Onlineseminar
- Thema:
- Seuchen und Symptome: Krankheit und Kultur in literarischer Sicht (Stifter, Raabe, Fontane, Mann)
- Veranstaltungstyp:
- Onlineseminar
- Adressatenkreis:
- BA KuWi: Modul L3; MA NdL: Modul MANDL 1; Modul MANDL 2; Modul MANDL 3; Modul MANDL 4; Modul MANDL 5; Modul MANDL 6; Modul MANDL 7; MA EuMo: Modul 4L; Modul 5L; und alle interessierten Studierenden
- Ort:
- Online
- Termin:
- 15.07.2022
bis
19.07.2022 - Zeitraum:
- Freitag, 15. Juli, 16.00 Uhr - 20.00 Uhr (mit Pause)
Samstag, 16. Juli, 10.00 Uhr - 12.00 Uhr; 13 - 15.00 Uhr
Dienstag, 19. Juli, 17.30 Uhr - 19.00 Uhr - Leitung:
- Professor Dr. Uwe Steiner
- Anmeldefrist:
- 26.06.2022
- Auskunft erteilt:
- Leyla Pektas , E-Mail: leyla.pektas , Telefon: +49 2331 987-4882
Das Seminar ist ausgebucht.
Menschen werden krank: das ist einerseits eine anthropologische Konstante. Andererseits tragen Krankheiten oft einen historischen und kulturrelativen Index. Wir werden nicht zu allen Zeiten auf die gleiche Weise krank, und wir sprechen und denken über Krankheiten auf historisch unterschiedliche Weisen. Zuletzt, in der Pandemie, haben wir erfahren, wie Seuchen soziale und kulturelle Zusammenhänge beeinflussen, gefährden und in Frage stellen. Dann gibt es das weite Feld der psychosomatischen Leiden. Hier scheinen sich die größten zeit- und kulturrelativen Veränderungen zu ergeben, und zwar in den Formen, wie man leidet, und in den Weisen, wie man drüber spricht. Ihre Symptome gelten
Krankheiten wollen verstanden werden. Insbesondere rätselhafte Leiden, Syndrome und Symptome fordern Deutungen ein, die kulturell variieren können. Die Präsenzveranstaltung möchte ein gewisses Spektrum an literarischen Beobachtungen der Zusammenhänge von Krankheit und Kultur erschließen. In Stifters Erzählung Die Pechbrenner (Erstfassung der Erzählung Granit) geht es um eine Seuche, um die Pest. Wilhelm Raabe konfrontiert in dem Roman Unruhige Gäste einen halbmondänen Kurort mit einem Typhus-Ausbruch. Die Protagonistin von Theodor Fontanes Roman Cécile pflegt ihre Hysterie, eine seinerzeit vieldiskutierte Modekrankheit. Um die geht es auch in Maria Janitscheks Erzählung Hysterie. Abrunden wollen wir die Diskussionen mit ausgewählten Ausschnitten aus Thomas Manns Zauberberg. Dort äußert der Erzähler gleich auf den ersten Seiten „die Vermutung […], daß Beeinträchtigungen des persönlichen Lebens durch die Zeit geradezu den physischen Organismus des Menschen zu beeinflussen vermöchten.“ Im individuellen Leiden, so die Suggestion, spiegeln sich Grundzüge des jeweiligen Zeitalters.
Auf dem Programm stehen:
- Adalbert Stifter: Die Pechbrenner. Sämtliche Erzählungen nach den Erstdrucken, hg. v. Wolfgang Matz, München Wien 2005, Bd. 2, S. 1159-1200.
- Wilhelm Raabe: Unruhige Gäste. Braunschweiger Ausgabe Bd. XVI, Göttingen 21970. (div. andere Ausgaben antiquarisch oder als print-on-demand erhältlich)
- Theodor Fontane: Cécile (div. Ausgaben)
- Maria Janitschek: Hysterie. In dies.: Die neue Eva, Leipzig 1902, S. 71-105.
- Thomas Mann: Der Zauberberg (div. Ausgaben).
Literatur zur Einführung:
- Susan Sontag: Krankheit als Metapher (1978), München 2003.
- Thomas Anz: Gesund oder krank? Medizin, Moral und Ästhetik in der deutschen Gegenwartsliteratur, Stuttgart 1989.
- Walter Erhart: Medizingeschichte und Literatur am Ende des 19. Jahrhunderts. Ein Forschungsbericht. Scientia Poetica. Bd. 1/ 1997;S. 224-267.
- Edward Shorter: Von der Seele in den Körper. Die kulturellen Ursprünge psychosomatischer Krankheiten, Reinbek 1999.