Aktuelles Programm

Die Vorlesungen richten sich an eine breite regionale Öffentlichkeit, die an aktuellen soziologischen Forschungsergebnissen interessiert ist. Die Vortragenden aus Hagen und dem ganzen Bundesgebiet referieren in allgemeinverständlicher Form zu gesellschaftlichen Themen in Deutschland und Europa.

Viele Vorlesungen früher Semester können Sie weiterhin kostenfrei in der Mediathek des Lehrgebietes der Ernsting’s family-Stiftungsprofessur für Mikrosoziologie abrufen:

Mediathek der BürgerUniversität Coesfeld

Veranstaltungsort:

WBK | Wissen Bildung Kultur
Osterwicker Straße 29, 48653 Coesfeld

Flyer BürgerUniversität Coesfeld Wintersemester 2023/24

 

Veranstaltungen im Wintersemester 2023/24


Raumfahrt und Gesellschaft

Prof. Dr. Dierk Spreen (Vorlesung)

Mittwoch, 25.10.2023 um 19.00 Uhr im WBK

mehr Infos

Raumfahrt wird gerne als ein überirdisches Sonder- und Eliteunternehmen begriffen. Im Diskurs der institutionellen Raumfahrt finden sich zahlreiche Großvisionen einer interplanetaren Raumfahrt, an der die breite Masse lediglich als steuerzahlender Finanzier und Betrachter faszinierender Bilder teilgehabt hätte. Aber aktuell sind Visionen der Ausdehnung der Menschheit in das Sonnensystem und die Verwandlung der Menschheit in eine »multiplanetare Gattung« (Elon Musk) im Kommen. Treiber der Visionen sind heute jene unter dem Label »NewSpace« segelnden, milliardenschweren Privatunternehmer, die die Raumfahrt nicht als Projekt einer technokratischen Wissenschaftselite verstehen, sondern die eine weitgehende Partizipation des Publikums versprechen und außerdem eigenes Kapital ins Spiel bringen. Ihre Raumfahrtunternehmungen zielen nach dem Vorbild der digitalen Revolution und der Erschließung des Cyberspace für alle darauf ab, einen möglichst breiten Markt zu schaffen.Es liegt also nahe, die Frage nach dem Verhältnis von Raumfahrt und Gesellschaft neu zu stellen. Erstaunlich ist dabei, dass Fragen nach der Rolle der Raumfahrt bisher an den Gesellschaftswissenschaften fast völlig vorbeigegangen sind, obwohl schon länger bekannt ist, dass die Weltgesellschaft kein territorial gebundenes Phänomen ist und Kommunikation Raum und Zeit fast mühelos überwinden kann. Sind wir nicht alle schon längst Astronaut:innen?

Prof. Dr. Dierk Spreen wurde 1965 in München geboren. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg i. Br., Habilitation in Soziologie mit einer Arbeit über Krieg und Gesellschaft an der Universität Paderborn. Nach Lehrstuhlvertretungen in Soziologie, Mediensoziologie sowie Kommunikationswissenschaft in Paderborn und Lüneburg wechselte er als Büroleiter für den Wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion in das Abgeordnetenhaus Berlin. Von 2019 bis 2021 leitete er die Online-Plattform für Wissenschaftskommunikation des Forschungsbereichs Erde und Umwelt der Helmholz-Gemeinschaft (www.eskp.de). Derzeit ist er als Gastprofessor für Gesellschaftswissenschaften an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) und als Senior Projekt Manager am Lehrstuhl für Unternehmenskommunikation an der Hochschule der Bundeswehr in München tätig. Mitglied im Redaktionskreis der Zeitschrift Ästhetik & Kommunikation, zweiter Vorsitzender der Gesellschaft für Kultur und Raumfahrt e.V. Er arbeitet zu Raumfahrt, Militär, Kommunikation, Künstlicher Intelligenz, Transhumanismus, Cyborisierung und Upgradekultur.


Polarisierte Gesellschaft?

