Präsenzveranstaltung

Thema:
Sprachpolitik als Spiegel von Kulturtransfer im Verlauf der Neuzeit. Die Beispiele Ceylon, Südamerika und Deutsch-Neuguinea
Adressatenkreis:
BA KuWi: Modul G2; Modul G4; MA EuMo: Modul 6G;
MA GeEu; offen für alle Geschichtsstudierenden
Ort:
Hamburg
Adresse:
Regionalzentrum Hamburg
Amsinckstraße 57
20097 Hamburg

Die genaue Raumbezeichnung wird noch bekannt gegeben.
Termin:
15.11.2019 bis
16.11.2019
Zeitraum:
Freitag, 15.11.2019, 09:00 bis 18:00 Uhr,
Samstag, 16.11.2019, 09:00 bis 18:00 Uhr
Leitung:
Dr. Fabian Fechner
Ute Kemmerling B.A.
Anmeldefrist:
11.10.2019
Anmeldung:
ONLINE-Anmeldung s. unten
Auskunft erteilt:
E-Mail: Dr. Fabian Fechner , Telefon: +49 2331 987 - 2124
E-Mail: Karin Gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122

Wie läuft Kulturtransfer ab? Woran kann man die Ausgangslage, innere Dynamiken und sozialgeschichtliche Auswirkungen erkennen? Wie kann man vom methodischen Interesse an Kulturkontakt zu empirisch präzise fassbare, historische Situationen gelangen?

Besonders das Beispiel der Sprachpolitik in kolonialen Situationen bietet sich für solche Fragestellungen an, da es quellentechnisch sehr gut zu fassen ist. Als allgemeine und theoretische Herleitung wollen wir ein Sprachverhältnis als Kulturverhältnis auffassen. Vorbereitend soll konzeptionell erarbeitet werden, welche linguistischen, sprachpolitischen, sprachphilosophischen und regionsspezifischen Forschungsansätze sich mit dem Phänomen „Sprache“ vor dem Hintergrund des kolonialen Machtgefälles befassen. Dabei wollen wir auch herausarbeiten, welches Verständnis in der jeweiligen Zeit von Sprache vorherrschte: Zwar wurde sie zu allen Zeiten als Kommunikationsmittel angesehen, doch waren viele weitere Fragen damit verbunden: Welche Sprache ist „höherwertig“ als eine andere? In welcher Sprache werden heilsnotwendige Glaubenssätze vermittelt? Inwiefern übermittelt Sprache einen gewissen kulturellen Standard?

Auf dieser methodischen Grundlage wollen wir uns drei weit gestreuten Fallbeispielen widmen, die unterschiedlichen Sprachen, Zeiten und Imperien angehören. Im Falle Spanisch-Amerikas (16./17. Jh.) untersuchen wir Sprache als Vehikel der (‚heilsnotwendigen‘) religiösen Unterweisung. Wir werden in die Debatten der Zeit eintauchen, in denen diskutiert wurde, ob indigenen Sprachen etwas ‚teuflisches‘ anhaftet. Die Verwendung indigener Sprachen bei der Missionierung war aber keine selbstlose Zuwendung zur Kultur der Neugläubigen, sondern diente auch der kulturellen Abschottung. Am Beispiel des britischen Ceylon (19. Jh.) wird deutlich, dass die Sprachenfrage erst allmählich in den Fokus der Kolonialpolitik geriet und über die Jahre eine ganz eigene Dynamik entwickelte. Die englische Sprache als Herrschaftssprache zu erlernen, schuf einen besonderen Status und eine neue kolonialgesellschaftliche Hierarchie, von der insbesondere die Nachkommen der portugiesischen und niederländischen Siedler („Burgher“) profitierten. Im Falle Deutsch-Neuguineas (um 1900) wird am Ringen um die Schulsprache der Stellenwert der Sprachenfrage besonders deutlich. Die Betrachtung reicht bis zum „Weltdeutsch“, einer vereinfachten Form des Deutschen. Mitten im Ersten Weltkrieg wurde diese Sprachform künstlich geschaffen, um der deutschen Sprache die Entwicklung zu einer Weltsprache zu ermöglichen.

Hamburg als Veranstaltungsort für dieses Thema ist nicht zufällig gewählt. Am Freitagnachmittag werden wir zunächst die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ besuchen, wo uns Dr. Markus Hedrich zunächst in die Rolle der Universität Hamburg bei den „kolonialen Wissenschaften“, zu denen auch die Sprachwissenschaft gehörte, einführen wird. Tiefergehend wird er uns von seinem aktuellen Forschungsprojekt berichten, zur Medikalisierung der Fremde in der deutschen Kolonialmedizin und damit verbundene sprachliche und visuelle Politiken des Otherings. Im Anschluss wird uns Dr. Wiebke von Deylen die Linga-Bibliothek vorstellen. Schon deren Gründer, der Altonaer Zuckerhändler Carl Linga, sammelte klassische Werke der Missionslinguistik. Die Bestände werden fortlaufend auch durch neueste Forschungen zur Sprachenfrage in den lateinamerikanischen Kolonien erweitert. Das Seminar soll auch dazu anregen, Prüfungsthemen quellenbasiert und forschungsnah vorzubereiten. Wer in diesem Zusammenhang ein Referat halten möchte, um der Gruppe ein entstehendes Thema vorzustellen, kann sich gerne an Herrn Dr. Fechner wenden.

Literaturhinweise

Reinhard, Wolfgang: Sprachbeherrschung und Weltherrschaft. Sprache und Sprachwissenschaft in der europäischen Expansion, in: ders., Ausgewählte Abhandlungen, Berlin 1997, S. 401-433.

Steinbach, Almut: Sprachpolitik im Britischen Empire. Herrschaftssprache und Integration in Ceylon und den Föderierten Malaiischen Staaten, München 2009.

Häberlein, Mark/Alexander Keese (Hg.): Sprachgrenzen – Sprachkontakte – kulturelle Vermittler. Kommunikation zwischen Europäern und Außereuropäern (16.-20. Jh.), Stuttgart 2010.

Phillipson, Robert: Linguistic Imperialism, Oxford/New York 1992.

Ossege, Luisa: In welcher Sprache missionieren? Diskussionen zwischen weltlichen und kirchlichen Vertretern im Chile des 18. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 127 (2016), S. 183-210.

Mühlhäusler, Petra: Die deutsche Sprache im Pazifik, in: Hermann J. Hiery (Hg.): Die Deutsche Südsee 1884-1914. Ein Handbuch, Paderborn 2001, S. 239-262.

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Karin Gockel | 13.08.2021