Jahrestagung des Forschungsschwerpunkts digitale_kultur

29. Juni 2022

„Digitale Hermeneutik: Maschinen, Verfahren, Sinn“

Zeitraum
29.06.2022 — 01.07.2022
10:30 Uhr (bis 1. Juli)

Ort
Campus der FernUniversität, Universitätsstraße, 58097 Hagen

Veranstalter/-in
Forschungsschwerpunkt digitale_kultur der FernUniversität

Im vielstimmig ausgerufenen Zeitalter der Digitalisierung schulen nicht allein nur Dichterinnen und Dichter auf Programmiererinnen und Programmierer um. Auch die Geistes- und Kulturwissenschaften gebrauchen und entwickeln längst selbst Algorithmen, verdaten jenen Sinn, über den sie nicht mehr allein die Deutungshoheit beanspruchen können.

Die Jahrestagung des Forschungsschwerpunkts digitale_kultur der FernUniversität in Hagen fragt vom 29. bis 1. Juli transdisziplinär nach jenen Herausforderungen, die sich dem Verstehen bzw. dem Sinn stellen, wenn Algorithmen, Programme, Maschinen und andere technische Verfahren daran mitarbeiten.

Die Tagung findet auf dem FernUni-Campus in Kooperation mit der Summer School der Deutschen Gesellschaft für phänomenologische Forschung e.V. (DGPF) statt.

Panel 1: Deutungsmacht und Digitalität

Panel 2: Verstehende Algorithmen – Algorithmen verstehen

Panel 3: Dimensionen historischen Verstehens im digitalen Raum

Panel 4: Poetische Maschinenräume

  • Anfänglich enträtselt Hermeneutik als eher praktische Kunst die Sprache der Götter. Jene sprach sich durch Musen und in Orakeln indirekt und verästelt aus, bevor sie in heiligen Schriften fixiert vorliegt, die hermeneutisch sachgerecht gedeutet und ausgelegt werden müssen, um überhaupt erst ihren eigentlichen Sinn zu verstehen. Dem Problem, dass Zeichen und Texte, sprachliche Kommunikation überhaupt, prinzipiell missverstanden werden können, stellt Hermeneutik methodisch abgesicherte Verfahren entgegen, die durch Auslegung und Interpretationen jenen Sinn hütet und hervorbringt, den sie Worten und Büchern, den Erlebnissen und der Geschichte, unterstellt, – bei eigenwilliger Vernachlässigung der Zahlen. Daraus wird in der Moderne nicht nur die Geisteswissenschaft entstehen, sondern die Idee abgeleitet, dass wir als sprachliche wesentlich verstehende, d.h. hermeneutisch bedürftige Wesen sind.

    Heute ist Hermeneutik vielfältig herausgefordert, denn die Lage hat sich fundamental geändert. Traute man anfänglich nur den Göttern zu, das Wetter vorherzusagen, erledigen das jetzt beachtlich zielgenau Computer. Um es mit den Worten von Hannes Bajohr zu sagen: „Das Unding ist das Digitale. [...] Bereits das Wort ‚Wort‘ ist eine Ebene tiefer, hexadezimal, als 576F7274 codiert und wieder darunter, binär, als 01010111 01101111 01110010 01110100‘. Von einem Zeitalter der Digitalisierung ist die Rede und nicht allein Dichter schulen auf Programmierer um. Auch die Geistes- und Kulturwissenschaften siedeln längst nicht mehr allein im Raum von Bibliotheken, sondern sie gebrauchen und entwickeln selbst Algorithmen, verdaten jenen Sinn, über den sie nicht mehr allein die Deutungshoheit beanspruchen können.

Anmeldungen sind erbeten, die Teilnahme ist kostenfrei.

Gerd Dapprich | 15.06.2022