Michael Göring zeichnet mit seinem Roman „Hotel Dellbrück“ die Geschichte einer Familie über zwei Generationen nach: Wie sehr prägt das Schicksal des jüdischen Vaters, der zwischen Schuld- und Hassgefühlen nicht zur Ruhe kommt, den Sohn Frido? Wo findet man Heimat?

    Michael Göring, 1956 geboren, studierte Anglistik, Geographie, Amerikanistik und Philosophie und promovierte 1986 im Fach englische Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2000 lehrt er zusätzlich als Honorarprofessor Stiftungswesen am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Bis Ende 2021 war er Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung und von 2014 bis 2018 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Er ist Autor mehrerer Sachbücher und biographischer Romane, wie "Spiegelberg – Roman einer Generation", "Hotel Dellbrück" und "Dresden. Roman einer Familie".

    Aufzeichnung: Lesung Teil 1 | Diskussion | Lesung Teil 2

  • Dr. Knut Bergmann: Walter Scheel - Unerhörte Reden

    Der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel, der am 24. August 2016 im Alter von 97 Jahren verstarb, ist für seine Darbietung des Volksliedes »Hoch auf dem gelben Wagen« in der kollektiven Erinnerung geblieben. Dabei gehörte er jenseits dieses Klischees zweifellos zu den wichtigsten und erfolgreichsten Politikern der Bonner Republik. Trotzdem drohten die Reden dieses herausragenden Rhetorikers zu Unrecht in Vergessenheit zu geraten.

    Im Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach lagern etliche Meter an Unterlagen von und über den ehemaligen Bundespräsidenten. Dieses Vermächtnis Scheels hat nunmehr seinen Niederschlag in der Förderung und Mitwirkung der Stiftung am Buch „Walter Scheel – Unerhörte Reden“ gefunden, das 2021 im Berliner Be.bra Verlag erschienen ist. Der Band zeichnet – auf gut 300 Seiten und mit rund 70 Fotos – Walter Scheels politisches Wirken anhand von 16 Ansprachen als Bundesminister, Bundespräsident und Parteipolitiker nach.

    Der Herausgeber des Buches, Dr. Knut Bergmann, Leiter Kommunikation des Instituts für deutsche Wirtschaft und Lehrbeauftragter am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn, und der Ko-Autor Prof. Dr. Ewald Grothe, Leiter des Archivs des Liberalismus, stellen dieses Buch vor und erinnern an Walter Scheel als einen herausragenden Politiker.

    Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach statt.

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2021

  • Maximilian Probst: „Freiheitskämpferin, Heilige, grüne Feministin.“ Die vielen Leben der Sophie Scholl

    Das Leben der Sophie Scholl, das am 22. Februar 1943 unter dem Fallbeil endete, umfasste gerade einmal 21 Jahre. Ihr kurzes Leben wurde seither wieder und wieder erzählt, von Zeitzeuginnen, Historikern, Journalisten, Autorinnen und Filmemacherrn. Anlässlich ihres 100. Geburtstags am 9. Mai 2021 sind gleich zwei neue Biografien erschienen. Neues kann dabei kaum noch zu Tage kommen, denn die wesentlichen Quellen sind alle erschlossen. Maximilian Probst fragt stattdessen nach dem Nachleben der Sophie Scholl im kulturellen Gedächtnis. Warum wurde Sophie Scholl nicht vergessen, wie so viele andere Widerstandskämpfer? Wie wurde sie, die erst spät zur Weißen Rose stieß, zum Gesicht dieser Widerstandsgruppe, vielleicht zum Gesicht des deutschen Widerstandes schlechthin, für mache gar zur berühmtesten Frau der deutschen Geschichte? Wer hat wann und in welchem Kontext das Bild von Sophie Scholl gezeichnet? Worin bestand und besteht das Interesse an dieser jungen Frau, das ihr ein derart langes und intensives Nachleben beschert hat?

    Maximilian Probst ist 1977 in Hamburg geboren und ein Enkel des Widerstandskämpfers Christian Probst und Mitglied der 1987 gegründeten Weiße Rose Stiftung. Er hat Philosophie, Geschichte und Germanistik studiert und als Übersetzer von Paul Virilio, Alain Badiou und Slavoj Žižek gearbeitet. Heute ist er Redakteur im Wissensressort der ZEIT.

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  • Dr. Eva Maria Gajek : „Geld allein taugt nicht zur Identitätsbildung“: Entführungen von Millionären und Millionärinnen in der Bundesrepublik zwischen Ereignis, Deutung und Erinnerung

    Seit den 1970er Jahren stieg die Zahl von Entführungen mit Lösegeldforderungen erheblich. Allein im Herbst 1976 wurden fünf Personen entführt, wobei die Oetker-Entführung mit einer Lösegeldforderung von 21 Millionen DM den dramatischen Höhepunkt bildete. Die Zunahme des Verbrechens löste nicht nur Debatten über Gewalt, Sicherheit und die Präventionen davor aus. Sie stellte auch Fragen nach der Opfergruppe. Wer war potentielles Opfer und warum? Kriminologische Erhebungen sowie journalistische Beobachtungen stellten zunehmend fest, dass es sich in den meisten Fällen um Millionäre und Millionärinnen handelte. „Die reichen Leute und ihre Kinder sind das natürliche Ziel dieses Verbrechens, nicht die ganz normalen“, formulierte paradigmatisch die FAZ im Jahr 1983.

    Der Vortrag stellt diese öffentlichen Debatten in den Mittelpunkt. Dabei wird die Suchbewegung von Zugehörigkeit und Identitätsbildung nachvollzogen und Besitz als Identitätsmerkmal exemplarisch diskutiert. Damit blickt der Vortrag nicht nur auf die öffentlichen Zuschreibungen sowie auf Vorstellungswelten der Täter über die Opfer, die jene vor Gericht, in Interviews sowie in Erinnerungen formulierten. Der Vortrag will zudem zeigen, wie die Selbstwahrnehmung als Opfergruppe auch die Verortung in der sozialen Ordnung der Bundesrepublik einschloss und damit schlussendlich auch zur Disposition stellte, ob man sich der sozialen Gruppe der "Reichen“ zugehörig fühlen konnte. In seinem Buch „Im Keller" über seine Entführung 1996 resümierte Jan-Philipp Reemtsma: "Geld allein taugt nicht zur Identitätsbildung“. Aber genau dieses gemeinsame Merkmal der Opfergruppe war nicht nur entscheidendes Kriterium für die Täter. Es löste ebenfalls Fragen nach Gerechtigkeit aus und stellte damit die öffentlichen Diskussionen um die Entführung in den Kontext von sozialen Ungleichheitsdebatten der 1970er Jahre.

    Eva Maria Gajek ist Historikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Leibniz-Preis-Arbeitsgruppe „Geschichte und Theorie des globalen Kapitalismus“ an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Für ihre Promotion erhielt sie den Hedwig Hintze Preis des Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschland. Derzeit arbeitet sie an einer Kulturgeschichte des Reichtums im 20. Jahrhundert.

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  • Dr. Rieke C. Harmsen: Werner und Hans-Bernd von Haeften und der Widerstand des 20. Juli 1944

    Werner von Haeften und sein Bruder Hans-Bernd von Haeften zählten zum engsten Kreis des Widerstands vom 20. Juli 1944. Die Brüder wandten sich frühzeitig gegen das nationalsozialistische Regime und wurden nach dem missglückten Staatsstreich hingerichtet.

    Die Bedeutung der Brüder Haeften im Widerstand des 20. Juli 1944 wurde bislang in der Forschung unterschätzt. Werner von Haeften war als Ordonnanzoffizier Stauffenbergs maßgeblich an den Planungen des Attentats und des Staatsstreiches beteiligt. Sein Bruder Hans-Bernd gehörte zum Kreisauer Kreis. Er war Mitverfasser verschiedener Denkschriften und sorgte für deren Verbreitung im Ausland. Beide waren vernetzt mit Akteuren der Verschwörung aus verschiedensten Kreisen. Für die Gruppe der Verschwörer bildeten die Brüder Werner und Hans-Bernd eine Scharnierfunktion zwischen Heeresleitung, Auswärtigem Amt und zivilem Widerstand.

    Werner von Haeften war ab November 1942 aktiv am Widerstand beteiligt - zunächst in der Abteilung Ausland/Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht unter Helmut James Graf von Moltke, dann in der Passierscheinstelle bei Jens Peter Jessen - einer Dienststelle, die zur zentralen Schaltstelle des Widerstandes wurde. Als er im November 1943 als Ordonnanzoffizier zu Stauffenberg kam, verfügte er über ein Wissen und ein Netzwerk, das für die Organisation und Durchführung des Staatsstreiches von immenser Bedeutung war. Er rekrutierte Verbindungsoffiziere und machte Stauffenberg mit vielen Akteuren des Widerstands bekannt.

    Hans-Bernd von Haeften gehörte zu den wenigen Diplomaten im Auswärtigen Amt, die oppositionelles Verhalten zeigten. Systematisch pflegte er Kontakte ins Ausland und organisierte Reisen von Mittelsmännern wie Dietrich Bonhoeffer ins Ausland. Haeften gehörte zum Kreisauer Kreis und war Mitautor zahlreicher Schriften, darunter die „Denkschrift zur Neuordnung“. Am 20. Juli hatte Hans-Bernd eine schriftliche Vollmacht in der Tasche. Nach dem Umsturz hätte er das Auswärtige Amt als Staatssekretär neu organisieren sollen.

    Rieke C. Harmsen, geboren 1967 in Chicago (USA), promovierte 2020 an der FernUniversität in Hagen zum Thema „Werner und Hans-Bernd von Haeften und der 20. Juli 1944 – Mit einem Beitrag zum „Biographical Turn“. Sie ist Chefredakteurin von Sonntagsblatt.de und lehrt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (FAU). Die Verlagskauffrau und Journalistin schreibt seit vielen Jahren über Medien, Geschichte und Kultur.

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  • Günter Verheugen: Europäisch, sozial, liberal – im Zweifel für die Freiheit

    Ein „geschätzter Vermittler“ titelte Die Zeit über den EU-Kommissar; „Architekt“ der Ost-Erweiterung wurde er genannt. Als Günter Verheugen 1999 nach Brüssel ging, hatte er bereits mehrere Jahrzehnte das politische Leben der Bundesrepublik mitgestaltet. Er startete bei den Jungdemokraten und der FDP, erlebte 1971 die „Freiburger Thesen“ mit dem Ziel der Demokratisierung, Mitbestimmung und Umweltpolitik. Nach dem Koalitionsbruch 1982 wechselte er zur SPD und in den Bundestag. Das Gespräch nimmt die Zeitenwende der sozialliberalen Koalition vor 50 Jahren in den Blick, fragt aber auch nach der „Neubegründung der europäischen Idee“, wie sie Verheugen bereits 2005 angemahnt hat.

    Günter Verheugen, Jahrgang 1944, arbeitete nach dem Zeitungs-Volontariat und Studium der Geschichte und Politik 1969 bis 1976 bei Hans-Dietrich Genscher erst im Innen-, dann im Außenministerium. Seit 1960 FDP-Mitglied, wirkte er ab 1977 als Bundesgeschäftsführer und von 1978 bis 1982 als Generalsekretär der FDP. Von 1983 bis 1999 gehörte er als SPD-Abgeordneter dem Deutschen Bundestag und dessen Auswärtigen Ausschuss an. Die SPD-Bundestagsfraktion wählte ihn 1994 zum stellvertretenden Vorsitzenden. 1999 wurde er EU-Kommissar für Erweiterung und 2004 bis 2010 zum Vizepräsidenten der EU-Kommission, zuständig für Industriepolitik und Unternehmen.

    Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach, statt.

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  • Prof. Dr. Manfred Grieger: Ein ganz anderer Typ Unternehmen? Die Familienunternehmen Sartorius und Bahlsen im Nationalsozialismus und Nachkrieg

    Das Geschichtsbild von Unternehmen im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts stellt Großunternehmer wie Krupp, Flick oder Quandt in den Mittelpunkt. Bis heute prägen aber auch kleinere und mittlere Familienunternehmen die deutsche Wirtschaftsstruktur; manche sehen darin sogar einen Stabilitätsanker. Der Vortrag zeigt am Beispiel des Spezialunternehmens Sartorius und der bekannten Markenfirma Bahlsen die Reaktionen auf die wirtschaftliche Krise Anfang der 1930er-Jahre, die politischen Machtwechsel und sich eröffnenden ökonomische Möglichkeiten von Krieg und Zivilgesellschaft.

