Ars metabolica. Stoffwechsel und Digestion als literarisch-kulturelle Prozesse
23. Juni 2022Fachtagung
Zeitraum
23.06.2022 — 25.06.2022
Ort
Campus Leipzig der FernUniversität in Hagen, Universitätsstr. 16, Leipzig
Veranstalter/-in
Dr. Vanessa Höving und Prof. Dr. Peter Risthaus
Auskunft erteilt
Dr. Vanessa Höving
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Fyler der Tagung mit Programm
Vom 23. bis zum 25. Juni findet auf dem Campus Leipzig der FernUniversität in Hagen die Tagung „Ars metabolica. Stoffwechsel und Digestion als literarisch-kulturelle Prozesse“ statt. Online ist die Teilnahme via ZOOM möglich. Zuschauer*innen sind herzlich willkommen. ZOOM-Anmeldungen können bis zum 21. Juni per Mail an Dr. Vanessa Höving gerichtet werden.
Geht es um die Rezeption von Literatur, wird auffallend häufig auf eine Digestions- und Stoffwechselmetaphorik zurückgegriffen: Von schwer oder leicht verdaulicher Kost ist ebenso die Rede wie von erbaulicher oder kräftigender Lektüre; Lesematerial erscheint als Schinken oder Schwarte, Rezipient*innen als Bücherwürmer. Stoffwechselprozesse sind zur Lebenserhaltung zwingend nötig, sie verantworten den Auf- und Abbau von Körpersubstanzen sowie ausscheidbarer Stoffe und generieren Energie. Nährstoffe werden dafür im Verdauungsvorgang verwertbar gemacht, um schließlich resorbiert zu werden und in den Blutkreislauf zu gelangen. Die Transformationsprozesse rund um Digestion und Metabolismus verweisen auf Verarbeitung, Distribution und Zirkulation sowie auf Verwertung und ihre Reste – schließlich umfassen Verdauungs- und Stoffwechselverfahren in letzter Konsequenz auch Vorgänge der Ausscheidung und Exkretion. Stoffwechsel und Verdauung verfügen – je nach Perspektive – über medizinische, kulturelle, gesellschaftliche, politische oder ökologische Dimensionen. Die dabei auftretenden Phänomene und Stoffe rücken schnell in eine tabuierte ‚dunkle Ecke‘, wenngleich jüngere literatur- und kulturwissenschaftliche Arbeiten die variantenreiche Signifikanz abjekter Körpermaterie vermehrt herausstellen (vgl. z.B. Balke 2020; Breuer/Vidulić 2018; Werner 2011).
Die Tagung wirft eine breite Perspektive auf literarisch-kulturell verhandelte Stoffwechsel- und Digestionsphänomene, die zum Teil von Tabuisierung betroffen sind. In der Auseinandersetzung mit diversen Ausformungen einer ars metabolica geht es um konkrete Fallstudien und close readings literarischer Texte und kultureller Artefakte ebenso wie Überlegungen zu Übertragungsprozessen zwischen Literatur, Kultur und Theorie. Im Fokus stehen ebenfalls Aneignungs- und Ausschlussanordnungen oder Figurationen von Verwertung und Verwertbarkeit. Die Tagung fragt danach, in welchen Kontexten und zu welchem Zweck Literatur, Kultur und Theorie auf Denkfiguren und Rhetoriken von Digestion und Metabolismus zurückgreifen, welche ästhetischen, poetologischen und poietischen Potenziale hier bereitstehen und worin die in literarischen und kulturellen Digestions- und Stoffwechselprozessen freigesetzte ‚Energie‘ besteht.