Statement von Marcus Lamprecht

New Learning sollte New Participation mit sich bringen

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Lernen liegt häufig ein unidirektionales Verständnis von vermittelnden zu lernenden Personen bzw. von Lernmaterial und/oder -inhalt zu lernenden Personen zu Grunde. New Learning weitet diese verengte Perspektive und ermöglicht Lernen in einem breiteren Verständnis zu sehen, gesellschaftliche Faktoren einzubeziehen und Lernen neu zu denken. Die Rolle von „der Digitalisierung“ auf die Transformation wird dabei häufig ähnlich diskutiert, wie Lernen verstanden wird: als in eine Richtung erfolgender Veränderungsprozess, der Analoges in Digitales überträgt. Damit werden sowohl die Stärken echter Begegnungen verkannt als auch tatsächlich bestehende Potenziale digitaler Kollaboration verschenkt. Ein digitaler Bildungswandel kann ein örtlich und zeitlich entgrenztes Lernen ermöglichen und damit zu einem freieren, selbstbestimmteren Lernen beitragen. Ferner sind gerade durch Kollaboration über große Entfernungen neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit gegeben. Damit wird durch das Vermeiden von Flügen gleichzeitig einem Kostenfaktor wie auch dem notwendigen Kampf gegen den Klimawandel Rechnung getragen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es auch einschränkende – gesellschaftliche wie bildungspolitische – Faktoren gibt: Regelstudienzeit, Anwesenheitspflichten, prekäre Studienfinanzierung, unterfinanzierte Hochschulen. Diese Rahmenbedingungen kann kein digitaler Prozess verbessern, dies erfordert weiterhin politische Kämpfe. Im Sinne eines New Learnings könnte auch ein neues Selbst-Bewusstsein des Eintretens für die Rahmenbedingungen des eigenen Lernens entstehen, sowohl institutionell als auch individuell.

Damit New Learning erfolgreich wird und allen Beteiligten gerecht wird, bedarf es gleichzeitig auch einer New Participation. Dies ist gleichzeitig Bedingung, um allen individuellen Bedürfnissen von Lernenden zu entsprechen, wie es auch in der konzeptionellen Ausrichtung von New Learning liegendes Potenzial zu einer Neuausrichtung von Beteiligung und stärkeren Selbst-Bewusstsein von Lernen beinhaltet. Sowohl Lernen als auch Beteiligung und das Erlernen von Beteiligung im Sinne eines Aushandelns, was wie gelernt werden soll, bedürfen dabei stets reflexiver Prozesse. Selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Lernen ist nicht das Ende einer Transformation von Bildungsprozessen, sondern der Ausgangspunkt zu einem neuen Lernen von und miteinander in gesellschaftlicher Verantwortung.


Über Marcus Lamprecht

Zukunfts-AG #DigitalChangeMaker