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Prof. Dr. Tilman Reitz (Universität Jena)

Der Ort normativer Argumente in wissenschaftlichen Kontexten

Termin: 28.04.2022


Wer konsequent Sein und Sollen oder „directions of fit“ zwischen Denken und Welt unterscheidet, wird Wissenschaft als prinzipiell nichtnormativ einstufen: Wenn sich ihre Erwartungen über die Wirklichkeit nicht bestätigen, gibt sie diese Erwartungen auf, statt die Wirklichkeit korrigieren zu wollen. Doch wenige Wissenschaften kommen faktisch ohne idealisierende Modelle, Vorstellungen intakter Funktionszusammenhänge oder einen Horizont praktischer Nutzung aus. Der Vortrag verfolgt die Konsequenzen in dem Bereich, in dem Normativität besonders umstritten ist: in den Wissenschaften von den Menschen und ihrem Zusammenleben, von der Psychologie über Soziologie bis zur Ökonomik. Die Hauptthese wird lauten, dass Normativität hier zumeist unvermeidbar, aber nicht schlüssig bzw. nicht umfassend begründbar ist. Da nicht weniger aufzuklären wäre als das praktische, kognitive, ethische und nicht zuletzt politische In-der-Welt-Sein der Gemeinschaften, die forschend tätig sind, können normative Argumente immer nur einen Bruchteil der forschungsrelevanten Orientierungen erfassen. Diese These wird an Beispielen aus den genannten Wissenschaften entfaltet.

videostreaming | 03.05.2022
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