Onlineseminar
- Thema:
- Filmgespräche IX: Slapstick
- Adressatenkreis:
-
BA KuWi:
Modul L2;
MA NdL:
Modul MANDL 1;
Modul MANDL 5;
Modul MANDL 7;
und alle Interessierten - Ort:
- Hagen oder online
- Termin:
- 15.04.2021
bis
08.07.2021 - Zeitraum:
- Das Seminar wird von 16.00 bis ca. 18.00 Uhr online stattfinden
15.04.2021
22.04.2021
29.04.2021
20.05.2021
27.05.2021
03.06.2021
17.06.2021
24.06.2021
08.07.2021 - Leitung:
-
Jun.-Prof. Irina Gradinare
Prof. Dr. Michael Niehaus - Anmeldefrist:
- 30.03.2021
- Auskunft erteilt:
-
E-Mail:
Prof. Dr. Michael Niehaus
E-Mail: Jun.-Prof. Irina Gradinari
Mit dem Wort Slapstick verbinden die meisten Leute in erster Linie Verfolgungsjagden aller Art, Schlägereien zwischen einzelnen oder Gruppen, mutwillige und unfreiwillige Zerstörungen von Einrichtungen, das Bewerfen mit Gegenständen, das wiederholte Scheitern an physischen Aufgaben, Missgeschicke, die Kettenreaktionen hervorrufen usw. Das sind Handlungssequenzen, die sich so zweifelsfrei auf die körperliche Seite von Interaktionen beziehen, dass Worte sich erübrigen, und die deshalb im Stummfilm ihren angestammten Platz haben. Dabei bestehen die Slapstick-Komödien der Stummfilmzeit natürlich nicht nur aus solchen Sequenzen. Das liegt schon daran, dass diese Filme aus den 1910er und 1920er Jahren einen narrativen Rahmen benötigen, innerhalb dessen dann die Slapstick-Sequenzen zur Geltung kommen können. Denn diese haben es für sich gesehen schwer, einen abschließenden Mehrwert an Sinn hervorzubringen. Dieser narrative Rahmen wird umso bedeutsamer, je mehr die Stummfilmkomödien in den 1920er Jahren von den zuvor dominierenden Two-Reelern (Filmen im Umfang von zwei Filmrollen, also ungefähr 20 Minuten) in Richtung Spielfilmlänge tendierten. Auch wenn Sherlock, jr.(1924) von Buster Keaton oder Charlie Chaplins schon zur Tonfilmzeit produzierte City Lights (1931) als (späte) Meisterwerke des Stummfilms kanonisiert worden sind, in denen die Slapstick-Elemente in einen übergreifenden Zusammenhang eingebettet erscheinen, hat die Slapstick-Sequenz die Tendenz, sich auch in der Wahrnehmung bzw. in der Erinnerung der Rezipienten zu verselbständigen (ein Beleg dafür sind die zahlreichen Auskopplungen, die sich auf Youtube von besonders gelungenen Slapstick-Szenen finden). Eine Slapstick-Sequenz lässt sich zumindest auf einer bestimmten Ebene auch außerhalb ihres narrativen Zusammenhangs verstehen bzw. nachvollziehen, da sie auf einem in sich folgerichtigen und fast voraussetzungslosen sensomotorischen Konnex basiert, der nicht durch sprachliche Interaktionen moderiert wird (wer etwa eine Torte ins Gesicht geworfen bekommt, trachtet danach, es dem Werfer zu vergelten).
Diese strukturelle Verselbständigungstendenz schafft außerdem die Möglichkeit, Slapsticksequenzen in Filme einzubauen (bzw. Slapsticksequenzen in Filmen als solche zu identifizieren), die weder Stummfilme sind noch einem bestimmten Genre zugehören müssen. Slapstickbasierte oder slapstickzentrierte Filme sind in der Regel Komödien (Louis de Funes, Peter Sellers), kürzere oder längere slapstickartige Sequenzen gibt es aber auch in eher als ‚ernst‘ eingestuften Genres wie dem Western oder im Autorenfilm, wo sie der ‚Auflockerung‘ dienen, als Versatzstücke zitiert oder ins Surreale erweitert werden. Selbstverständlich spielt Slapstick auch in der Fernsehunterhaltung (z.B. Loriot) und in der Werbung eine Rolle.
Für das Slapstick-Projekt im Rahmen der Filmgespräche ergibt sich daraus, dass es nicht nur darum geht ‚ganze Filme‘ zu sehen, sondern auch Slapsticksequenzen in anderen Filmen zu rezipieren, um die spezifische filmische Logik und Variationsbreite von Slapstick zu entfalten. In der ersten Phase des Seminars werden wir daher verschiedene Slapstickkomödien der Stummfilmzeit anschauen (Two-Reeler), um uns dann in der zweiten Phase selektiv mit Slapsticksequenzen in anderen Filmgenres und medialen Formaten zuzuwenden.