Gespräche am Tor - Karlsruher Begegnungen zu Wissenschaft, Politik und Kultur

Ein Prinz als „Leuchtsignal der Republik“?

Konrad Krimm im Vortrag Foto: Werner Daum
Konrad Krimm im Vortrag

Prinz Max von Baden, die Revolution und die Demokratie

15. November 2017, 18 Uhr
Prof. Dr. Konrad Krimm

Flyer zur Veranstaltung (PDF 941 KB)

„Totengräber der Monarchie“ oder „Leuchtsignal der Republik“? – ein differenzierter Blick auf die Person Prinz Max von Badens in den „Gesprächen am Tor“

Anlässlich des 150. Geburtstages widmeten sich die „Gespräche am Tor“ der vielfältigen Persönlichkeit Prinz Max von Badens (1867-1929), der als letzter Kanzler des deutschen Kaiserreichs 1918 den Übergang zur Weimarer Republik vollzog. Trotz seiner nur fünf Wochen währenden Amtszeit erhob ihn der sozialdemokratische Journalist Kunz von Kauffungen in seinem Nachruf 1929 zu einem „Leuchtsignal der Republik“. Wie aber stand der Prinz tatsächlich zur Demokratie, zur Republik und zum Weimarer Parteienwesen?

Unter diesem Fokus näherte sich Prof. Dr. Konrad Krimm (Archivdirektor i.R., Generallandesarchiv Karlsruhe) der widersprüchlichen Person des letzten badischen Thronfolgers. Der Referent hat die Nachlässe des Hauses Baden, darunter auch den Nachlass Max von Badens, für das Generallandesarchiv inventarisiert und gilt daher als ausgewiesener Kenner des persönlichen und familiären Hintergrunds des Prinzen. Durch eine äußerst quellennahe Darstellung, mithilfe zum Teil unedierten historischen Bild- und Schriftmaterials, veranschaulichte Krimm die Entwicklung, die das politische Denken Max von Badens angesichts der dramatischen Umbrüche seiner Zeit durchlief. So zeichnete sich zwar im Verlauf des Ersten Weltkriegs durch zahlreiche persönliche Kontakte eine prinzipielle Annäherung des Prinzen an das demokratische Parteienspektrum ab, was er am 14. Dezember 1917 anlässlich einer Kammerrede in einer verblüffenden Umdeutung der kaiserlichen Burgfriedenformel von 1914 auf den Punkt brachte: „Wohl gibt es Parteien, aber es sind alles Deutsche.“ Dennoch teilte der letzte badische Thronfolger zunächst das an seinem Hofe vorherrschende Misstrauen gegenüber dem Parlamentarismus und auch nach der revolutionären Epochenwende von 1918/19 sollte ihm die republikanische Ordnung immer fremd bleiben – in der Tat, so die abschließende biografiegeschichtliche Bilanz Krimms, „war die Ablehnung der Weimarer Republik seine Hypothek“.

Die sich an den Vortrag anschließende angeregte Diskussion kreiste etwa um die Frage, welchen Stellenwert die noch mit der Oktoberreform von 1918 in letzter Minute vergeblich versuchte Parlamentarisierung der konstitutionellen Monarchie im politischen Denken Max von Badens hatte. Auch die mit der Quellengattung des Nachlasses verbundenen methodischen Probleme wurden erörtert. In diesem Zusammenhang sah Konrad Krimm aber eine These der jüngeren Forschung eher in Frage gestellt: Für eine Erpressbarkeit Max von Badens infolge seiner Homosexualität gebe es im fraglichen historischen Moment schlicht keinen Quellenbeleg.

Konrad Krimm, geb. 1946, war bis zu seiner Pensionierung 2011 Archivdirektor im Generallandesarchiv Karlsruhe und Vertreter von dessen Leiter. Seitdem hat er im Auftrag der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg Archivalien des Hauses Baden inventarisiert und für die öffentliche Nutzung im Generallandesarchiv aufbereitet, die bisher in Schloss Salem verwahrt wurden, darunter vor allem die umfangreichen Nachlässe von Großherzogin Luise und Prinz Max von Baden. Konrad Krimm ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein.

Archivhinweis:
Nachlass des Hauses Baden im Generallandesarchiv Karlsruhe (Online-Findbuch)