Junior-Prof mit internationaler Erfahrung

Aus den USA an die FernUniversität in Hagen: Dr. Michael Hartz hat die Junior-Professur Analysis angetreten.


Ein Mann steht neben einem Bürogebäude. Foto: FernUniversität
Jun.-Prof. Michael Hartz auf dem Campus der FernUni

Manchmal ist es ein kleines Detail, das eine große Wirkung hat: Ohne das Thema seiner Masterarbeit hätte Michael Hartz wohl nicht in Kanada promoviert und anschließend als Post-Doc im mittleren Westen der USA gelehrt. Nun hat der 30-jährige Mathematiker von der Washington University St. Louis/Missouri auf die Junior-Professur Analysis an der FernUniversität in Hagen gewechselt.

Sein Büro auf dem Campus ist noch nicht fertig eingerichtet, aber Jun.-Prof. Dr. Michael Hartz ist schon an der FernUniversität angekommen. „In Kanada gibt es die Politik der offenen Türen“, erzählt er im Gespräch. „Das empfinde ich hier auch so. Es ist ein sehr kollegiales Umfeld in der Fakultät.“ Sein Büro liegt neben dem von Prof. Dr. Delio Mugnolo, in dessen Lehrgebiet Analysis die Junior-Professur auch angesiedelt ist. Ohnehin sei die Mathematik eine grenzenlose Wissenschaft mit einem sehr offenen Austausch untereinander.

Kreatives Knobeln gefragt

„Ich bin reiner Mathematiker“, ordnet Hartz sich ein. Zu seinen Schwerpunkten zählen Operatortheorie, Operatoralgebren und komplexe Analysis. „Das bildet die Grundlagen etwa für die Quantenmechanik, in der man Größen wie Geschwindigkeit und Position anhand von Operatoren darstellen kann. Dabei ist es wichtig, in welcher Reihenfolge man das tut“, beschreibt der Jung-Wissenschaftler. Auf die Ergebnisse aus Hartz‘ Forschungsgebiet greifen etwa die Ingenieurwissenschaften zu. „Die Entwicklung von Autopiloten für Flugzeuge ist ein Problem der Kontrolltheorie. Zum Beispiel ist es notwendig gegenzusteuern – Bewegung zu kompensieren, wenn sich der Wind dreht.“

Was Michael Hartz an der Mathematik unter anderem fasziniert, ist „das Knobeln“. Wenn man ein Problem von verschiedenen Seiten betrachten kann, um zu einer kreativen Lösung zu kommen. „Es gibt nicht nur den einen richtigen Weg“, meint er mit Blick auf den Mathe-Unterricht in der Schule. Da werde manchmal eher „Rechnen nach Kochrezept“ gelehrt. In Berührung mit anderen mathematischen Problemen ist er gekommen, als er an einer Matheolympiade teilgenommen hat. „Da musste ich richtig knobeln und konnte mich in ein Problem vertiefen.“

Es ist ein sehr kollegiales Umfeld in der Fakultät.

Jun.-Prof. Michael Hartz

Seine Erfahrungen in der Schulzeit weckten bei Hartz den Wunsch, Mathe zu studieren. „Mich hat von Anfang an die Forschung gereizt – und die Analysis begeistert. Es gibt in der Mathematik noch so viele offene Probleme zu ergründen.“ Auf seine Alma Mater, die Universität des Saarlandes, wurde der gebürtige Bliesgauer ebenfalls durch das Bundesfinale einer Matheolympiade in Saarbrücken aufmerksam.

Wissenschaftlich verbunden geblieben

Als er 2012 seinen Abschluss machte, hatte er durch seine Masterarbeit über die Arbeit eines kanadischen Mathematikers seine Promotionsstelle in Kanada sicher. Der Betreuer seiner Masterarbeit kannte den Wissenschaftler an der University of Waterloo. Ein Zufall, der Weichen stellte.

Von Kanada aus wechselte Hartz nach seiner Promotion im Jahr 2016 nach Missouri. „Fachlich war das eine natürliche Adresse für mich“, blickt er zurück. „Als Forscher sind die USA besonders attraktiv, da wissenschaftlich eher Cluster gebildet werden. Außerdem konnte ich viel Lehrerfahrung sammeln.“ Dennoch riss die Verbindung nach Deutschland nie ab: Für die Washington University hatte Hartz ein Stipendium der Humboldt-Stiftung und reiste für Konferenzen über den Atlantik.

Mathematisch vernetzt

Die FernUniversität in Hagen baute für Michael Hartz wissenschaftlich die Brücke zurück nach Deutschland. „Ich wollte gern zurück“, bekennt der 30-Jährige, der nun in der Hagener Innenstadt wohnt und mit dem Rad zur Arbeit fährt. Fernlehre ist für den Mathematiker kein Fremdwort, denn in Kanada spielen Fernlehrkurse vor allem in der akademischen Weiterbildung eine große Rolle – „und in Deutschland wird es für alle Universitäten wichtiger werden“, meint Hartz. „Da ist die FernUniversität der beste Ausgangspunkt.“

Wissenschaftlich hat Hartz bereits Kontakte geknüpft: nach Wuppertal und Münster. „Von Hagen aus gut erreichbar – und mit dem Ruhrgebiet hat man die größte Metropolregion Europas vor der Tür“, freut sich Hartz auf Erkundungstouren.

In seinem ersten Semester wird Hartz ein Seminar geben, das an sein Forschungsgebiet Operatortheorie angelehnt ist. Im nächsten Semester kann er dann selbst lesen und lehren, was ihm im eigenen Studium gefallen hat: Funktionentheorie – „eines der schönsten Gebiete der Mathematik“.

Anja Wetter | 25.09.2018