Forschungsgruppe II

Die Sprache der Erinnerung – analysieren und verstehen.

Workshop
Workshop bei der DHd-Jahrestagung

Almut Leh, Dennis Möbus (beide Forschungsgruppe digital humanities), Annette Gerstenberg und Cord Pagenstecher (beide Oral-History.Digital) haben einen hands-on-Workshop zu computergestützten Zugängen zu Oral-History-Daten bei der Jahrestagung des Verbandes Digital Humanities im deutschsprachigen Raum durchgeführt.

Oral-History-Interviews sind narrative Erinnerungsinterviews, die als Quellen bzw. Datengrundlage in unterschiedlichen Disziplinen genutzt werden. Interview-Archive sind Gedächtnisinstitution in der Bewahrung und Vermittlung von Wissensbeständen. Außerdem sind die archivierten Wissensbestände selbst Erinnerungen, also Gedächtnisinhalte. Als maschinenlesbare Daten sind Oral-History-Interviews nicht nur für die Humanities, sondern auch für Linguistik und Informatik interessante multimodale Daten.

In den historischen Wissenschaften werden Oral-History-Interviews in intensiver hermeneutischer Arbeit analysiert und interpretiert, im Spannungsfeld persönlicher und kollektiver Relevanz. Die digitale Erschließung eröffnet die Möglichkeit, überindividuelle Muster der Erinnerung und ihrer sprachlichen Verfasstheit mit Hilfe korpuslinguistischer Tools zu erschließen.

Auf Basis von Praxisbeispielen wird im Workshop die Frage nach dem Mehrwert technikgetriebener Analysen diskutiert. Können Tools das hermeneutische Verstehen unterstützen oder gar bereichern, oder besteht die Gefahr, die Subjektivität der Erzählung und die individuelle Entstehungssituation der Quellen aus dem Blick zu verlieren? Sind die digital erkannten Muster am Ende Artefakte oder können sie Schlüssel zum tieferen Verstehen sein?