Aktuelles Programm

Die Vorlesungen richten sich an eine breite regionale Öffentlichkeit, die an aktuellen soziologischen Forschungsergebnissen interessiert ist. Die Vortragenden aus Hagen und dem ganzen Bundesgebiet referieren in allgemeinverständlicher Form zu gesellschaftlichen Themen in Deutschland und Europa.

Viele Vorlesungen früher Semester können Sie weiterhin kostenfrei in der Mediathek des Lehrgebietes der Ernsting’s family-Stiftungsprofessur für Mikrosoziologie abrufen:

Mediathek der BürgerUniversität Coesfeld

Veranstaltungsort:

WBK | Wissen Bildung Kultur
Osterwicker Straße 29, 48653 Coesfeld

Flyer BürgerUniversität Coesfeld Sommersemester 2024

 

Veranstaltungen im Sommersemester 2024

Telegram als Kriegsschauplatz - Wie digitale Plattformen unsere Gesellschaft verändern

Prof. Dr. Felix Ackermann (Vorlesung)

Mittwoch, 10.04.2024 um 19.00 Uhr im WBK

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Telegram ist eine digitale Plattform, die Menschen erlaubt, ohne großen Aufwand mithilfe von selbst kuratierten Nachrichten, Fotos, Links und Texten eine hohe Reichweite zu erlangen. Sie wurde in Russland 2013 als Reaktion auf die staatliche Übernahme der Facebook-Kopie Vk.com entwickelt. Heute ist sie im östlichen Europa die wichtigste Quelle von Nachrichten über den russischen Krieg in der Ukraine. Der russische Staat betreibt zahlreiche Propagandakanäle, über die er seine Interpretation der Geschichte als Waffe in Stellung bringt. Telegram ist zugleich die wichtigste Infrastruktur, die die ukrainische Gesellschaft nutzt, um sich gegen den Angriff zur Wehr zu setzen. Damit wurde Telegram zu einem Raum, in dem auf der einen und auf der anderen Seite der Front digitale Kriegsöffentlichkeiten entstanden, die sich dadurch auszeichnen, dass ein Großteil gesellschaftlicher Interaktionen dort stattfindet und prinzipiell alle Menschen mit einem Mobiltelefon und Internetzugang die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen. Felix Ackermann erklärt, warum Telegram im östlichen Europa heute diese Rolle spielt und was wir davon über unsere eigene Zukunft lernen können.

Prof. Dr. Felix Ackermann ist seit 2022 Professor für Public History am Historischen Institut der FernUniversität in Hagen sowie Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Geschichte und Biographie. Er leitet die Hans-Böckler-Nachwuchsforschungsgruppe NFG026 „Digitale Geschichten der Gewalt“ zur Erforschung von digitalen Kriegsöffentlichkeiten in Russland, der Ukraine und Belarus. Von 2016 bis 2022 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut Warschau, von 2011 bis 2016 DAAD visiting associate Professor for Applied Humanities an der European Humanities University in Wilna. Des Weiteren betreute er von 2001 bis 2011 den Aufbau des Instituts für angewandte Geschichte an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).


Natürliche und künstliche Intelligenz - Was macht uns klug?

Dr. Manuela Lenzen (Vorlesung)

Mittwoch, 08.05.2024 um 19.00 Uhr im WBK

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Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht nur dazu da, uns langweilige oder gefährliche Arbeit abzunehmen. Sie ist auch ein Werkzeug, um besser zu verstehen, was Intelligenz ausmacht. In den Anfangszeiten der KI-Forschung ging man davon aus, man müsse die Menschen nur fragen, wie sie ihre Probleme lösen, um zu wissen wie man eine intelligente Maschine programmieren kann. Viele nicht besonders kluge Systeme später ist klar, dass wir längst nicht genug über die menschliche Intelligenz wissen, um sie nachbauen zu können. Eine Zeitlang sah es aus, als könnten Verfahren, die ganz anders funktionieren als das menschliche Denken, zu künstlichen intelligenten Systemen führen. Doch inzwischen regen sich Zweifel: Könnte es sein, dass man Faktoren wie den Körper, die Umwelt, die Kindheit und die Mitmenschen, vielleicht sogar das Schlafen nicht außer Acht lassen darf, um Intelligenz zu verstehen? So führen die immer wieder scheiternden Versuche, menschen-ähnliche Intelligenz künstlich zu realisieren, zu einem neuen Verständnis davon, was Intelligenz ausmacht.