    Gerade in Familienunternehmen - so die These - lassen sich die Handlungsspielräume in den durch massiven ökonomischen und politischen Anpassungsdruck gekennzeichneten Wandel zwischen den frühen 1930er- und 1950er-Jahren aufzeigen und dadurch die Beziehungen zwischen Unternehmern und der sie umgebenden Gesellschaft auf Akteursebene analysieren. Dass Familienunternehmer im Übergang von der nationalsozialistischen Diktatur zur bundesdeutschen Wohlstandsgesellschaft ihre eigenen Legenden pflegten, erweist die personale Kontinuität als Motor eines durch Vergessen, Umdeutung und Verschiebung gekennzeichneten wirtschaftlichen und mentalen Neuanfangs.

    Manfred Grieger, Jahrgang 1960, Dr. phil., Historiker. Nach der Promotion an der Ruhr-Universität Bochum mit einer Arbeit über die Geschichte des Volkswagenwerks und seiner Arbeiter im Nationalsozialismus von 1998 bis 2016 war er bei der Volkswagen AG als Leiter der Historischen Kommunikation beschäftigt. Seit seinem Ausscheiden dort ist er wieder freiberuflicher Historiker und u.a. für die Stadt Gifhorn, die Tiroler Landesregierung oder die Bahlsen KG tätig. 2016 wurde Manfred Grieger zum Honorarprofessor der Georg-August-Universität bestellt, an der er seit 2007 am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte lehrt. Letzte Veröffentlichungen: Gifhorner Juden im Nationalsozialismus. Diskriminierung, Ausgrenzung, Deportation und Überleben, Gifhorn 2018; Sartorius im Nationalsozialismus. Generationswechsel im Familienunternehmen zwischen Weltwirtschaftskrise und Entnazifizierung, Göttingen 2019; Wintershall im Nationalsozialismus. Studien zur Wintershall AG zwischen Krise und Krieg, 1929-1945, Frankfurt am Main 2020 [mit Rainer Karlsch und Ingo Köhler].

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  • Prof. Dr. Beate Müller: Kriegskinder, Generationendiskurse und imaginierte Gemeinschaften - Schulaufsätze zur Kriegs- und Nachkriegszeit aus dem Roeßler Archiv der FernUniversität in Hagen

    Der Vortrag setzt sich mit der Bedeutung von kriegsbezogenen Selbstzeugnissen westdeutscher Jugendlicher aus den 1950er Jahren auseinander. Bei den Selbstzeugnissen handelt es sich um noch unveröffentlichte autobiographische Schulaufsätze aus der ganzen damaligen BRD. Sie sind das Ergebnis einer nationalen Initiative des Bonner Pädagogen Wilhelm Roeßler, bei der rund 76 000 Aufsätze zu verschiedenen Themengebieten entstanden, die heute unter dem Namen „Roeßler Archiv“ im Archiv „Deutsches Gedächtnis“ im Institut für Geschichte und Biographie der Fernuniversität Hagen liegen.

    In dieser Sammlung befinden sich ca. 6. 800 Aufsätze über die Kriegserlebnisse der SchülerInnen und ihrer Familien. Die meisten dieser Texte wurden von Jugendlichen der Jahrgänge 1938 bis 1940 geschrieben, die zum Zeitpunkt der Roeßlerschen Aktion im Jahre 1956 zwischen 16 und 18 Jahren alt waren.

    Die Stimmen dieser jüngsten Kriegskinder werden als Versuche innerfamiliärer Mediation und transgenerationeller Versöhnung sowie als Ausdruck weiterreichender deutscher Erinnerungskultur gelesen. Die Analyse zeigt, dass die Aufsätze sich nicht in vertrauten Opferdiskursen erschöpfen, sondern dass die SchülerInnen ihre oft traumatischen Erlebnisse dazu nutzen, positive, zukunftsorientierte Identitäten für sich selbst, ihren Jahrgang und ihre Familien zu entwerfen.

    Beate Müller, Jahrgang 1963, Dr. Phil., ist Professorin für Germanistik und Kulturgeschichte an der Newcastle University in Großbritannien. Sie ist Autorin und Herausgeberin von Büchern zur Parodie und zur Zensur sowie von Studien zu Holocaustüberlebenszeugnissen aus der frühen Nachkriegszeit. Sie hat sich in den letzten Jahren vor allem mit Testimonies von deutschen und jüdischen Kriegskindern auseinandergesetzt. Zurzeit schreibt sie an einem Buch über die kriegsbezogenen Aufsätze de Roeßler Archivs.

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2020

  • Dennis Möbus : „Es ist das Gefühl, frei zu sein…“ Sauerländer in den USA zwischen Vormärz und Jahrhundertwende

    Etwa fünfeinhalb Millionen Menschen wanderten im 19. Jahrhundert aus Deutschland in die USA aus. Angetrieben von beruflicher Perspektivlosigkeit, Armut, religiöser und politischer Unterdrückung oder in einigen Fällen schierer Abenteuerlust, suchten sie nach Verbesserung ihrer Lage im „Land der Freiheit“. Dennis Möbus hat sich in seinem Promotionsprojekt mit den Begriffen und Erfahrungen von Freiheit deutscher Amerikaauswanderer auseinandergesetzt und dazu deren Briefserien biographisch analysiert. Er konnte feststellen, dass verbalisierte Erfahrungen von Freiheit beinahe immer emotional aufgeladen sind. Davon ausgehend hat er sich erstmals systematisch dem sprichwörtlichen „Gefühl der Freiheit“ gewidmet, von dem in Auswandererbriefen immer wieder geschrieben wird.
    Zieht man das Phänomen der Amerikaauswanderung als Untersuchungsgegenstand heran, kann ein historisch hergeleitetes Modell von Freiheit entwickelt werden. Die Selbstverortung des Individuums zwischen einer unfreien Gegenwart und einer freieren Zukunft, für die es einer Referenz bedurfte, oder dem Rückblick aus dem Zustand erfahrener Freiheit auf eine Vergangenheit in Unfreiheit, evozierte bei vielen Auswanderern ein Gefühl der Freiheit. Auch der Raum spielte beim „sich frei Fühlen“ auf mehreren Ebenen eine entscheidende Rolle: als physische Kategorie, etwa durch Landerwerb, als temporale Kategorie, etwa durch Freizeit, oder als mentale Kategorie, etwa durch geistige Entfaltung. Dabei gingen die Erfahrungen und Gefühlsausdrücke von Freiheit oft mit einer emphatischen Abgrenzung gegenüber der Unfreiheit in Deutschland – oder ganz Europa – einher. Doch nicht alle Amerikaauswanderer fanden sich mit den neuen und ungewohnten Verhältnissen zurecht. An der Freiheit konnte man auch scheitern, wie zahlreiche Biographien eindrucksvoll und wiederum in sehr emotionalen Briefen belegen. Diese Einsichten wird Dennis Möbus anhand der ihm vorliegenden Briefe von Auswanderern aus dem Sauerland darlegen.

    Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach, statt.

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  • Ingrid Matthäus-Maier : „Pragmatische Phantasie" in der Politik - sozial, liberal und streitbar

    „Immer die Erste“, titelte DIE ZEIT über ihren Aufstieg: Ob bei der FDP und den Jungdemokraten, im Bundestag, später in der SPD oder als Bankmanagerin – Ingrid Matthäus-Maier stand meist als eine der ersten Frauen in Führungspositionen der Politik und Wirtschaft. 1982 kämpfte sie vehement – aber vergeblich – gegen das Ende der Koalition von SPD und FDP. Danach legte sie alle Ämter nieder, insbesondere auch ihr Bundestagsmandat, und wurde wieder Verwaltungsrichterin. Auf Bitten von Willy Brandt und Johannes Rau trat sie der SPD bei und war ab 1983 für die SPD im Bundestag. Das Gespräch nimmt die Zeitenwende der sozialliberalen Koalition vor 50 Jahren in den Blick und diskutiert die Herausforderungen der Gleichberechtigung sowie die Frage, welche Chancen „pragmatische Phantasie“ in der Politik besitzt.
    Ingrid Matthäus-Maier (Jg. 1945) arbeitete nach dem Jurastudium als Richterin. Seit 1969 FDP-Mitglied, wurde sie 1972 Vorsitzende der Jungdemokraten, gehörte von 1978 bis 1982 dem FDP-Bundesvorstand sowie von 1976 bis 1999 (unterbrochen Ende 1982) dem Deutschen Bundestag an, dessen Finanzausschuss sie leitete. Die SPD-Bundestagsfraktion wählte sie 1988 zur stellvertretenden Vorsitzenden. 1999 wechselte sie in den Vorstand der KfW-Bankengruppe, seit 2006 als dessen Sprecherin. Sie scheut auch heute nicht klare Worte, etwa zur Trennung von Staat und Kirche, und streitet unvermindert für ihre Überzeugungen.

    Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Public History, Berlin statt.

    Moderation: Dr. Wolther von Kieseritzky, Archiv des Liberalismus, Potsdam

    Aufzeichnung: Vortrag | Diskussion

2019

  • Dr. Doris Tausendfreund: „Stella“ - Erzwungener Verrat. Jüdische „Greifer“ im Dienst der Gestapo 1943-1945

    Im März 1943 lebten etwa 5.000 Juden versteckt in Berlin. Zu ihnen gehörte auch Stella Kübler-Isaaksohn, geb. Goldschlag. Nach ihrer wiederholten Verhaftung durch die Gestapo versuchte sie, ihrer Deportation durch Kollaboration zu entgehen. Dabei nutzte sie ihre Zugehörigkeit zur Gruppe der Verfolgten, um andere Juden aufzuspüren und der Gestapo auszuliefern. Sie zählte damit zu rund 25 „jüdischen Fahndern“, den sogenannten „Greifern“. Nach Kriegsende von den Alliierten verhaftet, verurteilte ein sowjetisches Militärtribunal sie zu zehn Jahren Zwangsarbeit. Nach Ableistung dieser Strafe erfolgten weitere Anklagen vor dem Landgericht Berlin. Die Presse widmete den Verfahren mit zum Teil reißerischen Berichten über den „Schrecken des Kurfürstendamms“, den „Todesengel“ oder auch das „blonde Gift“ hohe Aufmerksamkeit. Auch in den folgenden Jahrzehnten erschienen neben Fernsehinterviews und einem Theaterstück zahlreiche Publikationen über „Stella“, zuletzt 2019 das gleichnamige Buch des Spiegel-Journalisten Takis Würger. Im Mittelpunkt des Vortrages stehen die Rekonstruktion der historischen Ereignisse und der Umgang der Nachkriegsjustiz mit den Fahndern.
    Doris Tausendfreund, geboren 1970 in Berlin, ist Historikerin und promovierte 2005 mit der Arbeit „Erzwungener Verrat. Jüdische ‚Greifer‘ im Dienst der Gestapo 1943-1945“ am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. Seit 2006 arbeitet sie an der Freien Universität Berlin mit lebensgeschichtlichen Erinnerungsberichten zum Nationalsozialismus und deren digitaler Aufbereitung.

    Moderation: Dr. Almut Leh, FernUniversität in Hagen

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  • Gabriele Radecke: Schneiden, Kleben und Skizzieren - Theodor Fontanes Notizbücher und die Entstehung der 'Wanderungen durch die Mark Brandenburg'

    Theodor Fontane, der große realistische Erzähler des 19. Jahrhunderts, war bis ins hohe Alter ein Reisender. Seine Notizbücher, die zu den letzten noch unveröffentlichten Konvoluten aus seinem Nachlass gehören, waren ihm dabei unverzichtbare Begleiter. Häufig notierte Fontane darin schon unterwegs seine ersten Eindrücke. Das bezeugen insbesondere die Notizen zu den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, an denen er mehr als 30 Jahre lang kontinuierlich gearbeitet hat. Gabriele Radecke, eine der renommiertesten Fontane-Forscherinnen, bereitet zurzeit gemeinsam mit ihrem Team an der Universität Göttingen diese Notizbücher für eine digitale Internetedition vor. In ihrem Vortrag stellt sie Fontanes Arbeitsweise sowie die Entstehung der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ exemplarisch vor. Abbildungen seiner Handschriften gewähren Einblicke in die vielfältige Textproduktion Fontanes.
    Dr. Gabriele Radecke, Leiterin der Theodor Fontane-Arbeitsstelle an der Universität Göttingen. Herausgeberin der Großen Brandenburger Ausgabe der Werke Theodor Fontanes und der digitalen Edition von Fontanes Notizbüchern. 2017 wurde sie mit dem Preis des Stiftungsrats der Universität Göttingen für ihr Engagement in der Vermittlung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit ausgezeichnet. Sie ist Sprecherin des wissenschaftlichen Beirats „fontane.200“.

