Kolloquium

Thema:
Theorie-Kolloquium (Hybrid/Online): Wie untersucht man Macht? (Teil I)
Zielgruppe:
Die Veranstaltung richtet sich an Doktorand*innen, Habilitand*innen und Interessierte
Adresse:
Der Link wird per Mail bekannt gegeben.
Termin:
20.10.2021 bis
19.01.2022
Zeitraum:
8 Termine jeweils mittwochs von 18:00 - 19:30 Uhr:
20. Okt. 21
27. Okt. 21,
03. Nov. 21,
10. Nov. 21,
24. Nov. 21,
08. Dez. 21,
12. Jan. 22,
19. Jan. 22.
Leitung:
Prof. Dr. Peter Risthaus
Anmeldefrist:
11.10.2021
Auskunft erteilt:
Peter Risthaus , E-Mail: peter.risthaus , Telefon: +49 2331 987-2579
Christoph Düchting , E-Mail: christoph.duechting , Telefon: +49 2331 987-2119

Nirgends ist keine Macht. Im Mai 1968 war an Pariser Hauswänden folgendes Graffito zu lesen: »Die Phantasie an die Macht (L’imagination au pouvoir)!«. In dem berühmten Interview, dass der Philosoph Jean-Paul Sartre mit Daniel Cohn-Bendit, zu dieser Zeit populärster Repräsentant der französischen Studentenbewegung, geführt hat, konnte man von Sartre dazu lesen: »Das Interessante an eurer Aktion ist, daß sie die Phantasie an die Macht bringt.« Karl-Heinz Bohrer hat diesem Gedanken 1998 vehement widersprochen: „Einmal an der Macht, würde die Phantasie ihre Phantasie verlieren! Sie würde zur gefährdeten Phantasie. Es gibt keine Macht, die jemals Phantasie entwickelt hätte. Selbst die einflussreichsten, ja Kreativität besitzenden Politiker denken notwendigerweise im Konventionellen. Wo nicht, da wird es gefährlich. [...] Politisches Handeln kann sich nicht auf Phantasie berufen im Sinne der poetischen Bedeutung des Wortes, es sei denn, dieses Handeln lebte aus einem verantwortungslosen Dezisionismus heraus, der faschistische Regime kennzeichnet, deren Anführer wie Hitler oder Mussolini sich nicht von ungefähr mit Künstlern identifizierten.« Wie auch immer, schnell zeigt sich, dass Macht ein wichtiges Problem für Literaturwissenschaftler*innen ist und nicht allein für Soziologen oder Politologen. Aber was ist überhaupt Macht und wie untersucht man sie? Welches Verhältnis haben Macht und Gewalt? Diesen Fragen werden wir zwei Semester in unserem Theorie-Kolloquium nachgehen. Im ersten Teil stehen theoretische Grundlagentexte auf der Tagesordnung, von: Alexandre Kojéve (zu Hegel) , Elias Canetti, Michel Foucault, Niklas Luhmann, Wolfgang Sofsky, Judith Butler und Pierre Legendre. Im nächsten Semester beschäftigen wir uns dann mit ‚konkreten‘ Machtanalysen, vorzugsweise von Literatur- und Medienwissenschaftler*innen. Die Texte werden zum Teil im Begleitkurs (Moodle) zur Verfügung gestellt.


Zur Vorbereitung:

Byjung-Chul Han: Was ist Macht? Stuttgart 2005 (Reclam).


Christoph Düchting | 08.04.2024