Präsenzveranstaltung

Thema:
Naturphilosophie bei Schelling und Hegel
Veranstaltungstyp:
Präsenz
Zielgruppe:
MA Phil: Modul 26402/II; Modul 26403/III; Modul 26409/IX; AP Phil;
Ort:
Berlin
Adresse:
Campus Berlin
Termin:
08.08.2025 bis
10.08.2025
Zeitraum:
Freitag 16:00-21:00 Uhr
Samstag 10:00-19:30 Uhr
Sonntag 10:00-14:30 Uhr
Leitung:
Ludwig Krüger

„Natur“ ist uns so selbstverständlich und allgegenwärtig, dass wir im Alltag meist keinen diesbezüglichen Begriffsklärungsbedarf verspüren. In die Verlegenheit, „Natur“ definieren zu müssen, kommen auch die Naturwissenschaften in der Regel nicht. Streitfragen um die Natur sind dann allenfalls solche nach der richtigen wissenschaftlichen Methode, um sie angemessen erklären zu können. Aber auch, ob die Natur nicht einem allzu einseitigen wissenschaftlichen, womöglich allein unter der Maßgabe ihrer Berechenbarkeit und Beherrschbarkeit stehenden, Zugriff entzogen werden muss, der ästhetische und ethische Perspektiven kaum zulässt.

Die philosophischen Grundsatzfragen beginnen aber schon viel früher. So ist „die“ Natur (als Singularetantum) schon deshalb so schwer auf den Begriff zu bringen, weil die „Natur“ als Totalitätsbegriff selbst unanschaulich ist. Das Problem verschärft sich mit Kant, der einem unbekümmerten dogmatischen Zugang zur Natur den Riegel vorgeschoben hat, mit dem bemerkenswerten Resultat, dass die Bestimmungen der Natur nicht der Natur selbst entnommen sind (sie daher auch ihre Gesetze nicht an sich selbst hat), sondern von der Vernunft in sie hineinlegt worden sind. Aber, wie sich sodann auch schon bei Kant in seiner Kritik der Urteilskraft andeutet, hat Natur auch immer etwas Unverfügbares, sich der Vernunft Entziehendes, was dem Anspruch der Transzendentalphilosophie und des frühen Idealismus aber zuwiderläuft. Schelling versucht daher die Transzendentalphilosophie um eine Philosophie der Natur zu erweitern – eine Philosophie, die Natur in ihrer Objektivität, Eigenständigkeit und bezogen auf die Vernunft auch in ihrer Andersheit zu denken versucht. Hegel wird u.a. genau diese Fragestellung dazu führen, das System der Philosophie ganz neu aufzustellen und grundzulegen.

In dem Seminar wollen wir diese historisch wie systematisch wichtige Epoche anhand einzelner Werkausschnitte nachzuzeichnen versuchen und hierbei auch wichtige Grundlagen in Bezug auf Kant und Fichte klären.

Wenn Sie an dem Seminar teilnehmen möchten, sollten Sie zur Übernahme eines Referats bereit sein. Für alle, die eine Hausarbeit schreiben möchten, ist die Übernahme eines Referats ohnehin obligatorisch.

Mögliche Referatsthemen sind:

  • 1. Schelling: Einleitung zu seinem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie: Oder: Ueber den Begriff der spekulativen Physik und die innere Organisation eines Systems dieser Wissenschaft (1799). HKA I/8, S. 21-86; SW I/3, S. 269-326.*
  • 2. Schelling: System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere (1804). Erster Theil oder die allgemeine Philosophie, HKA II/7,1, S. 105-164; SW I/6, S. 137-214*
  • 3. Schelling: System der gesammten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere (1804). Zweiter oder besonderer Theil. A Allgemeine Naturphilosophie oder Construktion der Natur oder des realen All, HKA II/7,1, S. 165-212; SW I/6, S. 215-277*
  • 4. Hegel: Die Wissenschaft der Logik. Die Lehre vom Begriff. Dritter Abschnitt: Die Idee, GW 12, S. 173-253**
  • 5. Hegel: [Einleitung in die Naturphilosophie und die Grundlagen der Mechanik]. Enz. §§ 245-268***
  • 6. Hegel: [Organische Physik und Grundlagen der vegetabilischen Natur]. Enz. §§ 337-346***
  • 7. Hegel: [Der tierische Organismus und die Grundlagen des Geistes]. Enz. §§ 350-356, 377-386***

* Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wird zitiert nach: Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. im Auftrag der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Jörg Jantzen, Thomas Buchheim, Jochem Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs u. Siegbert Peetz. Stuttgart-Bad Cannstatt 1976 ff. (Fromann Holzboog) – häufig abgekürzt als „AA“, hier abgekürzt als „HKA“. Mitunter üblich ist auch die von seinem Sohn herausgegebene Ausgabe, die zwar nicht den modernen Editionsrichtlinien entspricht, aber leichter zugänglich ist: Sämmtliche Werke. Hrsg. von K.F.A. Schelling. 14 Bände in zwei Abteilungen. Stuttgart/Augsburg 1856-1861 (Cotta) – hier abgekürzt als „SW“. Die Ausgabe gibt es als Digitalisat im Internet, Band I/3 z.B.: https://archive.org/details/friedrichwilhel38schegoog und Band I/6 z.B.: https://archive.org/details/bub_gb_QO4GAAAAcAAJ/

** Georg Wilhelm Friedrich Hegel wird zitiert nach: Gesammelte Werke. In Verbindung mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft hrsg. von der Nordrhein-Westfälischen (1968-1995: Rheinisch-Westfälischen) Akademie der Wissenschaften. Hamburg 1968ff. (Meiner) – hier abgekürzt als „GW“. Diese Bände sind zu beziehen auf https://meiner-elibrary.de/book-series/42/georg-wilhelm-friedrich-hegel-gesammelte-werke-gw (siehe hierzu auch die Hinweise ganz unten zur Literaturrecherche)

*** Bei der Enzyklopädie (31830) sollten die entsprechenden Vorlesungsmitschriften (GW 23 Wissenschaft der Logik, GW 24 Philosophie der Natur, GW 25 Philosophie des subjektiven Geistes (jeweils in mehreren Teilbänden)) mit konsultiert werden. Für das Seminar empfehlenswert ist im Fall der Enzyklopädie die sogenannte „Suhrkamp-Ausgabe“, die die zwar nicht ganz verlässlichen, aber zum Verständnis oft hilfreichen „Zusätze“ enthält.

Bitte tragen Sie Ihren Referatsthemenwunsch direkt bei der Anmeldung in das entsprechende Feld ein, am besten unter Angabe eines möglichen Ersatzreferats.


Hinweise zu den Referaten:

Bei dem Referat, in dem der angegebene Abschnitt zusammengefasst und die Argumentation nachgezeichnet werden soll, können Sie frei entscheiden, wie Sie den Text präsentieren wollen - ob mit PPP, einem Handout oder ganz ohne. Sehen Sie aber auf jeden Fall von unnötigen Zusatzinformationen (Biographie des Autors) ab – dafür ist die Zeit zu knapp! Empfohlen wird einen ausformulierten Vortrag zu schreiben. Das mag erst einmal ungewohnt klingen - oft gilt das freie Vortragen, ggf. unterstützt mit ein paar PPP-Stichworten, als der Goldstandard. In der Philosophie ist es aber überhaupt keine Schande, einen Vortrag auszuformulieren - Sie werden sogar merken, dass das schwieriger ist als eine PPP zu erstellen. Häufig läuft es ja so: Man hat einen schwierigen Text, arbeitet sich ein und schreibt parallel ein paar Stichpunkte mit PPP. Was einem während der Erstellung der PPP noch recht klar schien, ist dann häufig beim Vortrag gar nicht mehr so klar und der Vortrag wird dann schnell eine ermüdende Sache für alle, die zuhören. Ein gut geprobter Vortrag kann für die Zuhörenden stattdessen sehr viel angenehmer und fruchtbarer sein. Zudem zwingt einen das Ausformulieren eines Vortrags sehr viel mehr, sich wirklich dahingehend zu prüfen, ob einem die Sache klar ist. Sie werden merken, dass das Verfassen eines Vortrags große Vorteile hat. Und gerade, wenn der Stoff komplex ist, was in der Philosophie ja häufiger einmal vorkommt, ist es sehr viel wichtiger, die Gedanken vorab gut auf den Begriff gebracht zu haben als irgendetwas auf Krampf zu visualisieren oder mit freiem Sprechen beeindrucken zu wollen. Auf Philosophie-Kongressen beispielsweise werden in der Regel alle Vorträge vom Blatt vorgetragen (gut geprobt und gut intoniert natürlich, so dass es kein einfaches Ablesen ist). Probieren Sie das daher ruhig einmal aus!