    Moderation: Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch, FernUniversität in Hagen

    Aufzeichnung: Vortrag | Gespräch | Diskussion

  • Günter Morsch: Vergegenständlichte Erinnerung. Die deutsche Einheit und die Folgen für die Erinnerungskultur - eine persönliche Bilanz nach 25 Jahren

    Im Gepäck des schweren DDR-Erbes, das durch den Beitrittsvertrag 1989/90 in die neue, wiedervereinigte Bundesrepublik übernommen wurde, befanden sich auch die drei großen Mahn- und Gedenkstätten Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen. Vor allem die KZ Gedenkstätte auf dem Ettersberg bei Weimar sowie die Gedenkstätte am Rande der Bundeshauptstadt in Oranienburg rückten wegen ihrer zweifachen Vergangenheit als Konzentrations- und sowjetische Speziallager in den Fokus eines teilweise heftig und polemisch ausgetragenen erinnerungspolitischen Diskurses. Diese auf höchster politischer Ebene geführte Debatte über die Zukunft des Gedenkens trug letztlich dazu bei, dass sich die bundesdeutsche Erinnerungskultur grundlegend veränderte. Gedenkstätten rückten vom Rand ins Zentrum der Gesellschaft. Dabei spielten die verschiedenen Einrichtungen im Land Brandenburg, wo im Januar 1993 erstmals in der Bundesrepublik eine selbständige öffentlich-rechtliche Gedenkstättenstiftung gegründet wurde, in mehrfacher Hinsicht eine Vorreiterrolle.
    Günter Morsch begleitete diesen grundlegenden Wandel bundesdeutscher Erinnerungskultur als Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen sowie als Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten von Beginn an. In zahlreichen Publikationen hat er die entscheidenden Wegmarken dieses mehr als 25-jährigen Prozesses der Neukonzeption und Neugestaltung der Gedenkstätten kommentiert und dargestellt, zuletzt in einem umfangreichen Band über die Vielzahl der Baumaßnahmen der Stiftung zur Sanierung, Sicherung und Umgestaltung der ehemaligen Mahn- und Gedenkstätten der DDR.
    Günter Morsch, geboren 1952, hat an der TU sowie der FU Berlin Neuere Geschichte, Psychologie und Philosophie studiert und wurde 1988 promoviert. Im Januar 1993 begann er seine Tätigkeit als Leiter der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen; 1997 wurden ihm zusätzlich die Aufgaben des Vorstands und Direktors der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten übertragen, zu der außer in Sachsenhausen und in Below weitere Einrichtungen in Ravensbrück, Brandenburg/Havel und Potsdam-Leistikowstraße gehören. Im Juni 2018 trat er in den Ruhestand.

    Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Kruse, FernUniversität in Hagen

    Aufzeichnung: Vortrag | Diskussion

  • Cornelia Schmalz-Jacobsen: Eine Jugend zwischen NS-Widerstand und Befreiung

    Cornelia Schmalz-Jacobsen hat zwei autobiographische Bücher über ihre Jugend im Nationalsozialismus verfasst. In ihrem Buch „Zwei Bäume in Jerusalem“ schreibt sie „über den selbstverständlichen Widerstand“ ihrer Eltern, die sich für verfolgte Juden einsetzten und später dafür in der Gedenkstätte Yad Vashem geehrt wurden. In „Russensommer“ berichtet sie über die Kinderlandverschickung an die Ostsee, die Begegnung mit russischen Soldaten und das Kriegsende. Die Autorin hat als Zeitzeugin Antisemitismus und Krieg erlebt, als Politikerin und langjährige stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ setzt sie sich bis heute für Humanität und Rechtsstaatlichkeit ein.
    Cornelia Schmalz-Jacobsen (Jg. 1934) hat ein Gesangs- und Sprachenstudium absolviert und als Journalistin gearbeitet. Sie gehörte über ein Jahrzehnt dem Stadtrat von München an, war Senatorin für Jugend und Familie des Landes Berlin, von 1988 bis 1991 Generalsekretärin und von 1995 bis 1998 stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP. Von 1991 bis 1998 war sie Ausländerbeauftragte der Bundesregierung und gehörte von 1985 bis 2004 dem Deutschen Bundestag an.

    Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach statt.

    Moderation: Prof. Dr. Ewald Grothe, Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des Liberalismus, Gummersbach

    Aufzeichnug: Vortrag | Diskussion

  • Gernot Erler: Schuld, Weltordnung ohne den Westen? Europa zwischen Russland, China und Amerika

    Die Jahrzehnte gültige Weltordnung ist erschüttert. Neue globale Machtverhältnisse entstehen. Drei große Player treffen dabei auf eine Europäische Union in der Krise: Russland, China und Amerika. Nationale Interessensbekundungen und Abschottungsbestrebungen haben Konjunktur. Das neue Wettrüsten ist keine Drohung mehr, sondern bereits eine Realität.
    Welche Optionen hat Europa in dieser Situation? Welchen Einfluss hat Deutschland? Wie sind europäische Werte noch durchsetzbar? Gibt es die Chance einer zukunftsfähigen „Neuen Weltordnung“?
    Gernot Erler war dreißig Jahre lang von 1987 bis 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD), davon elf Jahre Stellvertretender Fraktionsvorsitzender, zuständig für Außen,- Sicherheits, - Entwicklungs,- und Menschenrechtspolitik. 2005 bis 2009 war er Staatsminister im Auswärtigen Amt. 2003 bis 2006 und 2014 bis 2017 nahm er das Amt eines Russlandbeauftragten der Bundesregierung wahr und 2015 bis 2017 war er Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

    Moderation: Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch, FernUniversität in Hagen

    Aufzeichnung: Vortrag | Gespräch | Diskussion

  • Kurt Schrimm: Schuld, die nicht vergeht. Den letzten NS-Verbrechern auf der Spur

    »Gerechtigkeit gibt es nicht - wir können nur versuchen, noch so viele wie möglich zu kriegen.«

    Ohne sie wäre das Vernichtungssystem nicht möglich gewesen: die KZ-Aufseher, Wachleute, Buchhalter, Helfer — die kleinen Rädchen im großen Mordgetriebe.
    Ohne ihn wären sie nie zur Verantwortung gezogen worden: Kurt Schrimm, Staatsanwalt und langjähriger Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen. Sein halbes Leben hat er der Aufgabe gewidmet, NS-Verbrecher wie Josef Schwammberger, Alfons Götzfrid oder John Demjanjuk vor Gericht zu bringen.
    Im „Lüdenscheider Gespräch“ schildert Kurt Schrimm die schwierige Suche nach den Tätern und erzählt von den bewegenden Begegnungen mit KZ-Überlebenden, die er als Zeugen befragt hat.
    Kurt Schrimm, geboren 1949 in Stuttgart, studierte Rechtswissenschaften und war seit 1979 im Justizdienst des Landes tätig, zunächst als Staatsanwalt in Stuttgart. Ab 1982 war er im Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart für Verfahren wegen Mordes im Zusammenhang mit nationalsozialistischen Gewaltverbrechen zuständig. Ende September 2000 wurde ihm die Leitung der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg übertragen. Kurt Schrimm, inzwischen im Ruhestand, ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er wurde mit dem Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.

    Moderation: Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch, FernUniversität in Hagen

    Aufzeichnung: Vortrag | Gespräch | Diskussion

2018

  • Volker Kutscher: Kommissar Rath und Babylon Berlin

    Volker Kutschers Romanfigur Gereon Rath ist Kult: Der aus dem katholischen Köln stammende, im pulsierenden Berlin der späten 1920er und frühen 1930er Jahre ermittelnde Kriminalkommissar ist nicht nur der Held einer erfolgreichen Buchreihe, sondern inzwischen auch einer hochgelobten, von Tom Tykwer verfilmten Fernsehserie. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise und des aufkommenden Nationalsozialismus führt Kutscher seinen Helden durch die Verlockungen und Abgründe der ultramodernen Metropole und zugleich durch die Widersprüche seiner eigenen Persönlichkeit, die ihn immer wieder an die Grenze zwischen Legalität und Illegalität führen, mehr oder weniger gemeinsam mit seiner Kollegin, Geliebten und späteren Frau Charlotte Ritter, die die neuen Möglichkeiten zu leben versucht, von denen junge Frauen in der Weimarer Demokratie profitieren konnten.

    Im Gespräch mit dem FernUni-Historiker und Krimifan Prof. Wolfgang Kruse wird Volker Kutscher über die historischen Zusammenhänge und ihre literarische Gestaltung, über das Verhältnis von Fiktion und Realität, Roman und Film, über seine persönlichen Zugänge zum Thema und nicht zuletzt über die Zukunft von Gereon Rath und Charly Ritter Auskunft geben.

    Volker Kutscher, geboren 1962, studierte Germanistik, Philosophie und Geschichtswissenschaft an den Universitäten in Wuppertal und Köln. Er ist Journalist und Schriftsteller.

    Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Kruse, FernUniversität in Hagen

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  • Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger: Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit.

    Für die gut 1000 Seiten starke Biographie der Habsburger Kaiserin Maria Theresia erhielt Barbara Stollberg-Rilinger 2017 den Preis der Leipziger Buchmesse für das beste Sachbuch. Gründlich korrigiert sie das lange vorherrschende Bild der liebenden Ehefrau und Landesmutter. Dabei versteht sie es, Leben und Wirken der Kaiserin als Schlüssel zur Darstellung der Gegensätze der damaligen Zeit zu nutzen. Von der von Zeitgenossen und von konservativ orientierten Historikern des 19. Jahrhunderts verehrten „Märchenkönigin“ wird man nach der Lektüre in vielfacher Hinsicht Abschied nehmen müssen. Als Spezialistin für das 18. Jahrhundert verdichtet Stollberg-Rilinger die in der biographischen Analyse zu Tage tretenden Widersprüche zu einem beeindruckenden Porträt. So bedeutete beispielsweise „die Tatsache, dass Maria Theresia eine Frau war, für ihre Regentschaft Fluch und Segen zugleich“. Von Beginn an musste sie um die Legitimität ihrer Regentschaft kämpfen und konnte in den Erbfolgekriegen nicht, etwa wie ihr preußischer Gegenspieler Friedrich der Große, die Feldherrenrolle selbst wahrnehmen. Gerade dieser scheinbare Nachteil ließ ihre „überraschende Wehrhaftigkeit“ auf die Dauer als umso bewundernswerter erscheinen.

    Barbara Stollberg-Rilinger, geboren 1955, studierte Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Seit 1997 ist sie Professorin für Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

    Moderation: Prof. Arthur Schlegelmilch

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  • Prof. Dr. Magnus Brechtken: Albert Speer. Eine Deutsche Karriere

    Mit seiner 2017 erschienenen Biographie über Albert Speer unternimmt Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, den Versuch, dem „Mythos Speer“ auf den Grund zu gehen. Publizistisches Gewinnstreben, das dankbare Interesse einer nach Selbstentschuldung strebenden deutschen Nachkriegsöffentlichkeit und, nicht zuletzt, Speers selbst konstruierte „Lüge von der aufrichtigen Reue“ waren die Mosaiksteine eines weichgezeichneten Bildes vom Architekten und Rüstungsminister Speer, das den aus den Akten rekonstruierten Tatsachen in keiner Weise entspricht. Brechtken fügt diese Versatzstücke zu einer biographischen Studie, die keinen Zweifel daran lässt, dass Albert Speer einer der führenden und in der letzten Kriegsphase auch treibenden Kräfte des NS-Regimes war.

    Speer war seit 1931 Mitglied der NSDAP und später keineswegs nur Hitlers Architekt, sondern sein enger Vertrauter und, besonders schwerwiegend, Rüstungsminister im totalen Krieg – mit weitreichenden Kompetenzen und umfassendem Wissen über die Abgründe der NS-Verbrechen, insbesondere des Einsatzes von Zwangsarbeitern in der Rüstungsindustrie. Brechtken dokumentiert präzise, wie engmaschig Speer mit dem inneren Führungszirkel der Nationalsozialisten, in erster Linie mit Goebbels und Himmler, zusammenarbeitete und seine Initiativen bis in die letzten Kriegstage mit diesen abstimmte. Umso mehr muss im Rückblick befremden, was nach den Kriegsverbrecherprozessen, schon in der 20-jährigen Spandauer Haftzeit Speers begann: Die Entstehung der „Legende vom guten Nazi“.

