Wintersemester 2022/23

Modul 26605/Modul 5: Die Praxis des Organisierens

Inhalte und Lerneinheiten (Kurse)

Dass sich ein großer Teil des gesellschaftlichen Lebens in Organisationen – oder auch: in organisierter Weise – abspielt und dass vieles von dem, was Menschen tun, als Entscheidung betrachtet und kommuniziert wird, ist ein Kennzeichen moderner Gesellschaften. Organisieren und Entscheiden werden als so bedeutsame und typische Phänomene angesehen, dass sie Eingang in viel diskutierte Gegenwartsdiagnosen gefunden haben – etwa in die Vorstellung, dass wir in einer Organisationsgesellschaft (Perrow, Schimank) oder in einer Entscheidungs- oder „Multioptionsgesellschaft“ (Schimank, Gross) leben.

Organisieren und Entscheiden sind aber nicht nur besonders augenfällige Phänomene der Gegenwartsgesellschaft. Sie können auch als grundlegende Elemente sozialer Strukturen und Prozesse angesehen werden: Organisieren und Entscheiden sind wichtige Formen des Handelns von Akteuren, und das Ergebnis des Organisierens und Entscheidens besteht in strukturellen Verfestigungen – wie beispielsweise Organisationen. Im Mittelpunkt des Moduls steht, diesen Sachverhalt genauer verstehen zu wollen und zu fragen, wie einerseits Organisationen entstehen und ‚funktionieren‘, wie andererseits Entscheidungen zustande kommen – und dann zu fokussieren, in welchem Zusammenhang Organisation und Entscheidung stehen. Um diese Fragen zu erörtern, werden organisations- und entscheidungstheoretische Grundlagen vermittelt und es werden wichtige Dimensionen und Elemente des Organisierens und des Entscheidens (zum Beispiel Mitgliedschaft, Regeln, alltägliche Routinen und Praktiken, reflexives und praktisches Handeln und Entscheiden, Kommunikation, die Konstitution von Sinn, Legitimation) auch anhand von empirischen Beispielen vertieft.

LE1, „Entscheidungsprozesse in Organisationen“ (Autorin: S. Wilz) stellt ein Beispiel eines organisationalen Entscheidungsprozesses – Personalentscheidungen im Rahmen von Reorganisationsprozessen – in den Mittelpunkt. Auf der Basis der Analyse von empirischen Daten (Interviews, Dokumente) werden drei Perspektiven vorgestellt, die Organisation und Entscheidung in unterschiedlicher Weise fokussieren: Entscheidungen können verstanden werden als (begrenzt) rationaler Entscheidungsprozess, als mikropolitischer Aushandlungsprozess und als Prozess des handelnden Zusammenwirkens von Akteuren, in denen die Entscheidung in der Praxis des alltäglichen Arbeitens und Organisierens zustande kommt.

LE2, „Routine und Praxis der Organisation“ (zusammengestellt und eingeleitet von C. Dorn, R. Youssef und S. Wilz) bietet eine Einführung in eine praxistheoretische Perspektive auf Organisationen. Im Zentrum steht dabei die Annahme, dass Organisationen nicht nur ein Gebilde aus formalen Strukturen und Erwartungen oder das Produkt rationaler Entscheidungen sind. Sie müssen vielmehr als praktisches, routinisiertes und regelgeleitetes Zusammenwirken von Akteuren verstanden werden, in dem die Wahrnehmungen, Deutungen, Kommunikationen und Interaktionen der Organisationsmitglieder, aber auch materielle Gegenstände (Formulare, Listen, Dinge, Technik …) eine wichtige Rolle spielen. Die in dieser Lerneinheit vorgestellten Texte veranschaulichen dies anhand konkreter Alltagsphänomene in Organisationen: vom Ausfüllen eines Formulars über den informellen Klatsch in der Kaffeeküche bis hin zum lebensgefährlichen Feuerwehreinsatz.

LE3, „Kalkül oder Bauchgefühl? Wie Entscheidungen zustande kommen“ (zusammengestellt und eingeleitet von S. Wilz) hat zum Ziel, ein Verständnis von Entscheidungsprozessen zu vermitteln, das über klassische Theorien rationalen Entscheidens hinausgeht. Hierfür werden Ansätze präsentiert, die von der Vorstellung rational kalkulierender Akteure als Urheber von Entscheidungen abrücken und intuitive, emotionale und körperliche Aspekte des Entscheidens ebenso betonen wie kollektive Prozesse, in denen Entscheidungen sozial verbindlich kommuniziert, interpretiert und zurechenbar gemacht werden müssen.

Um zur Modulabschlussprüfung zugelassen zu werden, müssen Sie das Modul 26605 ordnungsgemäß belegt haben.

Lerneinheit Titel Vorschau
LE1: Entscheidungsprozesse in Organisationen
LE2: Routine und Praxis der Organisation
LE3: Kalkül oder Bauchgefühl? Wie Entscheidungen zustande kommen

>>> Modul 26605 belegen

Das Modul hat eine neue Modulnummer erhalten. Sollten Sie die Materialien über die alten Kursnummern 33714 bzw. 33804, 33806 und 33807 bereits belegt haben, erhalten Sie kostenfreien Zugriff auf die Online-Version des aktuellen Kursmaterials unter der neuen Modulnummer 26605. Setzen Sie dafür bei der Belegung des Moduls das Wiederholerkennzeichen (WHK, Übergangsregelung bis SoSe24).