Prinzipiell gilt, dass eine Zusammenfassung nicht einfach eine Wiedergabe des Textabschnittes ist. Mitunter gibt es Referate, die 1:1 den Text wiedergeben, allenfalls umgeschrieben auf indirekte Rede, dabei genau dem Aufbau des Textes folgen und jede Argumentationsverästelung wiedergeben. Sie sollen stattdessen die Argumentation eigenständig zusammenfassen - dazu müssen Sie ggf. gewichten und Begriffe klären. Sie sollten mit einem analytischen Blick an die Sache gehen: Was soll hier gezeigt werden, wie ist die Argumentation aufgebaut, welche argumentative Rolle spielen die einzelnen Punkte? Ein solcher Blick auf Texte hilft ungemein bei dem Verfassen eigener Texte.


Für den ersten Einstieg:

  • Fischer, Kuno: Hegel's Leben, Werke und Lehre [Reihe: Geschichte der neuern Philosophie 8]. 2 Bände. Heidelberg mehrere Auflagen (Winter). Digitalisat der Ausgabe von 1901, Band 1: http://www.archive.org/details/hegelslebenwerk00fiscgoog und Band 2: http://www.archive.org/details/hegelslebenwerk01fiscgoog
  • Fischer, Kuno: Schellings Leben, Werke und Lehre [Reihe: Geschichte der neuern Philosophie 7]. Heidelberg mehrere Auflagen (Winter). Digitalisat der dritten Auflage von 1902: http://www.archive.org/details/geschichtederne05unkngoog
  • Gloy, Karen: Schellings Naturphilosophie. Grundzüge und Kritik. In: Michael Esfeld / Jean-Marc Tétaz (Hrsg.): Genealogie des neuzeitlichen Denkens. Frankfurt a.M./Lancaster 2004 (Ontos), S. 183-201. Wieder abgedruckt in Reinhard Hiltscher / Stefan Klingner (Hrsg.): Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Darmstadt 2012 (WBG), S. 85-102.
  • Hoffmann, Thomas S.: Hegels Naturphilosophie – Ansatz und Aktualität. Vortrag: https://www.youtube.com/watch?v=Cd6fmcUWNPo&list=PLl7ARFeAnDkjVduIuidlyRNtQhtrJ2weo&index=12
  • Hoffmann, Thomas S.: Gezeigte versus sich zeigende Natur. Eine Skizze im Blick auf das Verhältnis von Labor und Natur. In: Philosophia Naturalis (43/1) 2006, S. 142-167.
  • Hoffmann, Thomas S.: Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Eine Propädeutik. Wiesbaden 42020 (Marix).
  • Neuser, Wolfgang: Die Naturphilosophie (§§ 245-376). In: Hermann Drüe et al.: Hegels ‚Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften‘ (1830). Ein Kommentar zum Systemgrundriß. Frankfurt a.M. 2001 (Suhrkamp), S. 139-205.
  • Schmied-Kowarzik, Wolfdietrich: Existenz denken. Schellings Philosophie von ihren Anfängen bis zum Spätwerk. Freiburg/München 2015 (Alber). [auch als Hagener Studienbrief im Modul IX des MA Philosophie unter dem Titel: Die Philosophie Schellings. Von den frühen Anfängen bis zum Spätwerk]
  • Schwab, Philipp: The Fichte-Schelling Debate, or: Six Models for Relating Subjectivity and Nature. In: Luca Corti / Johannes-Georg Schülein (Hrsg.): Nature and Naturalism in Classical German Philosophy. New York/London 2023 (Routledge), S. 122-147.

Literaturrecherche:

Alle Seminarteilnehmenden werden gebeten, sich die Literatur eigenständig zu besorgen. Nutzen Sie neben der Fernleihe, Internetantiquariaten, Ihren örtlichen Hochschul- und Staatsbibliotheken auch die digitalen Angebote der Verlage! Die Fernuniversität hat Lizenzen für viele Zeitschriften und für ganze Bücher vieler Verlage. Darunter auch von de Gruyter, Suhrkamp, Springer: siehe hierzu die UB-Datenbanken Philosophie und die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB). Als Angehörige der Fernuniversität haben Sie kostenlosen Zugriff auf viele dieser Angebote. Am einfachsten geht das von zu Hause über einen Proxy oder einen VPN-Client. Zur Beschaffung einzelner Zeitschriftenaufsätze oder Buchkapitel ist zudem der elektronische Dokumentenlieferdinest der Fernuni oder Subito hilfreich (kostenpflichtig). Auf Seiten wie archive.org oder Google Books finden sich Digitalisate älterer Bücher. Auch Projekte wie Digi20 sind oft sehr nützlich.

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Lehrgebiet Philosophie II | 02.06.2025