    Magnus Brechtken, geboren 1964, studierte Geschichte, Politische Wissenschaften und Philosophie. Er ist stellvertretender Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte und außerplanmäßiger Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

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  • Dr. Kerstin Leitner: Als moderne Nomadin um die Welt – Mein Leben bei den Vereinten Nationen.

    30 Jahre arbeitete Kerstin Leitner bei den Vereinten Nationen. Nachdem 1973 die beiden deutschen Staaten der Weltorganisation beigetreten waren, gehörte sie zu den ersten Deutschen, die in den Dienst der internationalen Organisation eintraten. 1945 in Jena/Thüringen geboren, verbrachte sie einen großen Teil ihrer Kindheit und Jugend in Düsseldorf. Sie studierte Geschichte und Politologie in Frankfurt/M., Freiburg/Br. und in Berlin (West). Sie promovierte 1975 mit einer Arbeit über das post-koloniale Kenia und ging kurz darauf zu UNDP, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, für das sie in Afrika, den arabischen Ländern, China und New York arbeitete. Kerstin Leitner gibt Einblicke, wie die Vereinten Nationen auf globale Veränderungen in ihrer Entwicklungskooperation reagierten. Im Laufe ihrer Tätigkeit bei der UNDP und der WHO (Weltgesundheitsorganisation) bereiste sie über 120 Länder. Ihre Karriere bei den Vereinten Nationen brachte sie weit über die mittlere Führungsebene hinaus - damals keine Selbstverständlichkeit für Frauen.

    Seit ihrer Pensionierung 2005 lehrt sie an der FU Berlin und an der Universität Potsdam zu internationaler Politik, der politischen Lage in China und der Bedeutung der Vereinten Nationen.

    Moderation: Dr. Almut Leh

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  • Prof. Dr. Peter Brandt: Protest und Revolte in West-Berlin 1964/69. Betrachtungen aus der Perspektive des Zeitzeugen und Wissenschaftlers.

    Peter Brandt, Jg. 1948, erlebte die unruhigen Zeiten der West-Berliner Innenpolitik zwischen Anti-Tschombé-Demonstration (12/1964) und „Schlacht am Tegeler Weg“ (11/1968) als Schüler und angehender Student bzw. als Mitglied der linkssozialistischen „Falken“ und als Mitbegründer einer trotzkistischen Organisation. Mit seiner Beteiligung an Protestaktionen der Außerparlamentarischen Opposition gegen den Vietnamkrieg der USA, die Notstandsgesetze und den Springer-Verlag stellte er sich auch gegen die Politik Willy Brandts, Berlins Regierendem Bürgermeister (1957-1966) bzw. Außenminister der ersten „Großen Koalition“ (1966-1969). Besondere öffentliche Aufmerksamkeit erregte Peter Brandts vorübergehende Festnahme und Verurteilung durch das Amtsgericht Tiergarten im Juni 1968 wegen der Beteiligung an unerlaubten Demonstrationen.

    Der Hochschullehrer und Historiker Peter Brandt, der zwischen 1990 und 2014 das Lehrgebiet „Neuere Deutsche und Europäische Geschichte“ der FernUniversität in Hagen leitete, ist in einer doppelten Funktion zu Gast: als Zeitzeuge und als Wissenschaftler, der sich in Essays, Aufsätzen und Interviews kritisch mit „1968“ als einer die Bundesrepublik nachhaltig prägenden Epoche auseinandergesetzt hat.

    Als Moderatoren (und Gesprächspartner) beteiligen sich die Historiker Arthur Schlegelmilch (Jahrgang 1958) und Edgar Liebmann (Jahrgang 1970).

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  • PD Dr. Alexander von Plato: Lüdenscheid 1993 bis 2007. Das Konzept einer historischen Wissenschaft in einer Mittelstadt.

    Vor 25 Jahren nahm an der Lüdenscheider Liebigstraße, wo auch ein Studienzentrum der FernUniversität in Hagen untergebracht war, eine international rennomierte Forschungs- und Bildungseinrichtung ihre Arbeit auf - eher untypisch für eine industriell geprägte Mittelstadt abseits der großen Zentren: Das Institut für Geschichte und Biographie. Sein langjähriger Leiter Alexander von Plato erinnert an die Entwicklung und die Aufgaben des Institutes, das nicht nur bekannte Zeugen der Zeitgeschichte zu Vorträgen ins Sauerland holte, sondern sich auch durch biographische Forschungsarbeit einen Namen machte.

    Moderation: Dr. Dietmar Simon

    Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid e.V. statt.

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  • Dr. Christine Hartig: Trug und Schein: Ein Briefwechsel. Eine kritische Begegnung mit dem Alltag im Zweiten Weltkrieg

    Eine umfangreiche Sammlung von Liebesbriefen von zwei ganz normalen Deutschen aus dem aus der Zeit des Nationalsozialismus ist die Grundlage einer interdisziplinären, intermedialen und "crowdsourced"-basierten kritischen Auseinandersetzung mit dem Alltag während des Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg. Das Projekt "Trug & Schein" erlaubt Einblick in die Umgangsweisen der beiden ProtagonistInnen Hilde Laube und Roland Nordhoff (Pseudonyme) mit der neuen Macht. Beide haben zur Gestaltung "der Verhältnisse" beigetragen, die nationalsozialistischen Siege bejubelt und Angebote wie Zumutungen des NS in ihren Briefen diskutiert.

    Auf dem Blog trugundschein.org werden die Briefe des jungen Paares in chronologischer Folge 75 Jahre nach dem Versenden veröffentlicht. Der Vortrag soll zur Diskussion darüber einladen, wie eine Geschichte des Nationalsozialismus vor dem Hintergrund des Verlustes von ZeitzeugInnen auf innovative Weise vermittelt werden kann.

    Die Historikerin Christine Hartig ist am Institut für die Geschichte der Medizin der Rober Bosch Stiftung tätig und assoziiertes Mitglied des Institutes für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte des Nazionalsozialusmus, die deutsch-jüdische Geschichte sowie die Medizingeschichte.

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  • Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Was auf dem Spiel steht - Moderiertes Gespräch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin der Justiz a.D.

    Moderation: Prof. Dr. Ewald Grothe (Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Archiv des Liberalismus, Gummersbach)

    Der 14. Dezember 1995 stellt sich für Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Rückblick als tiefer Einschnitt in ihrer politischen Karriere dar. Als an diesem Tag das Ergebnis des Mitgliederentscheids der FDP zum ‚Großen Lauschangriff‘ bekannt gegeben wurde, in dem sich die Mehrheit der Parteimitglieder für das Abhören in Wohnungen aussprach, ließ die damalige Justizministerin umgehend eine Pressekonferenz in ihrem Ministerium einberufen, um ihren Rücktritt anzukündigen.

    Bis dahin hatte die gebürtige Mindenerin eine außergewöhnliche politische Laufbahn absolviert. Seit 1978 Mitglied der FDP, wurde sie 1990 in den ersten gesamtdeutschen Bundestag gewählt, dem sie bis 2013 angehörte. 1992 bis 1996 war sie Bundesjustizministerin im Kabinett von Helmut Kohl und von 2009 bis 2013 nochmals im gleichen Amt tätig.

    Ihre gesamte Biographie ist auch nach eigenem Bekunden ganz „selbstverständlich politisch“ geprägt, insbesondere von dem streitbaren Engagement für Privatsphäre und bürgerliche Freiheit im liberalen Rechtsstaat. Diese Kernthemen ihrer politischen Agenda sieht sie, nicht zuletzt im Spannungsfeld terroristischer Bedrohung und umfassender Digitalisierung, heute mehr denn je gefährdet. Vor diesem Hintergrund werden an diesem Abend sowohl biographische Aspekte als auch die Forderung nach einem lebendigen Verfassungspatriotismus diskutiert werden.

    „Haltung ist Stärke. Was auf dem Spiel steht“ lautet ihre 2017 erschienene Veröffentlichung, die an diesem Abend vorgestellt wird.

    Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Gummersbach statt.

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2017

  • Gregor Gysi und die DDR - Moderiertes Gespräch und Diskussion mit Dr. Gregor Gysi, M.d.B.

    Moderation: Prof. Dr. Alexandra Przyrembel und Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch (beide FernUniversität Hagen)

    Gregor Gysi, Jahrgang 1948, Sohn des DDR-Kulturministers Klaus Gysi, vertrat als Rechtsanwalt Rudolf Bahro, Robert Havemann und Bärbel Bohley. Gysi war seit 1967 Mitglied der SED, von 1989-1993 Parteivorsitzender der SED-PDS und von 2005-2015 Fraktionsvorsitzender der Partei „Die Linke“ im Deutschen Bundestag. In der Zeit der Wende 1989/90 setzte sich Gysi für den Erhalt der DDR ein, die er auch im Abstand von einem Vierteljahrhundert nicht als „Unrechtsstaat“ bezeichnet wissen möchte. Mit seiner kritischen Sicht auf die gängige Praxis der Aufarbeitung der Geschichte der DDR stand und steht er stellvertretend für die Gefühlslage vieler Ostdeutscher, bis hin dazu, dass er selbst sich immer wieder gezwungen sah, seine eigene Biographie zu rechtfertigen.

    Im Mittelpunkt des „Lüdenscheider Gesprächs“ stehen Gregor Gysis DDR-Erfahrungen und deren Deutung, wobei Gysis Engagement für eine Reform des DDR-Sozialismus aus eigener Kraft besonders hervorgehoben und hinterfragt werden soll.

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  • Dr. Thomas Vordermayer - Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition.

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterband der Freistaat Bayern als Inhaber der Urheberrechte alle Neuauflagen von Hitlers ideologischer und programmatischer Hauptschrift „Mein Kampf“. Diese Rechte endeten am 31. Dezember 2015, 70 Jahre nach Hitlers Todesjahr. Ein Historikerteam des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin unter der Leitung von Dr. Christian Hartmann hat zum Ablauf dieser Frist eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe von „Mein Kampf“ vorgelegt. Im Zentrum der kritischen Edition stehen sowohl die inhaltliche Dekonstruktion als auch die historische Kontextualisierung der Schrift. Hauptziel der kritischen Edition ist es, die mythenbefrachtete Debatte um „Mein Kampf“ zu versachlichen und bietet ein seriöses Gegenangebot zur ungefilterten Verbreitung von Hitlers Propaganda, Lügen und Selbststilisierungen.

    Dr. Thomas Vordermayer, Mitherausgeber von "Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition", ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 2003 bis 2008 studierte er an der Universität Augsburg Neuere und Neueste Geschichte, Geschichte der Frühen Neuzeit und Europäische Ethnologie.

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  • Dorothee Neumaier - Das Lebensbornheim ‚Schwarzwald‘ in Nordrach

    Im Dezember 1935 gründete Heinrich Himmler den Lebensborn als eingetragenen SS-Verein. Die Unterstützung des Lebensborn e. V. galt insbesondere ledigen Müttern, wovon man sich eine Reduktion der Abtreibungen sowie die Erhöhung der Geburtenrate versprach. Eine ausführliche Überprüfung der „rassischen und erbbiologischen“ Faktoren stellte den größten Teil der Antrags- und Aufnahmeformalitäten dar, um so zu gewährleisten, dass Mutter und Vater den Auslesekriterien der SS entsprachen. Durch die Einrichtung eigener Melde- und Standesämter konnten ledige Schwangere ihre Kinder im Geheimen, fern von ihrem Wohnort, zur Welt bringen.

    Während seiner zehnjährigen Existenz betrieb der Lebensborn, auf dem Gebiet des Deutschen Reiches und auch in den besetzten und annektierten Gebieten, insgesamt 24 Entbindungs- und Kinderheime.

    Nachdem Himmler den Befehl gegeben hatte, auch im Südwesten des Reiches ein entsprechendes Entbindungsheim einzurichten, wurde das Lebensbornheim „Schwarzwald“ am 1. November 1942 in Nordrach eröffnet. Die Geburt von 240 Kindern ist im Standesamt II dokumentiert. Ergänzend zu Geburten- und Sozialstatistiken, welche Aufschluss über Alter und Beruf der Mütter geben, berücksichtigt der Vortrag neben der Ernährung von Müttern und Säuglingen auch die Arbeitsbedingungen der Angestellten. Gleichzeitig werden die in Nordrach angestellten Ärzte und Ärztinnen, die Oberschwester und die Hebamme, mittels biografischer Daten vorgestellt, indem sowohl der Weg zum Lebensborn als auch die für das Heim „Schwarzwald“ dokumentierte Tätigkeit aufgezeigt werden.

