Statement von Prof. Dr. Stefan Smolnik

Foto: Hardy Welsch

In Co-Autorenschaft mit Dr. Karolin Eva Kappler entstanden.

Zu den zentralen Aspekten des New Learning zählen Flexibilisierung, Selbststeuerung, Individualisierung sowie Digitalisierung der Wissensvermittlung. Flexibilisierung umfasst sowohl die zeitliche als auch die räumliche Dimension. Lehr- und Lernprozesse finden einerseits sowohl synchron als auch asynchron sowie andererseits sowohl „on-site“ im Klassenraum als auch „off-site“ virtuell statt. Selbststeuerung ermöglicht es dem Lernenden, inhaltlich und zeitlich Einfluss auf den eigenen Lernprozess zu nehmen. Die Individualisierung beschreibt eine zunehmend individualisierte Wissensvermittlung, in der kurze Lerneinheiten („Learning Nuggets“) einem Lernenden passend zur individuellen Lernsituation (u.a. Lernfortschritt) intelligent vorgeschlagen werden. All diese Aspekte werden erst durch die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht, d.h. moderne Informations- und Kommunikationstechnologien wie z.B. soziale Medien, künstliche Intelligenz und ubiquitäres Computing schaffen eine förderliche technologische Basis. Somit spannt der Begriff New Learning ein breites Feld für die unterschiedlichsten Forschungsfelder und praktischen Anwendungen auf. Als offener Begriff deckt New Learning die Dimensionen Mensch, Prozess und Technik ab und bietet so einen umfassenden Gestaltungsraum. Allerdings sollten bestehende wertstiftende Lehr-/Lernprozesse sowie -situationen nicht per se unter dem Vorwand New Learning aufgebrochen werden.

Das pluralistische Schul- und Hochschulsystem in Deutschland verfügt über sehr unterschiedliche Voraussetzungen für ein Lehren und Lernen im digitalen Wandel. So ist u.a. eine geeignete technische Infrastruktur eine grundlegende Voraussetzung. Die Verfügbarkeit einer performanten Anbindung an das Internet – z.B. für die zunehmende Nutzung von Cloud-Diensten – und geeigneter IT-Ausstattung sind sehr divers. Auch sind eine hinreichende Akzeptanz sowie geeignete Kompetenzen von Lehrenden und Lernenden hinsichtlich der Werkzeuge und Methoden des New Learning notwendig. Wiederum bestehen über alle (Hoch-)Schulen hinweg große Unterschiede.

Neben der Schaffung geeigneter technischer Rahmenbindungen muss demnach eine geeignete Qualifikation der Lehrenden und Lernenden sichergestellt werden. Dazu müssen z.B. für Lehrende Freiräume und Angebote geschaffen werden, die notwendigen Kompetenzen zu erwerben. Zudem müssen den Lernenden frühzeitig digitale Kompetenzen – z.B. Informatik als Pflichtfach in Grund- und weiterführenden Schulen, Umgang mit (sozialen) Medien – vermittelt werden. New Learning kann so zu einem flexiblen, selbstgesteuerten und individualisierten Lehren und Lernen führen, bedingt jedoch gleichzeitig eine digitale Transformation der institutionellen und individuellen Prozesse der Wissensvermittlung.


Über Prof. Dr. Stefan Smolnik

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