zur FernUni Homepage Studienportal Master Politische Steuerung und Koordination (Governance)
Zum Inhalt und Zusammenhang der Kurse im Modul 3.3
 

Das thematische Band zwischen den Kursen in diesem Modul ist die Frage nach der politischen Organisation von Sicherheit bzw. Frieden in der internationalen Politik. Dem entsprechen zwei Traditionen der analytischen Beschäftigung mit diesen Fragen: die sog. security studies und die (kritische) Friedensforschung.

Sicherheit verweist, auch in den neueren, sog. erweiterten Fassungen dieses Begriffs, auf die security studies. Für sie stellt die eigene, nationale Sicherheit zunächst einzelner Staaten vor gewaltsamer Bedrohung von außen das Kernproblem dar.
Erweitert wird der Sicherheitsbegriff auf drei Weisen:

  • indem nicht nur Bedrohungen der Staates als Herrschaftsverband, sondern auch Bedrohungen seiner Bürger bedacht werden;
  • indem als Ursache dieser Bedrohung nicht nur direkte Gewalt von außen in den Blick genommen wird, sondern auch Bedrohung von Lebenschancen aufgrund struktureller Ursachen, die im internationalen System (externe Abhängigkeit) oder auch im Innern des Staates (repressive Herrschaftssysteme) ihre Ursache haben;
  • indem Sicherheit als gemeinsame begriffen wird, die nicht von einzelnen Staaten je für sich, sondern nur als kooperative, gemeinsame Sicherheit erfolgreich politisch gewährleistet werden kann. Gerade diese Perspektive macht Sicherheit zu einem internationalen Governance-Problem.

In der weitesten Fassung von "Sicherheit" ist dann auch bereits ein breites Verständnis der Grundproblematik erreicht, wie es für den zweiten Ansatz kennzeichnend ist, den der Friedensforschung. Seit ihrer Wende hin zur kritischen Friedensforschung geht sie von einem breiten Gewaltbegriff aus, der neben direkter, physischer Gewalt auch strukturelle Gewalt umfasst, etwas, was in anderen Zusammenhängen auch als soziale Ungleichheit oder Ungerechtigkeit bezeichnet wird, nämlich soziale Verhältnisse, die weniger an menschlicher Entfaltung und Lebenschancen zulassen, als eigentlich möglich wäre. Aufgehoben ist in der Friedensforschung jedoch auch die klassische Tradition des Nachdenkens über und Handelns in Friedens-Angelegenheiten, die Frieden als einen aktiv zu schließenden oder zu stiftenden begreift. Weder ist gewaltsamer Konfliktaustrag eine Naturgegebenheit, noch gewaltloser Umgang mit Konflikten oder soziale Kooperation. Beide werden durch soziale Prozesse hervorgebracht, und dem geht ursächlich die sozialwissenschaftliche Konfliktanalyse bzw. die der (internationalen) Kooperation nach.

Der Pflichtkurs 04667 gibt hierzu einen breiten ideengeschichtlichen wie auf aktuelle Entwicklungen bezogenen Überblick, macht mit Grundpositionen der politikwissenschaftlichen Analyse von Konflikt, Kooperation und Frieden und ihren jeweiligen Bedingungen vertraut.

Die Kurse des Wahlpflichtbereichs bieten die Möglichkeit der ausgewählten Vertiefung spezieller Thematiken. Einen Schwerpunkt bildet dabei derjenige Konfliktyp, der die internationale Politik in den vergangenen 15 Jahren besonders stark beschäftigt hat und der oft als ethno-nationale Konflikte bezeichnet wird. Ob und wieweit diese Bezeichnung zutreffend ist, ist eine der übergeordneten Leitfragen, die Sie kritisch durchdenken sollten.

Kurs 04655 führt in die umfangreiche Problematik der politischen Identität und ihrer sozialwissenschaftlichen Erfassung ein. Die Sichtung des durchaus umfangreichen dazu gebotenen Materials sollte Sie veranlassen, zu einfache, 'primordialistische' Deutungen der Identität, die diese als quasi-naturgegeben ansehen, ebenso zu problematisieren wie grob-materialistische Positionen, die solchen 'weichen Faktoren' gar keine analytische Beteutung zuerkennen wollen. Zweitens sollten Sie verstehen lernen, wie Prozesse der Herausbildung politischer Identität sowohl zu internationalen Konflikten wie auch zu Prozessen der Integration beitragen können.

Der nur elektronisch angebotene Kurs 04681 bietet eine breite Einführung in die sozialwissenschaftliche Konfliktanalyse. Zentrales Anliegen dabei ist, Konflikt als ein allenthalben anzutreffendes, nicht per se negatives Element sozialer Wirklichkeit zu verstehen und gerade deshalb (!) auch die Bedeutung möglichst gewaltfreier Arten des Umgangs mit Konflikten, insbesondere auf internationaler Ebene. Neben diesem inhaltlichen Lernpensum geht es bei ihm darum, sowohl die fachliche englische Lesefähigkeit zu üben als auch, mittels der im Kurs angebotenen elektronischen Links, die Fähigkeit zur eigenständigen thematisch-fokussierten Recherche im Internet. Gerade für geographisch ferne Regionen ist dies (auch pragmatisch für Hausarbeiten) wichtig. Freilich sollten Sie auch, quellenkritisch, die Grenzen der 'Fernerkundung via Internet' reflektieren.

Kurs 04665 bringt für den wohl noch immer handlungsmächtigsten Akteur der internationalen Politik, 'den Staat', den analytischen Blick auf sein Außenverhalten ein. Dieses nennen wir Außenpolitik, und die Beiträge im Kurs versuchen die analytischen Perspektiven dessen, was fachlich Außenpolitik-Analyse (Foreign Policy Analysis, FPA) genannt wird, vorzustellen. Damit soll, abstrakt, das geistige Handwerkszeug vermittelt werden, mit dem sich in konkreten (Konflikt-) Fällen das Verhalten der jeweils konkret beteiligten staatlichen Akteure verstehen und erklären lässt.

Schließlich nimmt Kurs 04675 eine breite friedenswissenschaftliche Perspektive ein. Vorgestellt wird eine, auch international viel rezipierte, umfassende Position, die des norwegischen Friedensforschers Johan Galtung. Auf seine eigene Weise versucht er unterschiedliche Ebenen von Prozessen gesellschaftlicher Friedensstiftung und unterschiedliche Konflikt-Ursachen, auch in der Tiefe von Gesellschaft wie im Bereich von Kultur, der Verhältnisse von Abhängigkeit zwischen Staaten aber auch des Geschlechterverhältnisses, bei seiner Betrachtung zu integrieren und eine Konzeption der Friedensstiftung über die Abwehr direkter Gewalt (negativer Friede) hinaus zu entwickeln. Sie sollten beides bei einer kritischen Lektüre gleichermaßen schärfen: Ihr Verständnis für die Größe der geistigen Aufgabe, die hier unternommen wird, wie für die Grenzen des konkret unterbreiteten Ansatzes.

 
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