Dr. Manuela Lenzen hat an den Universitäten Bochum und Bielefeld Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften studiert und an der Universität Bielefeld in Philosophie promoviert. Sie schreibt als freie Wissenschaftsjournalistin und Sachbuchautorin vor allem über Kognitionsforschung und künstliche Intelligenz. 2023 erschien ihr jüngstes Buch „Der elektronische Spiegel. Menschliches Denken und künstliche Intelligenz“ (C.H. Beck Verlag).


Wie wettbewerbsfähig wird die deutsche Volkswirtschaft noch in der Zukunft sein? Ein Plädoyer für einen wirtschaftspolitischen Reformkurs

Prof. Dr. André Schmidt (Vorlesung)

Mittwoch, 22.05.2024 um 19.00 Uhr im WBK

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Coronakrise, Klimakrise, Überalterung der Gesellschaft und geopolitische Herausforderungen haben in den letzten Jahren die Wirtschaftspolitik vor große Herausforderungen gestellt. Dabei hat sich die Wirtschaftspolitik vom einstigen Erfolgsmodell der Sozialen Marktwirtschaft entfernt und greift mit massiven interventionistischen Maßnahmen in den Wirtschaftsprozess ein. Allerdings bestehen erhebliche Zweifel, ob dieser politisch eingeschlagene Weg nachhaltig zum Erfolg führen wird. Im Gegenteil, es zeichnet sich immer mehr ab, dass die Wettbewerbsfähigkeit und der Wohlstand in Gefahr sind. Im Rahmen des Vortrags soll der Frage nachgegangen werden, wie gut die deutsche Volkswirtschaft für die künftigen Herausforderungen gewappnet ist und welche Reformen dringend benötigt werden.

Prof. Dr. André Schmidt ist Inhaber des Lehrstuhls für Makroökonomik und Internationale Wirtschaft an der Universität Witten/Herdecke. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften wurde er an der Universität Hohenheim promoviert. Die Habilitation erfolgte an der Georg-August-Universität Göttingen. Prof. Dr. André Schmidt lehrte an der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Kassel und der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. Er ist Gastprofessor an der Universität des Saarlandes und an der Aldo-Moro-Universität in Bari. Seine Hauptforschungsgebiete sind die Europäische Integration und die internationale Wirtschaftspolitik.


Von Ossis und Wessis - Deutsch-deutsche Spannungen in der Wiedervereinigungsgesellschaft

Prof. Dr. Thomas Großbölting (Vorlesung)

Mittwoch, 12.06.2024 um 19.00 Uhr im WBK

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Über dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung scheinen die Gräben zwischen Ost- und Westdeutschland tief. „Jammer-Ossi“ und „Besser-Wessi“ – gegenseitige Vorurteile prägen das Bild und scheinen sich eher zu verfestigen als aufzulösen. Wie erklärt sich, dass der 1989/90 so starke Jubel über die Wiedervereinigung mittlerweile verhallt zu sein scheint? Was brachten die beiden deutschen Teilstaaten in das wiedervereinigte Deutschland ein? Was macht die „Vereinigungskrise“ aus? Wie hängen Rechtspopulismus und Demokratieverdrossenheit mit der geteilten Geschichte, aber auch mit den Prozessen seit 1990 zusammen? Diese und andere Fragen wollen wir aufgreifen und mittels einer historischen Einordnung zu klären versuchen.

Prof. Dr. Thomas Großbölting hat Geschichte, Katholische Theologie und Germanistik in Köln, Bonn, Münster und Rom studiert und promovierte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit einer Studie zum Bürgertum und zur Bürgerlichkeit in der NS- und in der SED-Diktatur. Die Habilitation erfolgte in Moderner Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit einer Analyse der Industrie- und Gewerbeausstellungen des langen 19. Jahrhunderts als Medien der Diskussion und Popularisierung von Konsummöglichkeiten in der sich industrialisierenden deutschen Gesellschaft. Nach verschiedenen beruflichen Stationen im In- und Ausland, unter anderem als Leiter der Abteilung Bildung und Forschung bei der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (Berlin), ist Prof. Dr. Thomas Großbölting seit August 2020 Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) und Professor für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte im Arbeitsbereich Deutsche Geschichte der Universität Hamburg.


