Präsenzveranstaltung

Thema:
Sprache als Thema von Philosophie und Theologie bei Luther, Hamann und Hegel
Veranstaltungstyp:
Präsenz
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25404/P4; BA PVS: Modul 25407/PHIL; MA Phil: Modul 26401/I; Modul 26402/II; Modul 26403/III; Modul 26404/IV; Modul 26409/IX; Modul 26410/X; AT Phil; AP Phil;
Ort:
Berlin
Adresse:
Campus Berlin
Termin:
03.05.2024 bis
05.05.2024
Zeitraum:
Freitag, 3. Mai 2024, 16.00-21.00 Uhr
Samstag, 4. Mai, 2024, 10.00-19.30 Uhr
Sonntag, 5. Mai 2024, 10.00-14.30 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann
Prof. Dr. Joachim Ringleben

Die Philosophie hat dem Thema „Sprache“ aus verschiedenen Gründen spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts eine neue, verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Das heißt jedoch nicht, daß es nicht zuvor schon systematisch höchst bedeutsame Ansätze zu diesem Thema gegeben hätte – Ansätze, die nicht zuletzt die Frage nach dem Verhältnis von Denken und Sprechen oder der „Sprachrichtigkeit“, die Frage nach dem Sprachursprung oder die andere nach einer möglichen Präsenz des Absoluten im endlichen Medium des Sprechens betroffen hätte.

Das Seminar setzt mit der bei allen Vorläufern in der Antike und dem Humanismus neuen Bedeutung von Wort und Sprache im theologischen Denken Martin Luthers ein und untersucht u.a. die damit einhergehenden allgemeinen sprachphilosophischen wie auch religionsphilosophischen Einsichten und Positionen, die sich Luther verdanken. Es wendet sich dann dem „Magus in Norden“ Johann Georg Hamann zu, der, selbst durch Luther inspiriert, aus dem Geist der Sprache heraus nicht nur einer nur allzu verständigen Aufklärung, sondern auch seinem Königsberger guten Bekannten, dem Begründer der kritischen Philosophie Immanuel Kant, metakritisch entgegenzutreten versucht; in diesem Zusammenhang sollen Anspruch und Reichweite der Hamannschen Einwände gegen Kant herausgearbeitet und geprüft werden. Auf Hamann schließlich als einen Entdecker des sprachlich präsenten objektiven Geistes konnte sich Hegel beziehen, der dem „Magus“ eine ausführliche Rezension gewidmet hat. Aber auch unabhängig von Hamann spielt das Thema Sprache bei Hegel eine womöglich viel grundlegendere Rolle, als ein erster Eindruck auf sein Werk vermuten läßt. Es gehört zu den Verdiensten Bruno Liebrucks‘ und seiner Schule, ein weitgehendes „Denken von der Sprache her“ bei Hegel aufgezeigt und für ein gerade heute einzuforderndes „nicht-automatisiertes Denken“ reaktiviert zu haben.

Für die Teilnahme am Seminar wird die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats vorausgesetzt. Auf der Basis der Referate, aber auch anderer, im Seminar abgesprochener Themen können Hausarbeiten angefertigt werden. Bitte geben Sie bei der Anmeldung zwei Präferenzen aus folgender Themenliste an (thomas.hoffmann) (Erläuterungen zur Eingrenzung des Themas werden auf die Meldung hin gegeben):

1. Aspekte einer Sprachphilosophie bei Luther?

2. Luthers Metaphorologie

3. Hamann und das Sprachursprungsproblem

4. Hamanns Rezension der „Kritik der reinen Vernunft“ (1781)

5. Hamanns „Metakritik über den Purismum der Vernunft“ in ihren Hauptgedanken

6. Zur Rolle der Sprache in Hegels Phänomenologie des Geistes

7. Hegels Hamann-Rezension

8. Sprache im Gesamtsystem Hegels (Logik, Enzyklopädie)

Literaturhinweise:

a) Zu Luther:

Ebeling, Gerhard: „Gott und Wort“, in: ders., Wort und Glaube II, Tübingen 1969, 396-432.

Hoffmann, Thomas Sören: „Selbstgewissheit und Autarkie religiöser Rede bei Luther. Philosophische Aspekte zu ihrem Verständnis – eine Skizze“, in: Reinhold Esterbauer (Hg.), Das Unfassbare vor Augen. Neue phänomenologische Annäherungen an Religion, Baden-Baden 2023, 145-164.

Meinhold, Peter: Luthers Sprachphilosophie, Berlin 1958.

