Präsenzveranstaltung

Thema:
Philosophie und empirische Forschung I: Technik, Natur, Gesellschaft
Veranstaltungstyp:
Präsenz
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25403/P3; Modul 25405/P5; MA Phil: Modul 26404/IV; Modul 26406/VI; Modul 264081/VIII; AT Phil;
Ort:
Hagen
Adresse:
Campus Hagen
Termin:
15.05.2023 bis
17.05.2023
Leitung:
Dr. Selin Gerlek
Anmeldefrist:
19.04.2023
Anmeldung:
Keine Anmeldung mehr möglich.
Auskunft erteilt:
Meliz-Sema Kaygusuz , E-Mail: lg.philosophie3 , Telefon: +49 2331 987-2791

Die Philosophie kann sich die theoretischste aller wissenschaftlichen Disziplinen nennen. Sie steht daher in einem gewissen Spannungsverhältnis zur Empirie, welche sich traditionell in einer Skepsis gegenüber empirischer Forschung und ihrem Gewinn für die Philosophie zeitigt. Doch zeigt sich zunehmend, dass sich solche starre Oppositionen wie Philosophie versus Empirie, Theorie versus Praxis, Verstehen versus Erklären, Reflexion versus Methode nicht unbedingt aufrecht erhalten lassen: Kann die Technik verstanden werden, ohne die Empirie zu berücksichtigen, wo sich die Konsequenzen ihrer Nutzung erst durch die konkrete Mensch-Technik-Interaktion zeigen? Kann die Natur angesichts des Klimawandels und der Frage nach dem Anthropozän überhaupt „rein theoretisch“ und ohne Konsultation empirischer Ergebnisse zum Gegenstand werden? Ist die Gesellschaft nicht ein leerer Gegenstand, wenn Philosophie hier nicht die empirische und methodische Expertise der Gesellschaftswissenschaften zur Kenntnis nimmt und von ihr lernt? Das Seminar, das als das erste einer Seminarreihe konzipiert ist, will diese Fragen aufgreifen und entlang der drei Achsen Technik, Natur und Gesellschaft zu beantworten suchen. Hierfür werden Autorinnen und Autoren gelesen, deren Beiträge jeweils unterschiedlich mit dem Verhältnis von Philosophie und empirischer Forschung umgehen:

So amalgamiert etwa die Postphänomenologie Philosophie und Empirie und führt mit Verbeek & Rosenberger hierfür sog. Case Studies ein, die Human-Technologie-Relations zu analysieren erlauben. Donna Haraway betrachtet die Philosophie als Aufforderung, auf die Ergebnisse empirischer Forschung Bezug zu nehmen und daraus Konsequenzen für die Praxis abzuleiten. Auch Bruno Latour blickt ausgehend von dessen Actor-Network-Theory konkret auf die Ergebnisse der empirischen Forschung, um etwa das Verhältnis von Mensch und Natur kritisch zu befragen. Von Haraway und Latour inspiriert widmet sich wiederum Vinciane Despret ganz einer empirischen Disziplin – der Ornithologie – und wendet theoretische Prämissen Haraways und Latours konkret an. Wiederum ein anderes Verhältnis lässt sich bei Hans-Jörg Rheinberger herausarbeiten, wenn dieser methodische Zugriffsweisen auf empirische Gegenstände in die Philosophie „übersetzt“, wozu er wiederum durch Gaston Bachelard inspiriert ist, der eine Wende in der Philosophie einläutete, insofern mit ihm erstmals die konkrete Wissenschaftspraxis (des Empirikers wie der Philosophin!) zum Gegenstand philosophischer Reflexion wird.

Lehrgebiet Philosophie III | 09.04.2024