Termin: 12.12.2018
Wer kennt sie nicht: die Rede vom Trauma? Immer wieder begegnet uns im Alltag dieser Begriff. Ursprünglich entwickelt, um individuelle psychische Zustände zu beschreiben, dient er mittlerweile auch dazu, kollektive historische Prozesse zu erfassen. Wie kam es dazu? Eine mögliche Erklärung dafür wird im Vortrag vorgestellt. Am Beispiel des Films „Die Mörder sind unter uns“ (1946, Regie Wolfgang Staudte), wird veranschaulicht, wie das individuelle Trauma in eine kollektive Erinnerungsfigur transformiert werden konnte. Das Besondere an diesem Film ist aber nicht nur, dass mit ihm gezeigt werden kann, wie er zur Entstehung eines spezifischen Geschichtsbildes beigetragen hat. Sondern es handelt sich um den ersten DEFA-Film der Nachkriegszeit, der dem Genre der sogenannten Trümmerfilme zugeordnet werden kann.
Jun.-Prof. Dr. Irina Gradinari hat in Odessa (Ukraine) und Trier studiert. Seit 2017 ist sie Junior-Professorin für literatur- und medienwissenschaftliche Genderforschung an der FernUniversität in Hagen. Sie hat promoviert zum Thema Genre, Gender und Lustmord: Mörderische Geschlechterfantasien in der deutschsprachigen Gegenwartsprosa. Seit 2016 ist sie im Vorstand der Fachgesellschaft Geschlechterstudien. Weitere Forschungsschwerpunkte sind u.a.: sowjetischer, west- und ostdeutscher Kriegsfilm, Memoria-Theorien und Erinnerungskulturen und das Andere in der populären Kultur.