    So unterschiedlich die Schicksale der einzelnen Lebensbornkinder auch sein mögen, in einem Punkt sind sie oftmals gleich: Noch immer sind viele von Ihnen auf der Suche nach ihrem unbekannten Vater und ihren familiären Wurzeln. Dies soll anhand einzelner Fallbeispiele veranschaulicht werden.

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  • Dr. Peter Hammerschmidt - „Die Nachkriegskarriere des 'Schlächters von Lyon' Klaus Barbie und die westlichen Geheimdienste"

    Der Historiker Peter Hammerschmidt rekonstruiert in seinem Vortrag die unglaubliche Nachkriegskarriere des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Klaus Barbie, des Schlächters von Lyon. Dabei wirft er einen Blick auf Barbies Jugendjahre, seine Funktion als Gestapo-Chef im besetzten Frankreich, sein Engagement beim amerikanischen Heeresgeheimdienst CIC, seine Flucht auf der so genannten Rattenlinie, sein Wirken als Berater bolivianischer Militärdiktaturen sowie auf den finalen Jahrhundertprozess in Lyon. Das besondere Interesse des Referenten gilt dabei insbesondere Barbies Beziehungen zu westlichen Geheimdiensten nach 1945. Auf Grundlage erst kürzlich freigegebener, teils streng geheimer Unterlagen des BND und der CIA soll die Kollaboration zwischen NS-Funktionären und westlichen Diensten nach 1945 am Beispiel Barbies konkretisiert werden.

    Peter Hammerschmidt, geboren 1986, ist Historiker und Gymnasiallehrer. Er promovierte 2014 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Für seine Dissertation, die sich mit der Nachkriegsbiographie des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Klaus Barbie auseinandersetzt, wurde er von der Volkswagenstiftung mit dem Opus Primum-Preis für die beste wissenschaftliche Nachwuchsarbeit des Jahres 2014 ausgezeichnet. In Deutschland löste er mit seinen Ergebnissen eine Bundestagsdebatte aus, die sich mit personellen NS-Kontinuitäten nach 1945 auseinandersetzte.


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  • Niklas Frank - „Dunkle Seele, feiges Maul“ Entnazifizierung zwischen 1945 und 1951

    Anhand zahlloser Akten erzählt Niklas Frank empörende, aber auch absurd komische Fälle voller Lug und Trug aus der Zeit der Entnazifizierung zwischen 1945 und 1951. Dreist verkauften damals Mitglieder und Nutznießer der NSDAP die Spruchkammern für dumm und retteten sich ohne Reue ins demokratische Deutschland. Frank gewährt uns befremdliche Einblicke in den giftig-süßen Beginn der bundesdeutschen Demokratie und erschreckende in den Alltag des »Dritten Reichs«. Böse analysiert er, dass ein direkter Weg von damals zum heutigen Verhalten der schweigenden Mehrheit der Deutschen führt.

    Niklas Frank, geb. 1939 ist Verfasser der familiären Aufarbeitungs-Trilogie „Der Vater“, „Meine Deutsche Mutter“ und „Bruder Norman!“.


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  • Prof. Dr. Dr. Rita Süßmuth - "Das Gift des Politischen. Gedanken und Erinnerungen"

    Die gebürtige Wuppertalerin, verheiratet und Mutter einer Tochter, studierte zunächst Romanistik und Geschichte in Münster, Tübingen und Paris.
    1982 trat sie der CDU bei und wurde 1985 von Helmut Kohl als Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit (ab 1986 zusätzlich für Frauen) ernannt
    und war damit die erste Frauenministerin auf Bundesebene. Von 1987 bis 2002 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages mit dem Mandat des Wahlkreises Göttingen.
    Von 1988 bis 1998 war sie die Präsidentin des Deutschen Bundestages, ferner langjähriges Mitglied des CDU-Präsidiums und Vorsitzende der „Frauen Union“.

    Vor dem Hintergrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen in politischen Spitzenämtern wird Rita Süssmuth
    Einblick in die Innenansichten der politischen Klasse geben – wie auch über entscheidende Wendepunkte ihrer Biographie berichten.
    Beides wird eingerahmt von der drängenden Frage nach dem „Gift des Politischen“ und den sich daraus ergebenden Defiziten und Konsequenzen.


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  • Prof. Dr. Frank Hillebrandt - „Keine Atempause, Geschichte wird gemacht …“ Die Neue Deutsche Welle in Hagen

    „Komm nach Hagen, werde Pop-Star, mach dein Glück….“, diese Textzeile aus einem Song der Hagener Post-Punk-Band Extrabreit, die später zum festen Bestandteil der sogenannten Neuen Deutschen Welle wurde, steht sinnbildlich für die kulturelle Szene, die sich am Ende der 1970er Jahre in Hagen mit großer Ausstrahlungskraft ins gesamte Bundesgebiet und darüber hinaus bildete. Aus der Region Hagen stammen nicht nur Extrabreit, sondern unter anderem auch Inga und Annette Humpe als Frontfrauen von DÖF und Ideal, Grobschnitt als wichtige Band der Krautrock-Bewegung und nicht zuletzt Nena als das Gesicht der Neuen Deutschen Welle. Soziologisch interessant ist nicht nur die Frage, wie und warum sich eine solche Musikszene gerade in Hagen bilden konnte. Es geht auch ganz allgemein darum, wie sich eine neue Musikrichtung in der Pop-Musik etabliert. Dabei wird nicht nur die wissenschaftliche Untersuchung einer regional entstehenden Pop-Szene im Mittelpunkt stehen. Heike Wahnbaeck wird als Insiderin der damaligen Szene über kuriose Live-Auftritte, spezielle Typen und vieles mehr berichten, was sich Ende der 1970er Jahre in Hagen ereignet hat. Dadurch entsteht ein komplexes Bild einer Pop- und Kulturszene, an die sich viele sicher noch gerne und rege erinnern werden.

    Prof. Dr. Frank Hillebrandt leitet das Lehrgebiet für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie, FernUniversität in Hagen. Heike Wahnbaeck ist Kuratorin der Ausstellung „Komm nach Hagen, mach dein Glück“ zur Neuen Deutschen Welle in Hagen im Osthausmuseum.


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2016

  • Martin und Helene Schmidt, Angela Potowski - Zwischen Euphorie und Resignation. Brigitte Reimann und die „zweite sozialistische Stadt“

    Die Schriftstellerin Brigitte Reimann (1933-73) zählt zur ersten Künstler-Generation, die in der DDR aufwuchs. Sie begann jung zu schreiben, war als Lehrerin tätig und stieß mit ersten Entwürfen aus dem Schulleben an die ideologischen Grenzen der späten Stalinzeit. Mit ganzer Energie kämpft sie für den Aufbau eines lebensbejahenden und demokratischen Sozialismus und geht keiner Konfrontation aus dem Weg. In Hoyerswerda lebt sie die neun aktivsten und schöpferischsten Jahre ihres kurzen Lebens und steigt zu einer der führenden Schriftstellerinnen der DDR auf.
    Von all dem erzählt sie in ihren Büchern, ihren Briefen und Tagebüchern. Euphorie und Resignation spiegeln sich am deutlichsten in Brigitte Reimanns unvollendetem Roman „Franziska Linkerhand“ wider. Von ihren Werken und ihrem Leben berichten Helene und Martin Schmidt und Angela Potowski, Gründungsmitglieder des Hoyerswerdaer Kunstverein e.V.-Freundeskreis der Künste und Literatur.

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  • Hamed Abdel-Samad - Der arabische Frühling und die europäische Krise

    Hamed Abdel-Samad ist einer der bekanntesten Islamkritiker im deutschsprachigen Raum. Durch die Erfahrungen seiner Kindheit und Jugend geprägt, versucht er den alltäglichen Widersprüchen der ägyptischen Gesellschaft, zwischen traditioneller Religiosität und willkürlicher Brutalität, durch die Hinwendung zum radikalen Islam der Muslimbruderschaft zu entkommen. Die Antworten der Islamisten können ihn aber nicht zufriedenstellen, so dass ihn sein Weg schließlich bis nach Augsburg zum Studium der Politikwissenschaften führt. Seine weitere wissenschaftliche Laufbahn verbringt er mit Studien in Japan und einer Tätigkeit für die UNESCO in Genf, sowie mit Forschungs- und Lehrtätigkeiten in Erfurt und Braunschweig – bis er 2008 nach München, an das dortige Institut für Jüdische Geschichte und Kultur, wechselt. Kurz darauf erscheint seine Autobiographie „Mein Abschied vom Himmel“, die ihn schlagartig einem größeren Publikum bekannt macht.
    Abdel-Samad plädiert mit großer Entschiedenheit für einen offenen, enttabuisierten Umgang mit dem Islam und seinem historischen Wesensgehalt.

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  • Prof. Dr. Olaf Blaschke - Schwieriges Erbe. Die Kirchen und ihr Umgang mit den nationalsozialistischen Tätern

    Die Haltung der Kirchen zu den nationalsozialistischen Tätern seit 1945 kann nur als ausgesprochen ambivalent bezeichnet werden. In öffentlichen Schuldbekenntnissen machten sich die evangelische und die katholische Kirche weitgehend frei von Mitverantwortung. Zugleich jedoch setzten sie sich für die inhaftierten “sogenannten Kriegsverbrecher” ein. Mehr noch, hinter den Kulissen halfen insbesondere Akteure und Instanzen der katholischen Kirche etlichen NS- Tätern sich zu verstecken oder gar aus Deutschland und Europa zu fliehen. Dank der sogenannten “Klosterroute” gelang etwa Adolf Eichmann, dem operativen Organisator der Judenvernichtung, die Flucht über Südtirol nach Argentinien. Die Beleuchtung dieser beiden Seiten der “Vergangenheitsbewältigung” – zwischen Ablehnung und Vergebung – wirft die Frage auf, ob die Kirchen in den ersten Nachkriegsjahren eine strategische “Vergangenheitspolitik” verfolgten.

    Olaf Blaschke ist Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

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  • Prof. Dr. Reinhard Wendt - Von Pommern nach Polynesien. Deutsche Auswanderer in die Südsee und ihre Nachfahren.

    Der Vortrag erzählt die Geschichte von 25 Personen, 22 Männern und 3 Frauen, aus Pyritz in Pommern, die sich zwischen 1850 und 1914 nach und nach auf den Weg in die Südsee machten. Auf Tonga betätigten sie sich im Export-Import-Geschäft und erarbeiteten sich meist einen durchaus ansehnlichen Wohlstand. Die Männer heirateten mehrheitlich Tonganerinnen oder Frauen westlich-polynesischer Herkunft und begründeten so eine transkulturelle Gemeinschaft, die ein Leben zwischen deutschen Traditionen und polynesischen Gepflogenheiten entwickelte. In der Biographie der Familie, in Fotografien und vor allem in Ausschnitten aus von Prof. Wendt durchgeführten Interviews, werden Motive und Hoffnungen der Auswanderer sowie die Bedeutung der deutschen Herkunft für die nachkommenden Generationen thematisiert

    Prof. Dr. Wendt leitete von 1998 bis 2015 das Lehrgebiet für Europäische und Außereuropäische Geschichte (heute LG Geschichte Europas in der Welt) am Historischen Institut der FernUniversität in Hagen

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  • Dr. Dietmar Simon / Jürgen Hartmann - Jude sein heißt Kämpfer sein“ – Der Journalist Artur Schweriner (1882–1941)

    Kämpfer sein, Position beziehen, kritisch nachhaken – charakteristisch für den in Vergessenheit geratenen deutsch-jüdischen Journalisten Artur Schweriner. Wer war dieser Mann, der bislang nur in Randnotizen Erwähnung gefunden hat? Geboren in Czarnikau (Posen), war er mehrere Jahre als Zeitungsredakteur in Bad Salzuflen und in Lüdenscheid tätig, bevor er viele Jahre seines Lebens in Berlin verbrachte. In seiner Rolle als Journalist, aber auch als Mitarbeiter des Centralvereins der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens (CV), trat er stets gegen den Antisemitismus ein. So verantwortete er die CV-Zeitung und ein besonderes Kampfblatt gegen die Nazis, bis ihn die Machtübernahme 1933 ins Exil ind die USA trieb, wo er seine journalistische Arbeit und sein Engagement gegen antisemtische Tendenzen fortsetzte.

