Reif fürs Museum: die Neue Deutsche Welle

„Komm nach Hagen, werde Popstar!“: Die NDW-Ausstellung, die die FernUniversität begleitet hat, taucht mit vielen Exponaten in ein aufregendes Kapitel Musikgeschichte ein.


Sieben Personen stehen vor Publikum auf einer Bühne. Ein Mann hält ein Buch vor sich und wird interviewt. Foto: FernUniversität
Buchpräsentation vor der Eröffnung: Moderator Robin Hiermer (re.) interviewt Prof. Frank Hillebrandt zur NDW.

Auslöser war ein Trickfilm aus Fotovorlagen über die Hagener Musikszene, der vor drei Jahren im Rahmen des Sommerfestivals Muschelsalat in Hagen lief. Über 4000 Menschen waren gekommen, um in die Zeit um 1980 einzutauchen.

Diese überwältigende Resonanz führte letztlich zu einer Zusammenarbeit zwischen der Hagenerin Heike Wahnbaeck und dem Lehrgebiet Soziologie von Prof. Dr. Frank Hillebrand an der FernUniversität in Hagen.

Ausstellung und Buch

Die Kooperation mündete in einem Buchprojekt und einer ungewöhnlichen Ausstellung, die am Freitag im Hagener Osthaus-Museum unter großem Andrang eröffnet wurde: „Komm nach Hagen, werde Popstar, mach dein Glück! …sich trau’n außer der Reihe die Zukunft zu bau’n!“ Sie lässt die wohl aufregendste Epoche in der Hagener Musikgeschichte auferstehen: die Neue Deutsche Welle, die vor rund 40 Jahren durch Hagen brandete und die bis dahin unbekannte Stadt zur besungenen Popstar-Schmiede machte.

Chronologisch geordnete Stellwände mit Texten und vielen Fotos, Vitrinen voller Instrumente und technischem Equipment, T-Shirts, Plakate und Plattencover, ein Kneipentresen, ein nachgebauter Proberaum und der Film arbeiten den Hagen-Hype von damals auf. Die Anekdoten dazu kommen von selbst.

Fünf Personen stehen  in einer Ausstellung vor einer Tafel mit Texten und Fotos. Foto: FernUniversität
Prof. Frank Hillebrandt und sein Team stehen vor einem ihrer Lieblingsmotive in der Ausstellung: Nena tanzt mit der Sängerin Gudrun Gut.

NDW

  • Ausstellung „Komm nach Hagen, …mach dein Glück!“ im Osthaus Museum in Hagen, bis 4. November (verlängert)
  • Buch „Komm nach Hagen, werde Popstar, mach dein Glück. … sich traun, außer der Reihe, die Zukunft zu bauen. Hagens Musikszene 1975–1985“, Klartext-Verlag
  • „Talkrunde: Frauen in der Musikbranche“, Lounge im Osthaus Museum, 13. September ab 20 Uhr, Moderation: Franka Schäfer und Anna Daniel

„Gesamtbild der Zeit“

„Diese Ausstellung ist deshalb so wertvoll, weil sie ein Gesamtbild der Zeit zeichnet, das man so konzentriert noch nicht gesehen hat“, urteilt Frank Hillebrandt. Das kurze erfolgreiche Kapitel in der Musikgeschichte hat sich in Hagen „tief in die Körper und Köpfe der Menschen eingeschrieben“. Den Soziologen und sein Team interessierte vor allem die Frage, warum aus der NDW in Hagen ein Phänomen werden konnte.

Antworten auf diese Frage finden sich ebenfalls in der Ausstellung: die Bedingungen in der einstigen Stahlstadt waren günstig, die Infrastruktur mit billigem Wohnraum und kurzen Wegen zwischen Proberaum und Kneipentresen gut, Musikverlage wurden gegründet und es entwickelten sich berufliche Perspektiven.

Weiter forschen

Wissenschaftlich erschöpfend sind die Indizien, die Hillebrandt und seine Mitarbeitenden für die Hagener Welle ausgemacht haben, noch nicht. Publikation und Ausstellung sind für Hillebrandts Team erst der Anfang der Forschungsarbeit. „Es gibt noch nicht viele wissenschaftliche Studien zur NDW – und das Spektrum ist ja viel größer als die Hagener Welle“, so der Soziologe. „Eine weitere Hochburg in NRW ist Düsseldorf gewesen, mit Punk und Ska.“

Anja Wetter | 03.09.2018