‚Einer Meinung sein‘ - aber welcher? Meinungsbildung und Weltorientierung
03. November 2022Zeitraum
03.11.2022, 16:30 Uhr
Ort
FernUniversität in Hagen, Gebäude 8, Raum B 121 (Senatssaal, 1. OG)
Veranstalter/-in
Institut für Philosophie der FernUniversität in Hagen
Referent/-in
Prof. Dr. Christian Bermes
Universität Koblenz-Landau
Moderation
Prof. Dr. Hubertus Busche
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Flyer mit Übersicht
Unter den Bedingungen kollektiver Meinungsempörung fällt es schwer, noch einer Meinung zu sein. Auf der eigenen Meinung will man bestehen, die Meinungen der anderen soll man nur noch ertragen. Für eine solche Gegenwartsdiagnose spricht auf den ersten Blick einiges. Denn mit einem geschickten Meinungsmarketing lässt sich Popularität erzielen, Reichweite erhöhen und Prestige sichern. Wie ein Kartenhaus kann all dies aber auch wieder schnell zusammenbrechen. Man steht dann recht alleine da mit seinen Meinungen, von denen man plötzlich auch gar nicht mehr so sicher ist, ob es je wirklich die eigenen waren.
Es ist also sicher nicht falsch, von einer Meinungskrise zu sprechen. Doch alles andere als klar ist, wie man eine solche Krise zu begreifen hat. Die Schuldigen scheinen recht schnell gefunden. Werden doch gerne die enthemmenden sozialen Medien, eine das Allgemeine negierende Individualisierung, die galoppierende Beschleunigung des Informationsmarktes und einiges mehr dafür verantwortlich gemacht.
Der Vortrag schlägt einen anderen Weg ein, um das Krisenhafte der Meinungskrise in den Fokus zu rücken. Denn das Problem könnte noch gravierender sein. Wenn nämlich das Verständnis von dem, was Meinungen sein können, was man von ihnen erwarten darf, ja sogar muss, und welchen Umgang sie fordern, unklar geworden ist, dann zeigt sich die Meinungskrise in einer ganz neuen Gestalt. Nicht einfach die aufsässigen oder abtrünnigen Meinungen sind das Problem, sondern das Konzept der Meinung selbst ist fraglich geworden.