    Dr. Dietmar Simon (Lüdenscheid) ist Historiker und Gymnasiallehrer. Jürgen Hartmann (Nordhorn) Historiker und Pressesprecher in Niedersachsen. In ihrer mehrjährigen Arbeit mit den verschiedensten Informationsquellen und Zeitdokumenten entwickeln sie das Bild einer Biogaphie, die als Paradebeispiel für eine politisch und kulturell engagierte Existenz zwischen Kaiserreich und Emigration gelten kann.

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2015

  • Oliver Reinhard - Das deutsche Hiroshima? Wie Dresdens Schicksal Legende, Ideologie und weltweites Symbol für Kriegsschrecken und Versöhnung wurde.

    Alljährlich zum 13. Februar wird Dresden zum Schauplatz links- und rechtsextremer Aufmärsche: 70 Jahre nach Kriegsende ist der Kampf um die Deutungshoheit über die Bombardierung der Stadt 1945 noch immer nicht beendet. War es ein Kriegsverbrechen an der „unschuldigen Kunst- und Kulturstadt“ Oder ein legitimer Angriff gegen eine rüstungsrelevante „Stadt der Täter“? Tatsächlich sind deutsche Täter- und deutsche Opferschaft wohl nirgends so untrennbar miteinander verbunden wie in Dresden. Immer intensiver müht sich die Stadt um eine Form des Gedenkens, die beides miteinander verbindet.
    Der Historiker und Journalist Oliver Reinhard stammt aus Paderborn, lebt aber seit 1997 in Dresden. Er schildert das Schicksal Dresdens im Luftkrieg sowie dessen Missbrauch, der von der NS-Propaganda begonnen, von der SED jahrzehntelang fortgeführt wurde und auch heute noch andauert.

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  • Irina Scherbakowa - Zerrissene Erinnerung. Der Umgang mit Stalinismus und Zweitem Weltkrieg im heutigen Russland

    In Russland gilt derzeit jeder kritische Blick auf die Vergangenheit schnell als Nestbeschmutzung. Wie ist es zu erklären, dass in den letzten Jahren sogar Stalin als vermeintlich »effektiver Manager« wieder salonfähig geworden ist? Was bedeutet dies für das Gedenken an den Massenterror der dreißiger Jahre, an die Schrecken des Gulag und an die Opfer zweier Diktaturen, an das Schicksal der ehemaligen Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen? Welches Bild von der Vergangenheit macht sich die heutige russische Jugend? Wie steht es um den Kult des »glorreichen Sieges« im »Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion«?
    Die Germanistin Irina Scherbakowa beschäftigte sich seit Ende der siebziger Jahre mit dem Schicksal von Opfern des Stalinismus. Ihr Themenspektrum reicht von der Zarenzeit über die post-sowjetischen Jahre bis zur gegenwärtigen Lage in Russland, von langfristigen historischen Perspektiven über Brüche und Wendepunkte bis zu tagesaktuellen Fragen.

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  • Dr. Rainer Karlsch - Uran für Moskau. Die Geschichte der Wismut AG

    Um im atomaren Wettrüsten gleichziehen zu können, benötigte die Sowjetunion nach 1945 dringend Uran. Mit der Wismut AG entstand ein abgeschottetes Unternehmen, das in wenigen Jahren zum weltgrößten Uranproduzenten aufstieg. Anfangs kamen Zwangsvermittelte zum Uranbergbau, später wurden Freiwillige von den überdurchschnittlichen Verdienstchancen und Sozialleistungen angezogen. Doch das stürmische Wachstum hatte seinen Preis. Landschaften und Siedlungen wurden rücksichtslos dem Bergbau geopfert. Tausende Bergleute erkrankten an Lungenkrebs und Silikose. Im Jahr 1991 wurde die SDAG Wismut aufgelöst. Die aufwändige Sanierung der Altlasten übernahm die bundeseigene Wismut GmbH.
    Dr. Rainer Karlsch ist Wirtschaftshistoriker und hat zahlreiche Publikationen zum Thema Uranbergbau und zur Kernwaffenentwicklung im Zweiten Weltkrieg bzw. zur Zeit des „Kalten Kriegs“ vorgelegt.

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  • Dr. Rudolf Seiters - Planer und Wegbereiter der deutschen Wiedervereinigung

    Dr. Rudolf Seiters war mehr als 30 Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramts bestimmte er die Politik der Bundesregierung in den entscheidenden Monaten des Zusammenbruchs des SED-Regimes und des ab Spätherbst 1989 immer schneller voranschreitenden Wiedervereinigungsprozesses maßgeblich mit. Die Einführung der DM in der DDR noch vor Herstellung der staatlichen Einheit, die Privatisierung der Volkseigenen Betriebe und die Errichtung der Treuhandanstalt, die Durchführung der Wiedervereinigung als Beitritt gemäß Artikel 23 GG usw. Der Vortrag bietet die Möglichkeit, 25 Jahre danach das damalige Geschehen aus erster Hand nachzuvollziehen, kritisch nachzufragen und zu diskutieren.

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  • Prof. Dr. Martin Sabrow - Der Unscheinbare: Erich Honecker als biographische Herausforderung

    Erich Honecker (1912 – 1994) zählte von der Dauer seiner politischen Karriere wie von seiner jahrzehntelangen Machtfülle als oberster Repräsentant der SED-Herrschaft in der DDR her zu den prägenden Politikern des 20. Jahrhunderts. Eine lebensgeschichtliche Annäherung hat aber mit dem Kontrast von politischer Bedeutung und persönlicher Farblosigkeit zu kämpfen. Im Gedächtnis der Gegenwart wie in der Überlieferung der Akten tritt die fassbare Persönlichkeit weit hinter das Anstaltscharisma der Partei zurück. Prof. Dr. Martin Sabrow geht in seinem Vortrag „Der Unscheinbare: Erich Honecker als biographische Herausforderung“ im Lüdenscheider Gespräch der Frage nach, wie sich diese biographische Herausforderung bewältigen lässt und welche Erkenntnischancen sich mit der Biographie einer unscheinbaren Jahrhundertgestalt verbinden.

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  • Prof. Dr. Christoph Nonn - Bismarck - Ein Preuße und sein Jahrhundert

    Auch 200 Jahre nach seiner Geburt ist Otto von Bismarck eine hochgradig umstrittene, von Mythen umwobene Gestalt. Prof. Dr. Christoph Nonn, seit 2002 Lehrstuhlinhaber für Neueste Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, schaut in seiner vielbeachteten neuen Bismark-Biographie hinter die Legenden. Kriegstreiber oder Friedenspolitiker, Modernisierungsverhinderer oder weißer Revolutionär, Nationalheld oder Dämon der Deutschen: Die Liste der Beinamen, die Bismarck gegeben worden sind, ist lang. Aus solchen scheinbaren Widersprüchen setzt dieses Buch eine neue Sicht auf den "Eisernen Kanzler" jenseits der Mythen zusammen. Dabei wird der Preuße Bismarck zum ersten Mal konsequent in die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts eingeordnet, die - ganz ähnlich unserer heutigen Zeit - durch wachsende internationale und globale Vernetzung geprägt war.

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2014

  • Prof. Dr. Peter Brandt – Mit anderen Augen. Versuch über den Politiker und Privatmann Willy Brandt
    Als Staatsmann und Politiker hat Willy Brandt die Geschichte der Bundesrepublik und der deutschen Sozialdemokratie maßgeblich geprägt. Politik und Persönlichkeit standen dabei stets im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Während er den einen gleichsam als „Heilsbringer“ erschien, sahen andere in ihm eine massive Bedrohung der mühsam errichteten „Bonner Republik“. Manche befürchteten den Verlust sozialdemokratischer Traditionen und Grundwerte.
    Mit seinem Buch „Mit anderen Augen. Versuch über den Politiker und Privatmann Willy Brandt“ nähert sich Peter Brandt (geb. 1948) dem Phänomen ´Willy Brandt` gleichermaßen als Sohn und Historiker.

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  • Moritz Pfeiffer – Mein Großvater im Krieg 1939-1945. Erinnerung und Fakten im Vergleich
    Die deutsche Bevölkerung ist zwar gut über die Geschichte und Verbrechen des Nationalsozialismus informiert, aber über die Erlebnisse und Rolle der eigenen Eltern oder Großeltern während dieser Zeit herrscht großes Unwissen.
    Moritz Pfeiffer hat seine Großeltern systematisch befragt und die Aussagen mit zeitgenössischen Quellen und dem wissenschaftlichen Forschungsstand verglichen. Seine Untersuchung macht an einem familiengeschichtlichen Beispiel die Mechanismen von Erinnern, Vergessen und Verdrängen sichtbar.

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  • Prof. Dr. Wolfram Wette - Feldwebel Anton Schmid. Ein Held der Humanität
    Für die verfolgten Juden in Wilna/Litauen verband sich mit dem Namen des Feldwebels Anton Schmid eine Verheißung. Der Unteroffizier aus Wien war für sie in den Kriegsjahren 1941/42 die personifizierte Verkörperung ihrer Hoffnung auf Rettung vor der Vernichtung. Prof. Dr. Wolfram Wette geht den Fragen nach: Wer war dieser „kleine Mann“ aus Wien? Was bewegte ihn? Weshalb ging er sogar das Risiko ein, den jüdischen Widerstand zu unterstützen? Und was wird jetzt aus diesem kostbaren Erbe?

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  • Jana Simon - Sei dennoch unverzagt. Gespräche mit meinen Großeltern Christa und Gerhard Wolf
    Ein persönlicher Blick auf das Schriftstellerehepaar Christa und Gerhard Wolf.
    Es beginnt im Sommer 1998. Die Enkelin ist 25, wird gerade Journalistin und fängt an, ihre Großeltern über die Vergangenheit zu befragen. Es geht um die Herkunft und die Familie, um die Zeit des Nationalsozialismus und die DDR – aber auch immer wieder um das, was heute ist. Über die Jahre entwickelt sich so ein Dialog der Generationen.

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  • Prof. Dr. Wolfgang Kruse - Mythen des Kriegsbeginns: Begeisterung, nationale Einheit, Verteidigung des Vaterlandes
    Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Gerade um den Kriegsbeginn ranken sich viele Mythen, Ideologien und Obsessionen. Immer wieder war und ist die Rede von der allumfassenden Kriegsbegeisterung, die die Menschen ergriffen habe, von Millionen kriegsfreiwilligen Soldaten oder vom Zusammenhalt der nationalen Volksgemeinschaft. Bereits zeitgenössisch waren diese Vorstellungen von großer Bedeutung für die öffentliche Wahrnehmung und Interpretation des Krieges, und sie haben auch die weitere Entwicklung des Geschichtsbildes in Wissenschaft und Öffentlichkeit tiefgehend geprägt. Der Vortrag behandelt zentrale Vorstellungen über Politik, Gesellschaft und Kultur des Kriegsbeginns und stellt diese zur Diskussion.

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  • Walter Momper - Berlin, 9. November 1989. Ein persönlicher Blick auf die Ereignisse rund um den Mauerfall

    Der 9. November 1989 markiert einen Meilenstein in der deutschen Geschichte. Nach über 40 Jahren öffnen sich die Grenzen, die zuvor Ost und West getrennt haben. In einer Live-Übertragung wird gegen 18:30 Uhr im DDR-Fernsehen und Hörfunk die neue Reiseregelung bekannt gegeben. Von da an überschlagen sich die Ereignisse: Um kurz nach 20:00 Uhr stehen etwa 80 Menschen am Grenzübergang, gegen 21:30 Uhr sind es schon 500-1000. Die Grenzposten haben keine Kontrolle mehr; um Mitternacht öffnen sich die meisten Berliner Grenzübergänge. Walter Momper steht als Regierender Bürgermeister von West-Berlin vor der Aufgabe der Wiederherstellung der städtischen Einheit. Als „Mann mit dem roten Schal“ hat er sich weit über die Grenzen Deutschlands bekannt gemacht; nachzulesen sind seine Erinnerungen in dem Buch „´Berlin, nun freue dich!` Mein Herbst 1989.“

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  • Thomas Körner - „Das Land aller Übel. Vom Wir zum Ich oder von Wuz zu WUlb. Einmal ein anderer sein – und sei`s nur ein Leben lang“

    Thomas Körner hat als Schriftsteller die Realität beider deutscher Teilstaaten vor der Wende erfahren. Sein Fragmentroman "Das Land aller Übel" beschreibt den Zustand einer eingemauerten Utopie und den Alltag eines ausgebliebenen Paradieses. Das Gesprächsthema zieht eine große Linie von den Klassikern der deutschen Literatur (Jean Pauls "Schulmeisterlein Wuz") zu den Bedingungen und Motiven des eigenen Schreibens unter der Diktatur und danach (WULB = Walter Ulbricht).