Wie es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt steht

Prof. Dr. Ute Fischer (Vorlesung)

Mittwoch, 22.11.2023 um 19.00 Uhr im WBK

mehr Infos

Von einer Spaltung der Gesellschaft ist häufig die Rede. Doch wie steht es wirklich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt, müssen wir uns Sorgen machen oder gehört eine gewisse Spaltung zu einer lebendigen Demokratie? Viele haben während der Corona-Zeit die Erfahrung gemacht, dass der gemeinsame Dialog schwierig wurde, oft ging ein Riss durch Familien und Freundeskreise. Diese Phänomene nimmt der Vortrag zum Ausgangspunkt, über den gesellschaftlichen Zusammenhalt nachzudenken, ihn theoretisch zu begründen und empirisch zu beleuchten. Dabei wird es auch um die Rolle des bürgerschaftlichen Engagements gehen, um Gerechtigkeitsvorstellungen und eine zukunftsweisende Sozialpolitik.

Dr. Ute Fischer ist Professorin für Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund. Sie lehrt im Bachelor „Soziale Arbeit“ und im Master „Soziale Nachhaltigkeit und demografischer Wandel“, v.a. Sozialpolitik (u.a. Bedingungsloses Grundeinkommen), Demokratieentwicklung, Gesellschaftstransformation und qualitative Forschungsmethoden. In ihrer Forschung untersucht sie den sozialen Zusammenhalt, bürgerschaftliches Engagement und Ungleichheit.


Die Grundsätze des Vertrauensschutzes und der Vertragsbindung im Energierecht

Prof. Dr. iur. Bernhard Kreße, LL. M., Maître en droit (Vorlesung)

Mittwoch, 13.12.2023 um 19.00 Uhr im WBK

mehr Infos

Klimawandel und Energiekrise haben zu erheblichen Umwälzungen in der Energiewirtschaft geführt. Alle staatlichen Maßnahmen sind allerdings an den verfassungsrechtlich verbürgten Grundsatz des Vertrauensschutzes gebunden, der in Gestalt des Grundsatzes der Vertragsbindung auch im Vertragsrecht zwischen Bürger:innen und Unternehmen gilt. Wer einen Energieliefervertrag geschlossen hat, kann etwa grundsätzlich darauf vertrauen, dass der Energieversorger die Vertragsbedingungen nicht einseitig ändert. Hierfür gibt es jedoch Grenzen, die ihrerseits nicht schrankenlos sind. Auch stellt sich die Frage, in welchem Umfang der Staat von seinen Bürger:innen Investitionen im Energiebereich verlangen kann, Stichwort: Heizungsaustausch. Der Vortrag soll einen Eindruck davon verschaffen, welche Fragen zur Bewertung der rechtlichen Zulässigkeit von belastenden Maßnahmen in den geschilderten Bereichen aufzuwerfen sind und anhand welcher rechtlichen Strukturen sie beantwortet werden können.

Bernhard Kreße ist seit September 2022 Professor für Energierecht an der FernUniversität in Hagen. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Energierecht, Wettbewerbsrecht und Arzthaftungsrecht. Habilitiert hat er sich an der FernUniversität. Dort wurde ihm 2013 die Lehrbefugnis für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht sowie deutsches und europäisches Wettbewerbsrecht, Medizinrecht und Rechtsvergleichung erteilt.


Die Gegenwart der Kolonialgeschichte

(Un-)sichtbare Spuren in Westfalen

Dr. Fabian Fechner (Vorlesung)

Mittwoch, 24.01.2024 um 19.00 Uhr im WBK

mehr Infos

Wie wenig die Kolonialgeschichte vergangen ist, zeigen die öffentlichen Debatten der letzten drei Jahre. Denkmäler und Straßennamen, die auf „Kolonialhelden“ verweisen, sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Prokoloniale Vereinigungen, ethnologische Sammelobjekte, die Rolle der Mission und wirtschaftliche Verflechtungen gehören ebenfalls zum Themenkreis.

Die bundesweite Berichterstattung legt nahe, dass die kolonialen Spuren vor allem in Berlin und Hamburg zu suchen seien. Weit gefehlt. Gerade der Geschichtsraum Westfalen ist seit 20 Jahren eine überdurchschnittlich gut erforschte Region, die mehr Aufmerksamkeit verdient. An konkreten Beispielen aus dem Münsterland und ganz Westfalen soll aufgezeigt werden, welche Spuren im öffentlichen Raum bereits debattiert und sichtbar gemacht wurden. Doch ebenso soll zur Sprache kommen, was bislang noch unbeachtet ist. Das gilt vor allem für ländlich geprägte Gebiete, die in der Forschung noch völlig unterrepräsentiert sind.

