Statement von Alexa Böckel

New Learning braucht New Work – für eine ganzheitliche Transformation des Hochschulsystems

Foto: Fee Kunze

Ausgehend von der Prämisse, dass New Learning am New Work-Konzept orientiert ist, braucht es eine ganzheitliche Transformation des Hochschulsystems, die sich nicht nur auf die Lernprozesse bezieht.

Die Grundpfeiler dieses Transformationsverständnisses sind eine ehrliche Reflektion der eigenen Rolle und der eigenen Bedürfnisse und Situation. Denn „New Work needs inner work” (nach Joana Breidenbach) gilt auch hier. Es gibt keine Lösungen nach Schema F mehr und keine festgeschriebenen Aufgabenfelder. Offene und ehrliche Kommunikation ist wichtig, um sich in immer neuen Teams Ziele zu setzen und vorankommen zu können. Werden diese Gedanken konsequent auf den Hochschulkontext angewandt, werden einige bisher geltende Prinzipien und Strukturen radikal hinterfragt. Wer lernt und wer lehrt? Wer ist das Team? Wer ist Student*in, Verwaltungsmitarbeitende oder Professor*in?

Titel würden an Bedeutung verlieren, Kompetenzen würden gewinnen. Es geht nicht mehr um die Erfüllung von standardisierten Lernzielen, sondern es würde gemeinsam besprochen werden, wer was wie lernen möchte (auch die aktuell „Lehrenden“) und wie daraus ein Konsens gefunden werden kann. Eine gemeinsame Strategieentwicklung, Beteiligung aller und eine gemeinsame Vision werden benötigt, um eine Transformation durchführen zu können.

Gleichzeitig stellt sich die Frage des „Warum“ wesentlich stärker als bisher. Warum werden noch ökonomische Theorien gelehrt, die nachweislich zum Klimawandel und zur Existenzkrise der Menschheit führen? Warum existiert eine Rollenverteilung in der Lehre und der Verwaltung, die nicht fähig ist komplexe Probleme zu lösen?

Denken wir also New Learning konsequent von der Ursprungsidee her, bedeutet es mehr als nur eine Veränderung der Lehrmethoden und der Lehrinhalte. Es bedeutet eine vollständige Überarbeitung des Hochschulsystems, denn New Learning ist radikal und der Begriff lädt zu Gedankenspielen ein, die bisher selten durchgeführt wurden.

Die Tendenzen einiger Lehrender und Hochschulen nach COVID-19 möglichst schnell in die reine Präsenzlehre zurückzukehren, zeigt, wie wenig transformationsfreudig das Hochschulsystem ist. Andererseits haben sich in den letzten Monaten viele Experimente entwickelt und Innovationskraft wurde sichtbar.

Die Problematik ist, dass Lehrende nicht verpflichtet sind ihre Lehre den Studierenden und gesellschaftlichen Themen und Bedürfnissen anzupassen. Die Freiheit der Lehre ist wichtig, jedoch nützt sie nichts, wenn sie ausgenutzt wird um die Lehre zu machen, die schon immer gemacht wurde, ohne ihre Sinnhaftigkeit zu hinterfragen.


Über Alexa Böckel

Zukunfts-AG #DigitalChangeMaker

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