Technologie trifft Psychologie: Gelungener Abend bei „Unternehmen Hörsaal“ am Campus Coesfeld
Mit einem ebenso aktuellen wie praxisrelevanten Thema hat die Veranstaltungsreihe „Unternehmen Hörsaal“ am 5. Juni 2025 ihre erfolgreiche Fortsetzung gefunden.
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW Münsterland) lud in Kooperation mit dem Campus Coesfeld der FernUniversität in Hagen zu einem Vortrags- und Diskussionsabend in den großen Saal des WBK in Coesfeld ein. Unter dem Titel „Psychologie der Technologieakzeptanz: Warum der Mensch oft langsamer ist als die technologische Entwicklung“ beleuchtete Prof. Dr. Stefan Stürmer, Sozialpsychologe und Rektor der FernUniversität, die psychologischen Hintergründe der digitalen Transformation – und damit ein Thema, das in Zeiten stetigen Wandels besonders für mittelständische Unternehmen von hoher Relevanz ist.
Zum Einstieg führte Berthold Mühlenkamp, Leiter des Kreisverbandes Coesfeld, mit gezielten Fragen in das Thema ein. Im Gespräch mit Ursula Dertmann, Leiterin des Campus Coesfeld, und Nico Seidenberg, Vertreter der Schmidt Gruppe – dem Sponsorpartner des Abends – wurden erste Perspektiven auf die Bedeutung von Technologieakzeptanz und digitaler Veränderung in Bildungs- und Unternehmenskontexten eröffnet. Die Gesprächsteilnehmenden schilderten ihre Erfahrungen und Sichtweisen auf aktuelle Herausforderungen im Umgang mit neuen Technologien und betonten, wie wichtig es sei, Digitalisierung nicht nur technisch, sondern auch kulturell und menschlich zu denken. Damit wurde der thematische Boden für den anschließenden Fachvortrag bereitet.
Mensch im Mittelpunkt digitaler Veränderung
Im Zentrum des Abends stand die Frage, warum technologische Entwicklungen zwar rasant voranschreiten, ihre Akzeptanz bei den Menschen jedoch häufig mit Verzögerung erfolgt – ein Phänomen, das besonders im Mittelstand spürbar ist. Prof. Stürmer griff diesen Widerspruch in seinem Vortrag auf und erläuterte auf wissenschaftlicher Grundlage, wie kognitive, emotionale und soziale Prozesse die Aufnahmebereitschaft gegenüber neuen Technologien beeinflussen.
Ein zentrales Modell seiner Ausführungen war das Technologie-Akzeptanz-Modell, das aufzeigt, wie Leistungserwartung, Aufwandserwartung, soziale Erwartung und unterstützende Bedingungen das Nutzungsverhalten von Technologien mitprägen. Prof. Stürmer stellte dabei konkrete Anwendungsbeispiele wie die Einführung eines KI-basierten Chatbots vor, um zu verdeutlichen, wie Mitarbeitende auf Veränderungen reagieren – mit Hoffnungen auf Arbeitserleichterung, aber auch mit Sorgen über Mehraufwand oder Teamreaktionen.
Theoretische Fundierung mit Praxisbezug
Prof. Stürmer wies darauf hin, dass Widerstände häufig nicht in der Technik selbst begründet sind, sondern in fehlender Kommunikation, mangelhafter Partizipation oder unklaren Zielsetzungen.
Auf dieser Grundlage präsentierte der Referent praxisnahe Strategien, mit denen Unternehmen die Akzeptanz von Neuerungen gezielt fördern können. Dazu zählen transparente Veränderungskommunikation, das frühzeitige Einbinden von Mitarbeitenden, Schulungsangebote sowie die Schaffung eines offenen Innovationsklimas.
Einen besonderen praktischen Bezug stellte Prof. Stürmer anhand einer empirischen Studie zur Einführung elektronischer Klausuren („E-Assessments“) an der FernUniversität in Hagen her. Gemeinsam mit Partnern wie der RWTH Aachen und dem Leibniz-Institut für Wissensmedien wurde ein großangelegtes Projekt durchgeführt, das zeigte, wie individuelle Unterschiede – etwa Alter, Computerangst oder Technologieoffenheit – die Akzeptanz beeinflussen. Gleichzeitig belegte die Studie: Eigene Erfahrungen mit neuen Formaten können bestehende Vorurteile abbauen und Akzeptanz stärken.
Wertvoller Austausch in entspannter Atmosphäre
Nach dem Vortrag bestand im Rahmen eines informellen Get-togethers bei Imbiss und Getränken Gelegenheit für Gespräche, Austausch und vertiefende Diskussionen. Viele Teilnehmende nutzten die Möglichkeit, ihre eigenen Erfahrungen im Umgang mit technischen Veränderungen zu schildern, Fragen an den Referenten zu richten oder Anknüpfungspunkte für die eigene berufliche Praxis zu identifizieren.
Gerade diese Verbindung aus wissenschaftlichem Impuls und anschließendem Dialog ist das Markenzeichen der Reihe „Unternehmen Hörsaal“, die aktuelle gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Themen aufgreift und in den Mittelstand der Region trägt.
Relevanz für Unternehmen und Organisationen
Die Veranstalter zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf des Abends. Das Thema traf bei den Gästen auf großes Interesse und wurde in den anschließenden Gesprächen intensiv weitergedacht. Für viele Unternehmerinnen und Unternehmer wurde deutlich: Wer technologische Veränderungen erfolgreich gestalten will, muss neben der technischen Umsetzung auch den Faktor Mensch im Blick behalten – sei es bei der Einführung neuer Softwarelösungen, bei der Digitalisierung von Arbeitsprozessen oder im Rahmen größerer Transformationsprojekte.
BVMW Münsterland bringt Praxis und Wissenschaft zusammen
Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) verfolgt mit der Reihe „Unternehmen Hörsaal“ das Ziel, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse für mittelständische Unternehmen zugänglich und nutzbar zu machen. Die Kooperation mit dem Campus Coesfeld der FernUniversität in Hagen bietet dafür einen idealen Rahmen: Wissenschaftliche Tiefe trifft auf unternehmerische Praxis, Theorie auf Erfahrungswissen, Forschung auf konkreten Handlungsbedarf.
Rückblick mit Perspektive
Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie gewinnbringend die Kooperation zwischen dem BVMW Münsterland und dem Campus Coesfeld der FernUniversität in Hagen ist. Sie verbindet wissenschaftliche Tiefe mit unternehmerischer Relevanz – ein Ansatz, der gerade in Zeiten zunehmender Veränderung notwendig ist. Mit dem Vortrag von Prof. Dr. Stefan Stürmer knüpft „Unternehmen Hörsaal“ an das Ziel an, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich aufzubereiten, in konkrete Handlungsimpulse zu übersetzen und den Dialog zwischen Hochschule und Region aktiv zu fördern. Der Campus Coesfeld der FernUniversität positioniert sich damit zunehmend als Ort des Wissensaustauschs – und als Plattform, auf der Theorie und Praxis zusammenkommen.
Ein besonderer Dank gilt der Schmidt Gruppe aus Coesfeld, die als Sponsorpartner diese Veranstaltung möglich gemacht hat.