Der Fußball als Quasi-Labor der empirischen Wirtschaftsforschung

Dr. Hendrik Sonnabend (Vorlesung)

Mittwoch, 03.07.2024 um 19.00 Uhr im WBK

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Der professionelle Sport bietet für die Wirtschaftswissenschaften ein hervorragendes Umfeld zur Untersuchung menschlichen Verhaltens in einer realen Wettbewerbsumgebung. Wie bei einem Laborexperiment profitieren Forschende von der guten Beobachtbarkeit und der Standardisierung durch universelle Regeln, ohne jedoch mit den typischen Nachteilen des Labors in Form geringer monetärer Anreize, einer kleinen Zahl von Versuchspersonen und einer „künstlichen“ Umgebung umgehen zu müssen.
So lassen sich mit Daten aus dem Spitzenfußball ganz unterschiedliche Themen untersuchen, wie etwa der Zusammenhang von unfairer Bevorzugung und Leistung, Fehlverhalten im Wettbewerb, Geschlechterunterschiede in der Risikotoleranz, Anwesenheitszwang in der Arbeitswelt und antizipatorisches Verhalten in Turnieren.

Dr. Hendrik Sonnabend hat an der Universität Bonn Volkswirtschaftslehre studiert und an der FernUniversität in Hagen im selben Fach promoviert. Derzeit ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, der FernUniversität in Hagen beschäftigt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der angewandten Mikroökonomik, mit einem besonderen Fokus auf Fragen der Arbeits- und Verhaltensökonomik.


Solidarität braucht ein Fundament - wie Gemeinschaft funktioniert

Prof. Dr. Ute Fischer (Sondervorlesung zum Anlass des 250jährigen Jubiläums von Anna Katharina Emmerick)

Mittwoch, 04.09.2024 um 16.00 Uhr im WBK

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Ich bin anders, weil ich wie alle bin und weil alle anders sind - so sang einst Rio Reiser und brachte musikalisch auf den Punkt, was einer modernen Gesellschaft gelingen muss. Sie muss den Einzelnen in seiner Einzigartigkeit wertschätzen. Und gleichzeitig muss ein verbindendes Band spürbar sein für alle. Es bildet das Fundament des Zusammenlebens und besteht nicht nur aus gemeinsam geteilten Überzeugungen und Werten, sondern auch aus einer existenziellen Sicherheit. Fragen der Gerechtigkeit sind hier ebenso aufgeworfen wie Herausforderungen einer Sozialpolitik von morgen.

Dr. Ute Fischer ist Professorin für Sozialwissenschaften an der Fachhochschule Dortmund. Sie lehrt im Bachelor „Soziale Arbeit“ und im Master „Soziale Nachhaltigkeit und demografischer Wandel“, v.a. Sozialpolitik (u.a. Bedingungsloses Grundeinkommen), Demokratieentwicklung, Gesellschaftstransformation und qualitative Forschungs-methoden. In ihrer Forschung untersucht sie den sozialen Zusammenhalt, bürgerschaftliches Engagement und Ungleichheit.


Gute Gründe für mehr Optimismus im Klimaschutz - Was mir Hoffnung gibt, dass wir die Klimakrise noch vermeiden können

Dr. Michael Jakob (Vorlesung)

Mittwoch, 04.09.2024 um 19.00 Uhr im WBK

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Die Gefahren des Klimawandels sind hinlänglich bekannt. Trotzdem ist auf globaler Ebene nur ein langsamer Fortschritt bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu verzeichnen. Aus diesem Grund äußern viele Menschen ein wachsendes Gefühl der Verzweiflung. Sie befürchten, dass es bereits zu spät sein könnte, um eine Klimakrise noch vermeiden zu können.
In diesem Vortrag sollen klimarelevante Themen beleuchtet werden, die sich – trotz insgesamt unzureichenden Fortschritts – in die richtige Richtung bewegen, manchmal sogar schneller als erwartet. Zu verstehen, wo Erfolge erzielt wurden, kann auch dabei helfen, die Transformation in Bereichen, die bisher noch hinterherhinken, zu beschleunigen.
Diese Perspektive soll dazu beitragen, die eigene Handlungsfähigkeit bewusst zu machen. Obwohl die Eindämmung des Klimawandels eine gewaltige Herausforderung darstellt, können wir sie dennoch erfolgreich bewältigen, wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen.

Dr. Michael Jakob ist ein unabhängiger Forscher und Berater in Berlin. Seine Forschungsinteressen fokussieren sich auf den Zusammenhang von Klimaschutz mit Globalisierung und sozialer Gerechtigkeit. Er hat Regierungen, internationale Organisationen und Nichtregierungsorganisationen beraten und als Autor am Fünften Sachstandsbericht des IPCC mitgewirkt.


Campus Coesfeld | 16.04.2024