Dr. Fabian Fechner promovierte nach dem Geschichtsstudium in Tübingen und Buenos Aires über die Selbstorganisation der Jesuiten in Paraguay. Von 2012 bis 2015 arbeitete er im Tübinger Sonderforschungsbereich „Bedrohte Ordnungen“. Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FernUniversität in Hagen am Lehrgebiet Geschichte Europas in der Welt. Er forscht vor allem zu zentralafrikanischer Kartographie und dem „Kolonialismus vor Ort“.


Der Handschlag

Soziologische Betrachtung einer ambivalenten Geste der Gegenseitigkeit

Dr. Thomas Loer (Vorlesung)

Mittwoch, 14.02.2024 um 19.00 Uhr im WBK

mehr Infos

Der Handschlag als Geste der Begrüßung war uns allen vor der Corona-Pandemie wohlvertraut und ist mittlerweile wieder in unseren Alltag zurückgekehrt. Zwar ist er nur eine unter vielen Gesten und Worten, die Menschen zur wechselseitigen Begrüßung oder auch zur Verabschiedung dienen, aber er zeichnet sich doch durch einige Besonderheiten aus. Zum einen ist dies seine Körperlichkeit: Menschen, die sonst jede Berührung scheuen, reichen uns, und Menschen, die wir unsererseits sonst nie berühren würden, reichen wir die Hand zum Gruß. Sodann seine Geschichte: Es wird – und das sicher nicht zu Unrecht – vermutet, er signalisiere Friedfertigkeit, indem die waffenlose Hand dargeboten würde; andererseits wird er auch zum Abschätzen der Haltung des Gegenübers eingesetzt, wenn sein entsprechender Druck nicht gar Stärke demonstrieren soll. In dieser Zwieschlächtigkeit kommt ein Grundverhältnis des Menschseins zum Ausdruck: Wir sind unvermeidlich aufeinander bezogen und damit ist es zugleich unvermeidbar für uns, die Situation der Begegnung – so oder so – zu gestalten.

Dr. Thomas Loer, habilitierter Soziologe, ist Lehrbeauftragter an der International Psychoanalytic University Berlin und freiberuflich tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Reziprozität als Grundbegriff der Kultur- und Sozialwissenschaften, Methodologie und Methode der Objektiven Hermeneutik. Er ist Herausgeber der Reihe Objektive Hermeneutik in Wissenschaft und Praxis bei Springer VS, Wiesbaden.


Familienfotografien analysieren – ein soziologischer Blick auf private Erinnerungsstücke

Dr. Silvia Herb (Seminar)

Samstag, 09.03.2024 von 10.00 bis 14.00 Uhr im WBK

mehr Infos

Üblicherweise betrachten wir Familienfotografien als eine Art „visuellen Merkposten“, der Erinnerungen an vergangene Erlebnisse oder Situationen in uns wachrufen soll. Im Workshop wird gezeigt und an praktischen Beispielen eingeübt, wie Familienbilder mit wissenschaftlichen Methoden analysiert und dabei Rückschlüsse auf familiale Strukturen und Werte gezogen werden können.

Es werden Familienbilder zur Analyse zur Verfügung gestellt, es dürfen aber auch eigene Familienfotografien mitgebracht werden, sofern die Bereitschaft besteht, diese in der Gruppe analysieren zu lassen.

Falls die Arbeit an eigenen Fotografien gewünscht wird, sollten diese mit hoher Auflösung eingescannt und der Scan ein bis zwei Wochen vor dem Workshoptermin an die Veranstaltungsorganisatorinnen gesandt werden. Es werden dann für die anderen Teilnehmenden Papierkopien im Din-A4-Format angefertigt, die im Rahmen der Analysearbeit verwendet werden können.

Silvia Herb hat an der FernUniversität Hagen Sozialwissenschaften studiert und an der Universität Bielefeld in Soziologie promoviert. Im Rahmen eines langjährigen Lehrauftrags im Feld Mediensoziologie beschäftigten sie Fragestellungen wie: Was sagen mediale Darstellungen über unsere Auffassung von Wirklichkeit aus? Wie verändern neue Medien wie Internet und social media unseren Umgang miteinander? Und mit welchen Mitteln ist es überhaupt möglich, Spiel- und Dokumentarfilme, öffentliche und private Bilder, Internetposts und Tweets wissenschaftlich zu untersuchen?

Hinweis: Eine Anmeldung ist bis zum 1. März 2024 in der Geschäftsstelle des Campus Coesfeld erforderlich.


Martina Stöppel | 29.09.2023