Metzke, Erwin: „Sakrament und Metaphysik“, in: ders., Coincidentia oppositorum. Gesammelte Studien zur Philosophiegeschichte, hg. von Karlfried Gründer, Witten 1969.

Ringleben, Joachim: Gott im Wort: Luthers Theologie von der Sprache her, Tübingen 2014.

- ders.: „Luther zur Metapher“ / „Metapher und Eschatologie“, in: ders., Arbeit am Gottesbegriff Bd. 1, Tübingen 2004, 58-95 / 96-116.

- ders.: „Wort II (Theologie)“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie 12 (2004), 1030-1036.

b) Zu Hamann:

Primärtexte insbesondere: Rezension der „Kritik der reinen Vernunft“ (1781) – Metakritik über den Purismum der Vernunft (1784) (enthalten in: Simon, Josef (Hg.): Johann Georg Hamann: Schriften zur Sprache, Frankfurt am Main 1967).

Gajek, Bernhard: Sprache beim jungen Hamann, Bern 1967.

Heintel, Erich: „Der fundamentalphilosophische (hermeneutische) Zirkel. Kant und Hamann“, in: ders., Sprachphilosophie, 3. Aufl. Darmstadt 1972, 127-146.

Hoffmann, Thomas Sören: „Kritik und Metakritik: Zu Hamanns Kantlektüren“, in: Antonino Falduto / Heiner F. Klemme (Hg.): Kant und seine Kritiker – Kant and His Critics, Hildesheim 2018, 29-43.

Liebrucks, Bruno: Sprache und Bewußtsein I: Von den undialektischen Gebilden zur dialektischen Bewegung, Frankfurt am Main 1964, bes. 286-340.

Otto, Detlef: „Johann Georg Hamann (1730-1788)”, in: Borsche, Tilmann (Hg.): Klassiker der Sprachphilosophie. Von Platon bis Noam Chomsky, München 1996, 197-231.

Ringleben, Joachim: Rede, dass ich dich sehe, Göttingen 2021.

Rosenkranz, Karl: „Kant und Hamann. Eine Parallele“, in: ders., Neue Studien II, Leipzig 1875 (ND Hildesheim 2004), 72-101.

Simon, Josef: „Einleitung“, in: ders. (Hg.): Johann Georg Hamann: Schriften zur Sprache, Frankfurt am Main 1967, 9-80.

- ders.: „Hamann und die gegenwärtige Sprachphilosophie“, in: Hoffmann, Thomas Sören (Hg.): Josef Simon: Philosophie als Verdeutlichung. Abhandlungen zu Erkennen, Sprache und Handeln, Berlin / New York 2010, 221-235.

Unger, Rudolf: Hamanns Sprachtheorie im Zusammenhange seines Denkens, Nördlingen 1905.

Wild, Reiner (Hg.): Johann Georg Hamann, Darmstadt 1978.

c) Zu Hegel:

Primärtexte: Phänomenologie des Geistes (passim) – Wissenschaft der Logik IIIEnzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (1830), bes. § 459 – Rez. „Hamanns Schriften“ (1828).

Derbolav, Josef: „Hegel und die Sprache“, in: Gipper, Helmut (Hg.): Sprache als Schlüssel zur Welt. FS Leo Weisgerber, Düsseldorf 1959, 56-86.

Hoffmann, Thomas Sören: „G.W.F. Hegel (1770-1831)“, in: Borsche, Tilman (Hg.): Klassiker der Sprachphilosophie. Von Platon bis Noam Chomsky, München 1996, 257-273.

- ders.: Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Eine Propädeutik, 4. Aufl. Wiesbaden 2020.

Liebrucks, Bruno: Sprache und Bewußtsein V / VI 1-3, Frankfurt am Main 1970 / 1974.

Ringleben, Joachim: „Hegels sprachliche Logik. Ein Versuch“, in: Hoffmann, Thomas Sören / Neumann, Hardy (Hg.): Hegel und das Projekt einer philosophischen Enzyklopädie, Berlin 2019, 111-129.

Simon, Josef: „Inkarnation der Sprache. Griechischer Logos – Kantische Vernunft – Hegelscher absoluter Geist“, in: Olivetti, Marco M. (Hg.): Incarnation, Padua 1999, 233-251.

- ders.: Das Problem der Sprache bei Hegel, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1966.


Die Anmeldung zum Seminar erfolgt in der Virtuellen Universität unter: https://vu.fernuni-hagen.de/lvuweb/lvuauth/app/EventView/6581786453

Jan Eufinger | 28.02.2024