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2013

  • Roland Jahn – Zwischen Anpassung und Widerspruch. Leben in der Diktatur
    Wie nur wenige führte und führt Roland Jahn den Kampf gegen das SED-Regime, das sich seiner nach ungezählten großen und kleinen Repressalien im Jahr 1983 nicht anders zu erwehren vermocht hatte, als ihn gewaltsam – eingeschlossen im Interzonenzug – in die Bundesrepublik auszuweisen. Außerordentlich war Jahns persönlicher Mut, als er in der DDR Postkarten mit seinem eigenen Gesicht, zur Hälfte als Stalin, zur Hälfte als Hitler geschminkt, verschickte, zur Unterstützung der polnischen Solidarnosc aufforderte oder dann 1985 nochmals heimlich in die DDR zurückkehrte. Obwohl nur wenige wagten, so weit zu gehen wie Roland Jahn, hat auch er immer wieder vor der Frage gestanden, wie viel Anpassung geleistet werden muss, um etwa Repressalien gegen Familienangehörige und Freunde zu vermeiden.
    Am 28. Januar 2011 wurde Roland Jahn zum Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde gewählt. Sein bei seiner Antrittsrede formulierter Beschluss, sich von Mitarbeitern seiner Behörde mit Stasivergangenheit trennen zu wollen, hat intensive öffentliche Reaktionen hervorgerufen und deutlich gemacht, dass die DDR noch lange kein abgeschlossenes Kapitel der deutschen Geschichte darstellt.

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  • Prof. Dr. Joachim W. Dudenhausen – Willibald Pschyrembel. Arzt und Enzyklopädist aus Lüdenscheid
    Willibald Pschyrembel (1901-1987), der seine Jugend- und Schulzeit in Lüdenscheid verbrachte, war der alleinige Herausgeber des wichtigsten deutschsprachigen Nachschlagewerks der Medizin: dem „Klinischen Wörterbuch“, kurz: „dem Pschyrembel“.
    Als Arzt machte Pschyrembel vor allem in Berlin Karriere, zunächst als Oberarzt am Städtischen Krankenhaus Berlin-Neukölln, von 1945 bis 1961 als leitender Chefarzt der Frauenklinik in Friedrichshain und Professor an der Charité. Nach dem Mauerbau blieb er im Westteil der Stadt, eröffnete eine eigene Praxis und widmete sich seiner publizistischen Tätigkeit.

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  • Heidemarie Wieczorek-Zeul – Besser rot als blass! Politik aus Prinzip
    Am 21. November 2012 wurde Heidemarie Wieczorek-Zeul 70 Jahre alt; bei der kommenden Bundestagswahl wird sie nicht mehr antreten. Damit zeichnet sich das Ende einer politischen Karriere ab, die 1974 mit der Wahl zur Juso-Vorsitzenden begann, ab 1979 ins Europäische Parlament und ab1987 in den Deutschen Bundestag führte. Von 1998 bis 2009 war sie Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und von 1993 bis 2005 stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD. Heidemarie Wieczorek-Zeul bevorzugt eine klare politische Sprache; von Parteidisziplin, Koalitionsfrieden und anderen diplomatischen Rücksichten lässt sie sich nicht ausschließlich bestimmen. Obwohl sie dem Konflikt innerhalb und außerhalb der Partei nie aus dem Weg ging, hat sie es zur dienstältesten SPD-Ministerin gebracht – ein (scheinbares) Paradoxon, über das sich zu diskutieren lohnt.

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  • Prof. Heinz Schilling – Martin Luther – Reformator und Rebell in der Perspektive seiner Zeit
    Im Vorfeld des großen Reformationsjubiliäums 2017 (500 Jahre Thesenanschlag) hat der Berliner Frühneuzeithistoriker Heinz Schilling eine wegweisende und viel beachtete Biographie zu Martin Luther vorgelegt. Insbesondere wird darin auch Luthers problematische Verankerung im Geschichtsbild der Deutschen kritisch aufarbeitet. Schilling plädiert dafür, die historische Figur Luther, soweit es irgend geht, von ihrer wirkungsgeschichtlichen und geschichtspolitischen Ummantelung zu befreien und damit den Blick auf Luthers zentrales Ziel, die Rücklenkung der Christenheit auf den religiösen, heilsgeschichtlichen Kern, freizumachen.

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  • Prof. Dr. Peter Brandt - Kolberg - 'Der größte Film der Geschichte'
    Der Film Kolberg des Regisseurs Veit Harlan wurde am 30. Januar 1945, dem 12. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung, gleichzeitig in Berlin und in der belagerten Atlantikfestung La Rochelle uraufgeführt. Propagandaminister Goebbels, der das Werk im Sommer 1943 in Auftrag gegeben hatte, versprach sich von der heroischen Stilisierung des Abwehrkampfes der in Hinterpommern gelegenen Festung Kolberg gegen Napoleons Truppen im Jahr 1807 eine entscheidende moralische Stärkung des Widerstandswillen der deutschen Bevölkerung. Nach dem Krieg blieb er unter Verschluss bis der Sender "Arte" ihn im März 1998 im Rahmen eines Themenabends "Heinrich George" wieder präsentieren konnte. Prof. Peter Brandt (FernUniversität in Hagen) nähert sich dem Film aus historischer Sicht.

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2012

  • Klaus Hänsch – Kontinent der Hoffnungen. Mein europäisches Leben
    Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments und Mitglied des Präsidiums des EU-Verfassungskonvents Klaus Hänsch erzählt, wie in Straßburg und Brüssel Politik gemacht wird und wie Europa sein Leben prägte. Seine einfühlsamen Erinnerungen erlauben einen Blick in die Seele des "Kontinents der Hoffnungen" und hinter die Kulissen komplizierter Entscheidungsprozesse. So manches Vorurteil gegen "die in Europa" bleibt da auf der Strecke.

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  • Prof. Dr. Einhart Lorenz – Norwegische Xenophobien. Vom Judenparagraphen des Jahres 1814 bis zum heutigen Rechtspopulismus
    "Wie Ratten überschwemmen diese ‚Revolutionshelden' nun auch Norwegen" hieß es im August 1933 in einer angesehenen norwegischen Zeitung. Eine dieser „Ratten" war der „Agitator Frahm", bekannter als Willy Brandt. Es war nicht das erste Mal, dass man sich in Norwegen derart diskriminierender Metaphern bediente. In den letzten Jahrzehnten hat man von rechtspopulistischer Seite in vergleichbarer Weise gegen die Einwanderung aus muslimischen Ländern Front gemacht. Der Vortrag beschäftigt sich mit diesen Kontinuitäten und der Funktion von Ausgrenzungen aus dem nationalen „Wir" in Norwegen.

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  • Peter Struck: „Realpolitik mit Ecken und Kanten”
    Peter Struck war von 1980 bis 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags und ist heute Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. Für zwei Legislaturperioden wirkte er als SPD-Fraktionsvorsitzender, drei Jahre lang amtierte er als Bundesminister der Verteidigung. Peter Struck war und ist ein Mann klarer Worte und hat sich bis heute nie gescheut, Position zu beziehen - sei es in Bezug auf den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr, im Hinblick auf die europäische Finanz- und Eurokrise oder in Bezug auf den Zustand der SPD und ihr Verhältnis zur Linkspartei. Zusammen mit Volker Kauder galt er als "Motor der Großen Koalition" und stellte sich der Aufgabe, für den notwendigen parlamentarischen Rückhalt der Regierungsarbeit zu sorgen.
    In seinem 2010 erschienen Buch „So läuft das. Politik mit Ecken und Kanten“ bewertet er das erste Jahrzehnt der Berliner Republik, erzählt davon, wie er sich nach schweren gesundheitlichen Rückschlägen wieder ins Leben zurückkämpfte und wie Politik wirklich funktioniert: von Freundschaften und Rivalitäten, Kompromissen und Prinzipien, von Mehrheitsfindungen im Fraktionssaal – oder auch im Hinterzimmer.

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  • Loretta Walz – Im Schatten des Gulag. Als Deutsche unter Stalin geboren
    In ihrem Film beschäftigt sich die Dokumentarfilmerin Loretta Walz mit einem bisher weitgehend unbeachteten Aspekt der jüngsten deutschen Vergangenheit: der Geschichte von Kindern deutscher Emigranten, die mit ihren Eltern in den 1930er Jahren in die Sowjetunion gingen oder dort geboren wurden. Acht dieser Frauen und Männer erzählen erstmals von ihrer Kindheit und Jugend in der Sowjetunion und vom Schicksal ihrer Eltern, die während der stalinistischen Säuberungen verfolgt oder ermordet wurden.

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2011

  • Dr. Carsten Heinze – Wie mediale Darstellungen unsere Erinnerungsbilder formen. Am Beispiel Marcel Reich-Ranicki
    Schriftliche Autobiographien, Bilder und Fotografien sowie biographische Spiel- oder Dokumentarfilme sind wichtige Medien der öffentlichen Erinnerungskultur. Sie prägen unsere Vorstellung fremder Lebensgeschichten. Und sie geben auch Einblick in das Erleben gemeinsamer zeitgeschichtlicher Erfahrungszusammenhänge und erklären diese aus einer individuellen Perspektive. Der Vortrag setzt sich in diesem Zusammenhang mit den unterschiedlichen autobiographischen Darstellungen Marcel Reich-Ranickis auseinander. Anhand verschiedenen medialer Darstellungsformen nähern wir uns der Lebensgeschichte Reich-Ranickis.

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  • Dr. Piotr Filipkowski und Roland Borchers – Kreuz Ostbahn / Krzyż Wielkopolski. Deutsch-polnischer Erinnerungsort an der Ostbahnstrecke
    Die Kleinstadt Krzyż im Nordwesten des heutigen Polen hieß bis 1945 Kreuz und war eine deutsche Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus Kreuz Krzyż, und die Stadt gehört seitdem zu Polen. Wie in vielen Städten im östlichen Teil Europas fand hier ein vollständiger Bevölkerungsaustausch statt. Die Referenten haben beide Gruppen befragt: die alten Bewohner von Kreuz, die 1945 ihren Heimatort verlassen mussten und die neuen Bewohner von Krzyż, die zum großen Teil aus Ostpolen stammen.

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  • Lüdenscheid im „Dritten Reich“ – Zeitzeugenberichte
    Filmvorführung und Diskussion

    Im Sommer 2010 zeichnete ein Team der Hagener FernUniversität Interviews mit drei älteren Lüdenscheidern auf, die sich als Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Nationalsozialismus konfrontiert sahen und auf jeweils unterschiedlichen Wegen die Kriegszeit überstanden. Die Interviews wurden zum Ausgangspunkt eines Films, der private Einblicke in das Lüdenscheider Alltagsleben „unter dem Hakenkreuz“ bietet und sich mit der persönlichen und öffentlichen Reflexion über die zwölf dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte befasst. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage der Einrichtung eines authentischen Erinnerungsorts aufgegriffen, wie sie in der Stadt mit Blick auf die ehemaligen Polizeihaftzellen im Alten Rathaus kontrovers diskutiert worden ist.
    Hinweis: Die Veranstaltung fand in Verbindung mit dem Verein „Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid e.V.“ statt.

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2010

  • Dr. Heike Görtemaker – Eva Braun - Leben mit Hitler
    Eva Braun, geboren 1912 in München als Tochter eines Berufsschullehrers, lernt 1929 den „Herrn Wolf“ kennen. Erst nach zwei Selbstmordversuchen Eva Brauns ist Hitler bereit, die Beziehung zu intensivieren und erlaubt ihr, sich auf dem Obersalzbergwerk einzurichten. Heike Görtemaker, Verfasserin der ersten wissenschaftlichen Eva-Braun-Biographie, schildert Eva Brauns Leben als Teil der Entourage des „Führers“ und bietet neue Einblicke in Hitlers von Selbstinszenierungen und Eigenheiten geprägtes Privatleben. Gleichzeitig warnt sie vor der Unterschätzung Eva Brauns, die weitaus weniger naiv und deutlich zielorientierter agierte als bislang angenommen.

