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DFG-Forschungsprojekt zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung am LG III gestartet

[15.06.2015]

Die Sicherstellung einer flächendeckenden und hochwertigen medizinischen Versorgung ist eine Kernaufgabe öffentlicher Daseinsvorsorge. In vielen entwickelten Wohlfahrtsstaaten wird seit geraumer Zeit auf eine Verschlechterung der Versorgungslage in benachteiligten Räumen hingewiesen. Die Gesundheitssysteme in Westeuropa stehen hier vor ähnlichen Herausforderungen (v.a. demographischer Wandel, epidemiologische Entwicklung, medizinisch-technischer Fortschritt, sozialer Wandel). Versorgungsprobleme werden in der nationalen Gesundheitspolitik jedoch unterschiedlich thematisiert und bearbeitet. Das vergleichende Forschungsprojekt untersucht für den Zeitraum seit 2000 bis heute, welche politischen Strategien ausgewählte westeuropäische Wohlfahrtsstaaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden) mit einem jeweils typischen institutionellen Rahmen zur Bewältigung der hier definierten Probleme entwickelt haben und wie diese Policies danach auf der nationalen und regionalen Ebene umgesetzt wurden.

Das Forschungsinteresse richtet sich zum einen auf die Analyse und Erklärung der jeweiligen Zieldefinition und Instrumentenwahl. Hier wird eine Typologie der Problemwahrnehmung und Politikformulierung zu dem Versorgungsproblem erarbeitet. Außerdem werden kausale Wirkungszusammenhänge zwischen Merkmalen der nationalen Gesundheitssysteme und der politischen Strategieauswahl überprüft. Zum anderen wird erforscht, ob hier ein Wandel der Gesundheitssysteme erkennbar wird, etwa durch Herausbildung neuer regulativer und institutioneller Strukturen (Hybridisierung), oder ob die Problemlösung im gewachsenen regulativ-institutionellen Rahmen verbleibt (Pfadabhängigkeit). Die Untersuchung beruht methodisch auf der qualitativen Inhaltsanalyse von Dokumenten sowie auf Experteninterviews. Die Analyse von Strategien auf der nationalen Ebene wird um regionale Fallstudien ergänzt. Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn verspricht das Projekt politisch-praktischen Nutzen durch das Ausloten der Chancen eines zwischenstaatlichen Politiktransfers (Policy-Learning).

Die Projektgruppe an der FernUniversität in Hagen wird von Dr. Renate Reiter geleitet. Das Projekt ist am Lehrgebiet Politikwissenschaft III: Politikfeldanalyse & Umweltpolitik angesiedelt. Das internationale Forschungsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Agence Nationale de la Recherche gefördert. Die Laufzeit beträgt zunächst drei Jahre.

08.04.2024