Physik-Nobelpreis 2009
Charles K. Kao erhält die eine Hälfte des
Preises für seine grundlegenden Modellrechnungen zu optischen
Glasfasern, welche er in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre
zusammen mit G. A. Hockham bei den Standard Telephone Laboratories
in England durchführte. Die Glasfasertechnik stellt neben
der Entwicklung von Laserdioden als Lichtquellen eine der
wichtigen Grundlagen der optischen Übertragungstechnik dar.
Glasfasern sind optische Wellenleiter, bei denen das Prinzip
der inneren Totalreflexion ausgenutzt wird. Mitte der 1960er
Jahre, als Kao seine Arbeiten durchführte, erfolgte die Nachrichtenübertragung
über größere Entfernungen noch über Koaxial-Kabel aus Kupfer.
Die Glasfasertechnik war noch nicht ausreichend entwickelt
und erschien nur wenigen als eine geeignete Möglichkeit, Signale
über weite Strecken zu übertragen. Hauptproblem war die hohe
Signaldämpfung, welche damalige Fasern noch aufwiesen (etwa
1000 dB/km, d.h. bei einer Übertragungsstrecke von 20 m würde
nur 1% der Eingangsleistung am Ende der Strecke ankommen).
Die Modellrechnungen von Kao und Hockham besagten, dass die
Dämpfung in optischen Glasfasern, welche aus Siliziumdioxid
hergestellt werden, durch Streuung und intrinsische Materialverluste
(Absorption) erfolgt und theoretische Dämpfungswerte bei geeigneten
Wellenlängen deutlich unterhalb von 10 dB/km liegen sollten.
Tatsächlich erzielt man heute mit Standardglasfasern bei der
Wellenlänge 1,5 Mikrometer Dämpfungswerte von etwa 0,2 dB/km
(d.h. bevor die Lichtleistung auf 1% abfällt, kann das optische
Signal 100 km Glasfaserstrecke durchlaufen). Damit wurde die
theoretische Grundlage für die spätere technische Entwicklung
der optischen Nachrichtentechnik geschaffen, welche die heutige
globale und preiswerte Kommunikation im Internet ermöglicht.
Literatur: K.C. Kao and G.A. Hockham, "Dielectric-Fibre Surface
Waveguides for optical frequencies", Proc. IEEE 113
(1966) 1151.
Willard S. Boyle
und George E. Smith teilen sich die zweite
Hälfte des Preises für ihre Erfindung des Prinzips von CCD-Kameras.
Das CCD-Prinzip (CCD: charge-coupled device) beinhaltet die
Erzeugung und Ansammlung von elektrischen Ladungsträgern in
diskret angeordneten optoelektronischen Detektorzellen. Die
Ladungsinhalte dieser Zellen (Pixel) werden nach dem Prinzip
der "Eimerkettenschaltung" weitergegeben und ausgelesen. Boyle
und Smith führten ihre Arbeiten ebenfalls in der zweiten Hälfte
der 1960er Jahre bei den Bell Laboratorien in New Jersey (USA)
durch. Ihre Erfindung stellt eine wichtige Grundlage der heute
allgegenäwärtigen Digitalfotografie dar.
W.S. Boyle and G.E. Smith, "Charge coupled semiconductor
devices", Bell Systems Technical Journal 49
(1970) 587