Forschungsschwerpunkte

Getrieben durch die gesellschaftliche und politische Orientierung am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung agieren industrielle Unternehmen zunehmend im Spannungsfeld zwischen Umweltschutz und sozialer Verantwortung einerseits und ökonomischem Erfolg andererseits. Insbesondere Produktions- und Logistikaktivitäten haben maßgeblich Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig gehen sie mit vielfältigen negativen ökologischen (z. B. Verbrauch fossiler Rohstoffe, Treibhausgasemissionen) und sozialen Konsequenzen (z. B. gesundheitliche Gefährdung, Korruption, Kinderarbeit) einher.

Im Mittelpunkt der Forschung des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik steht daher die Betrachtung industrieller Produktions- und Logistiksysteme unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Ein besonderer Fokus liegt auf Fragestellungen der Reduktion von Treibhausgasemissionen sowie von Energie- und Ressourcenverbrauch. Gleichzeitig werden aktuelle Entwicklungen im Bereich Digitalisierung bzw. Industrie-4.0 und ihre Potenziale für ein nachhaltiges Wirtschaften beleuchtet.​

Die inhaltliche Ausrichtung der Forschung erfolgt entlang von drei Schwerpunkten:

1. Energie- und Ressourceneinsatz in Produktion und Logistik

Vor dem Hintergrund von Ressourcenverknappung, steigender und zunehmend volatiler Energie- und Ressourcenpreise, Umwelt- bzw. Klimaschutz sowie einer verantwortungsvollen Beschaffung von Ressourcen gewinnen Fragestellungen der Energie- und Ressourcennutzung in Produktion und Logistik stetig an Bedeutung. In diesem Zusammenhang werden technologische und organisatorische Handlungsalternativen zur Steigerung von Effizienz, Flexibilität und Transparenz im Energie- und Ressourceneinsatz in Produktions- und Logistiksystemen adressiert.

2. Globale nachhaltige Wertschöpfungsnetzwerke

Zur Gestaltung globaler, nachhaltiger Wertschöpfungsnetzwerke müssen sämtliche Aktivitäten und Akteure in den Bereichen Ressourcengewinnung, Produktion, Transport, Distribution, Nutzung, Wiederverwendung, Recycling und Entsorgung berücksichtigt und entsprechend ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen bewertet werden. Vor diesem Hintergrund werden insbesondere Ansätze der Netzwerkplanung sowie der Konfiguration von Produktionssystemen mit Fragestellungen der Nachhaltigkeitsbewertung vereint. Neben den übergeordneten Wertschöpfungsstrukturen werden dabei teilweise auch die Nachhaltigkeit und der Markterfolg einzelner Produkte bzw. Technologien beleuchtet.

3. Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die zunehmende Digitalisierung von Produktion und Logistik unter dem Schlagwort „Industrie 4.0“ erhöht den technologischen und organisatorischen Handlungsspielraum von Unternehmen zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Zudem bietet sie das Potenzial, zur Entwicklung verbesserter Methoden und Werkzeuge der Nachhaltigkeitsbewertung und Entscheidungsunterstützung beizutragen. Vor diesem Hintergrund werden Digitalisierungs- bzw. Industrie-4.0-Technologien hinsichtlich ihres Potenzials für ein nachhaltiges Wirtschaften analysiert.

Innerhalb der Forschungsschwerpunkte folgt der Lehrstuhl dem Leitbild einer technologie- und entscheidungsorientierten Betriebswirtschaftslehre. Ausgehend von der betrachteten Problemstellung werden Prozesse und Systeme modelliert, quantitative Planungsmodelle entwickelt und in modernen Softwarewerkzeugen implementiert. Die Anwendung der Modelle auf praxisnahe Fallstudien dient der Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen zur Gestaltung und Lenkung von Produktions- und Logistiksystemen unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten. Das methodische Spektrum reicht von Methoden der Stoff- und Energiestrommodellierung und Nachhaltigkeitsbewertung, über Simulationsansätze wie System Dynamics, Agentenbasierte und Ereignisdiskrete Simulation bis hin zur mathematischen Optimierung und multikriteriellen Bewertung.

Die Forschung ist eingebettet in den Forschungsschwerpunkt „Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit“ an der FernUniversität in Hagen. Dabei verfolgen wir einen interdisziplinären Ansatz in Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft, Industrie und Politik, um der Komplexität und Vielschichtigkeit der Problemstellung gerecht zu werden und eine Anwendungsorientierung sicherzustellen.