Zugang zu den Lernmaterialien und weiteren studienrelevanten Informationen sowie Kontakt zu den Betreuenden und den Mitstudierenden erhalten Sie in der
moodle Lernumgebung des Moduls.
Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die Beleger*innen des Moduls automatisch geöffnet.

Lernergebnisse/Kompetenzen

Um sich mit den Phänomenen von Organisation und Entscheidung auseinander setzen zu können, lernen die Studierenden entscheidungs- und organisationstheoretische Perspektiven kennen. Sie gewinnen Einblicke in aktuelle Debatten der soziologischen Organisations- und Entscheidungsforschung und erarbeiten sich damit eine Basis, um Fragen nach dem Zustandekommen von Entscheidungen ebenso wie Fragen nach der Verfasstheit von Organisationen und dem Ablaufen organisationaler Prozesse und Praktiken nachzugehen. Sie können zentrale Dimensionen von und Perspektiven auf Organisation und Entscheidung benennen und analysieren und können damit – auch selbstreflexiv mit Blick auf eigene Erfahrungen als Organisationsmitglieder und alltäglich entscheidende Akteure – erörtern, wie Entscheidungen in alltägliche Praktiken des Arbeitens und Organisierens eingebettet sind.

Fachkompetenzen:

Die Studierenden kennen zentrale Begriffe und einschlägige soziologische Theorien, um Prozesse des Organisierens und des Entscheidens und ihre Wechselwirkungen zu beschreiben. Sie können grundlegende Begriffe von organisationssoziologischen und entscheidungstheoretischen Konzeptionen erläutern, zueinander in Beziehung setzen und fachlich einordnen. Sie verstehen, wie Prozesse der Entscheidung, insbesondere im Kontext von alltäglichen Praktiken in Arbeit und Organisation, vonstattengehen und wie sie sich institutionell manifestieren.

Weitere Schlüsselkompetenzen:

Die Studierenden

  • bauen ihre Fähigkeiten zum selbstorganisierten Lernen aus, indem sie zeit- und ortsun­abhängig lernen, ein eigenes Zeitmanagement erstellen und dessen Umsetzung und Einhaltung eigenständig organisieren;
  • können das Angebot verschiedener digitaler Medien zum Selbststudium sowie zur aktiven Teilnahme in Online-Lerngruppen nutzen und mitgestalten;
  • können durch die Teilnahme an der Moodle-Lernumgebung, durch Selbststudium inner­halb von Lerngruppen und durch die Teilnahme an Präsenz- und Online-Seminaren kooperativ lernen;
  • üben durch die Teilnahme an Präsenz- und/oder Onlineseminaren ihre kommunikativen Kompetenzen sowie ihre Präsentationsfähigkeit;
  • haben durch die Integration digitaler Lehr-/Lernformen innerhalb des Moduls ihre Fähig­keiten im Umgang mit neuen Medien erweitert und können differenziert mit unter­schiedlichen medialen Lernangeboten umgehen.

Die Studierenden haben durch die Prüfungsvorbereitung und Prüfungsform der Haus­arbeit die Fähigkeit erlangt, komplexe Inhalte auf fachwissenschaftlichem Niveau zu recherchieren und in eigenständiger Weise aufzubereiten und darzustellen. Sie können eigene Fragestellungen entwickeln, relevante von irrelevanten (medialen) Quellen unter­scheiden und über die Kurse hinaus soziologische Fachliteratur unterschiedlicher Medien recherchieren, beschaffen und im Rahmen der Erstellung der Hausarbeit nutzen. Rele­vante Ergebnisse zur Beantwortung der Fragestellung können sie identifizieren, schriftlich präsentieren und in einen größeren Bedeutungszusammenhang stellen, indem sie sie argumentativ in einen schlüssigen Text einbetten.

Modulbeauftragte

Downloads

Hinweise zur Hausarbeit

Hinweise zur Bachelor- oder Master-Abschlussarbeit

Leitfaden für das wissenschaftliche Arbeiten im Institut für Soziologie

Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung

Einschreibung in den Studiengang und Belegung der Kurse des Moduls

Prüfungsformen

Form Prüfungsnummer Termin Anmeldeschluss
Hausarbeit 107052 während des Semesters 15.12.2022

Bitte beachten Sie, dass die Einreichung von Hausarbeiten im Modul 26605/M5 nicht postalisch erfolgt, sondern ausschließlich elektronisch über das Online-Übungssystem.

Zur Prüfungsanmeldung

Bitte beachten Sie folgende Fristen im Wintersemester 2022/23:

Spätester Termin für die Anmeldung zur Prüfung: 15.12.2022

Spätester Beginn des Bearbeitungszeitraums: 03.02.2023; der Bearbeitungszeitraum endet am 31.03.2023

Spätester Termin für die Weitergabe der Themenstellung aus dem Lehrgebiet ans Prüfungsamt: 30.01.2023

Spätester Termin für das Einreichen von Exposés ans Lehrgebiet: 15.01.2023.

 

Weitere Informationen zum Modul

Lehrformen

Selbststudium mit Print- und Onlinematerial

Dauer

1 Semester

Häufigkeit

Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten

Umfang

Workload: 450 h, ECTS-Punkte: 15

Teilnahmevoraussetzungen

Keine

Voraussetzungen für die Vergabe von ECTS-Punkten

Belegung aller Kurse und erfolgreicher Abschluss der Prüfung

Stellenwert der Note für die Endnote

15/120