Seminar

Thema:
Produktionsmanagement in der Automobilindustrie
Ort:
Campus Leipzig
Adresse:
Campus Leipzig
Termin:
06.07.2023 bis
07.07.2023
Seminarleitung:
Prof. Dr. Karsten Kieckhäfer
Anmeldung und Teilnahme-
voraussetzung:
Informationen zu Anmeldefristen und seminarspezifischen Teilnahmevoraussetzungen können Sie dem Heft Studien- und Prüfungsinformationen Nr. 2 entnehmen
Rahmenzeitplan:
17.03.2023Beginn der Einarbeitung in die Software
31.03.2023 Kick-off als Online-Veranstaltung (Teilnahme obligatorisch)
- Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten
- Literaturrecherche
- Themenbekanntgabe (Beginn der Bearbeitungszeit)
14.04.2023Abgabe von Gliederung und Abstracts
26.05.2023Abgabe der Seminararbeit
06.-07.07.2023 Präsentationsphase in Leipzig (Teilnahme obligatorisch)
Moodle:
Wichtige Informationen, zusätzliche Materialien und detaillierte Zeitpläne werden im Laufe des Seminars über die Moodle-Lernumgebung bekanntgegeben
Hinweis:
Die Bearbeitung der Seminarthemen findet in der Regel in Gruppen von je drei Studierenden statt. Jede bzw. jeder Seminarteilnehmende hat im Rahmen der Gruppenarbeit eine eigenständige Leistung zu erbringen, die individuell bewertet wird.

Beschreibung

Die Automobilindustrie bildet mit einem Umsatz von über 400 Milliarden Euro und fast 800.000 direkt Beschäftigten den bedeutendsten Industriezweig und einen der wichtigsten Treiber des Wohlstands in Deutschland. Bis zum Jahr 2018 konnten die deutschen Automobilhersteller regelmäßig neue Absatzrekorde melden, seit 2019 ist diese Entwicklung jedoch aufgrund verschiedener Ursachen deutlich rückläufig.

Zum einen belasten die verschiedenen Krisenereignisse der letzten Jahre sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite: zunächst entwickelten sich im Zuge der Corona-Pandemie die Chipkrise und massive Störungen der globalen Lieferketten, was in der Folge zu Produktionsstillständen und Kurzarbeit führte. Zudem herrschen durch den Krieg in der Ukraine Unsicherheiten hinsichtlich der Energieversorgung und stark steigende Herstellerpreise. Die zuletzt zweistelligen Inflationsraten lassen zudem weitere Nachfragerückgänge erwarten. Insgesamt resultieren hieraus sinkende Auslastungen der Produktionswerke, wodurch ein profitabler Betrieb erschwert wird.

Zum anderen führten bereits vor den Krisen langfristige Entwicklungen zu einer Veränderung der Wettbewerbssituation: vor dem Hintergrund des Klimawandels wurden verschärfte Gesetze erlassen, die weitreichende Transformationen des Produktportfolios, vor allem hinsichtlich alternativer Antriebsarten, erforderlich machen. Damit steigt die traditionell in der Automobilindustrie vorherrschende Variantenvielfalt noch weiter an. Zudem eröffnen sich Chancen für neue Wettbewerber wie beispielsweise Tesla, die nicht klassisch der Automobilbranche entstammen und sich erfolgreich Anteile am Markt für Elektromobilität sichern. Bei gleichzeitig global stagnierenden Absatzmärkten verschärft sich somit der wirtschaftliche Druck auf die klassischen Automobilhersteller.

Die Automobilhersteller sehen sich folglich mit der Herausforderung konfrontiert, zum einen ihre – oft mit starken Unsicherheiten behaftete – langfristige Produktionsplanung mit strategischer Ausrichtung den veränderten Wettbewerbsbedingungen anzupassen, zum anderen in der operativen Planung der Produktionsprozesse kurzfristig auf die aktuellen Gegebenheiten zu reagieren.

Dabei stehen sie u. a. vor folgenden Fragestellungen: (1) Wie kann durch eine Umstellung von Lagerhaltungskonzepten Produktionsstillständen entgegengewirkt werden? (2) Wie wirken sich sinkende Nachfrage und Kapazitätsauslastung auf die Beschäftigungssituation aus? Wie können Kurzarbeit und Umstellungen von Schichtsystemen gezielt eingesetzt werden? (3) Wie kann die Variantenvielfalt bei der Fließbandabstimmung berücksichtigt werden? (4) Wie kann die Losgrößenplanung zu einer kurzfristigen Reaktion auf fehlende Bauteile beitragen?

Um diese oder ähnliche Fragen zu beantworten, sollen im Seminar insbesondere Optimierungs- und System-Dynamics-Modelle eingesetzt werden. Optimierungsmodelle sind insbesondere dazu geeignet, eine Entscheidungsunterstützung in strategischen, taktischen und operativen Fragestellungen des Produktionsmanagements zu bieten, beispielsweise im Zusammenhang mit der Losgrößenplanung, der Fließbandabstimmung oder der Personaleinsatzplanung. System Dynamics-Modelle können vor allem zur Modellierung komplexer und dynamischer Probleme verwendet werden. Die Methode bietet die Möglichkeit, das zeitliche Verhalten von Regelsystemen zu simulieren. Ziel ist es nicht nur, Systeme mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Modellen zu beschreiben, sondern auch zu verstehen, wie Rückkopplungsstrukturen das Systemverhalten bestimmen. So können beispielsweise betriebliche Wertschöpfungsketten und langfristige Personalplanungen simuliert und analysiert werden.

Nach der theoretischen Aufarbeitung der genannten Untersuchungsfelder sind entsprechende Ansätze zu formulieren und mit modernen Softwarelösungen zu implementieren. Dies ermöglicht die Untersuchung aktueller Fragestellungen aus Wissenschaft und Praxis.

Das Seminar kann in allen Studiengängen gewählt werden, ist aber vor allem auch für Studierende des Masterstudiengangs Wirtschaftswissenschaft für Ingenieur/-innen und Naturwissenschaftler/-innen geeignet. Das Seminar kann auch als Wahlpflichtseminar belegt werden.