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  • Dr. Almuth Leh – Ein Leben für den Naturschutz. Wilhelm Lienenkämper (1999-1965) und die „Grüne Widerstandsbewegung“ in Lüdenscheid und im Kreis Altena
    Mit dem Naturschützer Wilhelm Lienenkämper hat sich Almut Leh, im Rahmen ihrer Forschungen zur Geschichte des Naturschutzes in Nordrhein-Westfalen, intensiv beschäftigt. Wilhelm Lienenkämper, geboren 1899 im Kreis Altena und seit 1939 als Volksschullehrer in Lüdenscheid tätig, war ein engagierter Kämpfer für den Naturschutz. In Lüdenscheid hat man ihn bis heute nicht vergessen. Wenig bekannt ist dagegen, dass Lienenkämper mit seinem Engagement die Entwicklung des Naturschutzes in Nordrhein-Westfalen maßgeblich mitgeprägt hat.

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  • Hans-Dieter Schütt – Biographiebruch als Aufbruch
    Hans-Dieter Schütt spricht über "Erfahrungen eines glücklich beschädigten DDR-Bürgers“.

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  • Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch: Aus dem „Deutschen Gedächtnis”
    Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch präsentiert ausgewählte Beispiele aus dem Archivbestand des Instituts für Geschichte und Biografie „Deutsches Gedächtnis“. Der Leiter des in Lüdenscheid ansässigen Instituts zeigt zudem, auf welche Weise und mit welcher Intensität sich Zeitgeschichte in den Lebensschicksalen einzelner Menschen und in ihrer Erinnerung widerspiegelt. Dabei wird deutlich, dass die an Brüchen und Wandlungen reiche deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht nur viel Erinnerungsstoff bietet, sondern den Betroffenen stets auch die Bereitschaft zu Verarbeitung und Selbstkritik, manchmal aber auch zur Verdrängung abverlangt.

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  • Ruth Misselwitz: „Schwerter zu Pflugscharen” Ruth Misselwitz ist seit 28 Jahren Pfarrerin in der Kirche „Zu den Vier Evangelisten“ in Pankow. Sie gründete mit ihrem Mann und einigen Freunden 1981 den „Pankower Friedenskreis“, nahm an der Ökumenischen Versammlung der Kirchen in der DDR „Für Frieden Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ von 1988/89 teil, moderierte zu Wendezeiten den Runden Tisch in Pankow und ist Vorsitzende der „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste“.
    Ruth Misselwitz berichtet aus eigenem Erleben über Nonkonformismus, Resistenz und Opposition gegen das SED-Regime und äußert sich zu den Zielen, Hoffnungen und Enttäuschungen der Friedens-, Umwelt- und Demokratiebewegung im Vorfeld und Verlauf des großen Umbruchs von 1989/90.

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  • Prof. Dr. Holger Lengfeld: „Kann es soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft geben?"
    Im Beruf wie im privaten und öffentlichen Leben will jeder gerecht behandelt werden. Aber woran bemisst sich Gerechtigkeit, an welchen Prinzipien und Verfahren macht sie sich fest? Versteht ein Jeder unter Gerechtigkeit etwas anderes, oder gibt es verlässliche Maßstäbe? In seinem Vortrag erläutert Prof. Lengfeld, Soziologe an der FernUniversität in Hagen, welche Kriterien der Gerechtigkeit von der politischen Philosophie vorgeschlagen werden, und er zeigt anhand von Befragungsergebnissen, inwiefern diese Gerechtigkeitsstandards von der Bevölkerung geteilt werden. [19.05.2010]

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2009

  • Dr. Christian Weißhuhn: „Alfred Hueck (1889 – 1975)“ - Jurist in vier politischen Systemen
    Die Rolle der Rechtswissenschaft während der Weimarer Republik und des Dritten Reiches ist seit einigen Jahren verstärkt Gegenstand der juristischen und historischen Betrachtung. Vor allem das Leben und das Werk einzelner Persönlichkeiten jener geschichtsträchtigen Zeiten ist vermehrt in den Mittelpunkt des geschichtlichen Interesses gerückt. Anhand der persönlichen und beruflichen Wegstationen von Alfred Hueck wird dessen Leben sowie juristischer Werdegang nachskizziert. 1889 in Lüdenscheid geboren, führte ihn sein Weg in der Wilhelminischen Kaiserzeit als Student über Freiburg und München nach Münster, wo er nur wenige Jahre nach der Gründung der Weimarer Republik zum Privatdozenten ernannt wurde. Von hier wechselte Hueck 1925 nach Jena, um einem Ruf als ordentlicher Professor für Deutsches- und Bürgerliches Rechts zu folgen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten führte ihn sein Weg 1936 nach München, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1957 lehrte. Während der zahlreichen politischen Umbrüche in den Jahren ab 1918 war Hueck fast ununterbrochen als Rechtswissenschaftler tätig. Er gilt als einer der bedeutendsten Zivilrechtswissenschafter der 1. Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, der vor allem auf den Ge­bieten des Arbeits- und Gesellschaftsrecht maßgeblich wirkte. [16.12.2009]

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  • Schülerausstellung: „Wo warst Du als die Mauer fiel?“
    Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls hat die Stadt Lüdenscheid mit ihren Kooperationspartnern eine Veranstaltungsreihe zu diesem Ereignis durchgeführt, mit verschiedenen interessanten Projekten.
    Auch die Schulen beteiligten sich mit dem Projekt „Wo warst Du als die Mauer fiel?“ Zu diesem Thema wurden Zeitzeugen befragt und die Ergebnisse in Form einer Ausstellung im Bürgerforum vorgestellt. [11.11.2009]

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  • Dr. Jörn Schütrumpf: „Rosa Luxemburg - Ein Weg in die Unkenntlichkeit“
    Mit der Untersuchung des Torsos eines Frauenleichnams, der über achtzig Jahre lang in der Berliner Rechtsmedizin in einer Vitrine quasi „in der Öffentlichkeit versteckt“ war, wurde das Interesse an Rosa Luxemburg für kurze Zeit auch in einer breiteren Öffentlichkeit geweckt. Wer auch immer die Frau in der Charité gewesen sein mag – spannender als Rosa Luxemburgs Leichnam, der in jedem Fall bis heute nicht beerdigt wurde, sind die lebendige Rosa Luxemburg und ihre systematisch vergessen gemachten Auffassungen. Wer wann welches Interesse hatte, diese Frau und ihr Werk hinter einer Ikone verschwinden zu lassen, und auch wer wann welches Interesse hatte, sie zu einer Megäre und einem Flintenweib herunter zu karikieren, wird diskutiert. Auf den Stand der Forschungen im Fall des Torsos aus der Charité kann bei Bedarf in der Diskussion eingegangen werden. [07.10.2009]

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  • Preußen als Ort der Erinnerung und Identitätsstiftung
    Als gemeinsame Veranstaltung der Museen der Stadt Lüdenscheid und des Instituts für Geschichte und Biographie diskutieren: Reg. Bürgermeister a.D. Eberhard Diepgen, Dr. Eckhart Trox, Prof. Dr. Peter Brandt
    sowie Prof. Dr. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch. [17.06.2009]

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  • Ausstellungseröffnung: „Es war eine andere Welt!“
    Migrationsbiographien Lüdenscheider Bürgerinnen und Bürger nach 1945. [11.03.2009]

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  • Karl Feldmeyer – Zeitzeuge und Berichterstatter
    Karl Feldmeyer hat sich im Laufe seiner langjährigen journalistischen Tätigkeit für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, für die er u.a. als Hauptstadtkorrespondent (Bonn, Berlin) tätig war, einen Namen als ausgewiesener Experte für Deutschland-, Sicherheits- und Parteipolitik gemacht. In den achtziger Jahren hat er sich intensiv mit der Politik der atomaren Nachrüstung (NATO-Doppelbeschluss) und dem Prozess der deutschen Wiedervereinigung auseinander gesetzt.
    1978 wurde Feldmeyer für seinen Bericht über den Spionagefall Lutze/Wiegel mit dem renommierten Theodor-Wolff-Preis des Bundesverbands der deutschen Zeitungsverleger ausgezeichnet, 2006 wurde ihm die gleiche Ehrung nochmals zuteil, diesmal für sein Lebenswerk. [14.01.2009]

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2008

  • Prof. Dr. Helga Grebing: „Die Worringers. Bildungsbürgerlichkeit als Lebenssinn.
    Wilhelm und Marta Worringer (1881 – 1965) – eine Familienbiographie“ [18.06.2008]

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  • Markus Meckel, MdB: „Vom Bürgerrechtler zum Außenminister“ [21.05.2008]

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  • Prof. Dr. Wolfgang Seiffert: „Ein Leben im Spannungsfeld von geteiltem Deutschland und russischer Politik“ [08.04.2008]

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  • Dr. Eva Ochs / Dr. Friedrich-Wilhelm Geiersbach: Diskussion über die DVD –Produktion „Ehrgefühl-Selbstbeherrschung- Arbeitseifer. Hedwig Courths-Mahler und der ideale Mann des 19. Jahrhunderts“ [12.03.2008]

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  • Prof. Dr. Bernd Faulenbach: „Flucht und Vertreibung in der individuellen, politischen und kulturellen Erinnerung“ [22.02.2008]

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  • Ute Diehl: „Die Fussbroichs und die Özdags - Familienalltag im TV“ [30.01.2008]

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2007

  • Prof. Dr. Dr. h.c. Dimitris Tsatsos: „Erinnerungen an Erlebnisse und Begegnungen“ [12.12.2007]

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  • Dr. Uta D. Rose: „Hannah Arendt (1906 – 1975) – Leidenschaftliche Querdenkerin“ [21.11.2007]

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  • Prof. Dr. Georg Hansen: „Als Kalisch deutsch war…“ – oder die Kunst und die Macht [24.10.2007]

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  • Bundesminister a.D. / Ministerpräsident a.D. Wolfgang Clement: „Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik in Nordrhein-Westfalen und Deutschland 1989 bis 2005“ [19.9.2007]

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  • Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch: „Wallenstein und seine Biographen“ [23.05.07]
    Mit der Figur des 1634 in Eger ermordeten kaiserlichen Feldherrns und Kriegsunternehmers Albert von Wallenstein haben sich zahlreiche deutsche, östereichische und tschechische Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts biographisch befasst. Im Vortrag werden Wandlungen des Wallensteinbildes in Forschung und Öffentlichkeit nachgezeichnet und dahingehend befragt, ob und inwieweit die lebensgeschichtlichen Prägungen der Autoren bzw. die jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Zeitumstände hierfür bestimmend und mitverantwortlich gewesen sind. Am Beispiel „Wallenstein“ soll versucht werden, die Gratwanderung biographischer Geschichtsschreibung zwischen historischer Authenzitätssuche, individueller Standortgebundenheit und geschichtspolitischer Absicht aufzuzeigen.

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1996

  • Wolfgang Leonhard: "Stationen eines Lebens"
    Wolfgang Leonhard, bekannter Autor und Kenner der Sowjetunion und deren Geschichte, berichtet in einem Vortrag über seine Zeit als Jugendlicher und Erwachsener in der Sowjetunion der 20er und 30er Jahre und schildert eindrücklich die Situation in Berlin unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Durch den persönlichen Vortrag gewinnen die eindrucksvollen Details aus der Zeit seiner Ausbildung in den Eliteschulen der Sowjetunion zusätzlich an Aussage und Eindringlichkeit.

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1995

  • Klaus von Bismarck: "50 Jahre Kriegsende"
    Der Vortrag des früheren Intendanten des Westdeutschen Rundfunks ist geprägt durch sehr persönliche Erinnerungen an den 8. Mai 1945. Die Erinnerungen sind mit einer selbstkritischen Haltung gegenüber dem eigenen Handeln verbunden. Neben der selbstkritischen Haltung und dem Eingeständnis eigener Versäumnisse prägt die engagierte Bereitschaft zum kritischen Dialog mit jungen Menschen den Vortrag und macht ihn zum Zeitdokument im Rahmen der Oral History.

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  • Wolfgang Leonhard: "Extremismus und Gewalt in Europa"
    Ignaz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, referiert zum Thema „Extremismus und Gewalt in Europa“. Der Vortag, die anschließende Diskussion sowie kommentierende Aussagen Alexander von Platos ergeben eine differenzierte Auseinandersetzung mit den europaweiten Phänomene Extremismus und Gewalt.

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