Präsenz-Seminar

Thema:
Bewusstseinstheorien. Phänomenologische und analytische Ansätze
Veranstaltungstyp:
Seminar
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25403/P3; Modul 25405/P5; MA Phil: Modul 26404/IV; Modul 26406/VI; AP Phil;
Ort:
Berlin
Adresse:
Campus Berlin
Termin:
23.01.2026 bis
25.01.2026
Leitung:
Dr. Ulrich Dopatka
Anmeldung:
Anmeldung über die Anmeldemaske (wird demnächst freigeschaltet). Die Teilnehmer*innenzahl ist auf 30 begrenzt.
Auskunft erteilt:
Mona Peperkorn
E-Mail: lg.philosophie3
Telefon: +49 2331 987-2791

Seminarbeschreibung

Das Bewusstsein ist – wie die Zeit – ein Grundphänomen. So wie wir zeitliche Wesen sind, sind wir auch bewusste Wesen, deren Lebensvollzug durch eine fortwährende Abfolge komplexer phänomenaler Qualitäten bestimmt wird. Diese phänomenalen Inhalte umfassen etwa sinnliche Eindrücke wie die Farbe und den Geschmack eines Apfels ebenso wie emotionale Zustände, etwa die Freude über ein Geschenk. Entscheidend ist jedoch: Wir haben nicht nur solche subjektiven Erlebnisse, wir „wissen“ auch, wie es ist, sie zu haben. Diese Eigenschaft des bewussten Erlebens bildet einen zentralen Untersuchungsgegenstand der Bewusstseinsforschung.

Doch obwohl uns nichts vertrauter sein sollte als unsere eigenen Erlebnisse, ist das Bewusstsein weiterhin ein Rätsel für uns. Die grundlegende Frage lautet: Wie ist es möglich, dass in einem physikalisch determinierten Universum bewusstes Leben entstehen konnte? Daran schließen sich weitere systematische Fragen an: Was gehört zum Phänomenbereich des Bewusstseins, was ist unbewusst? Wie ist das Bewusstsein intern strukturiert? Emergiert es aus der neuralen Struktur des Gehirns oder ist es verleiblicht? Welchen ontologischen Status hat das Bewusstsein?

Zur Beantwortung dieser Fragen bedarf es einer interdisziplinären Perspektive. Einerseits ermöglicht die Phänomenologie durch die Analyse der Erlebnisperspektive der ersten Person einen Zugang zu strukturellen Eigenschaften des Bewusstseins. Andererseits liefern die analytische Philosophie des Geistes sowie die empirischen Neurowissenschaften unterschiedliche, jedoch häufig auch komplementäre Erklärungsansätze zum Verständnis des in Frage stehenden Untersuchungsgegenstandes.

In unserem Seminar werden wir verschiedene Ansätze aus unterschiedlichen philosophischen Disziplinen und Epochen besprechen und diskutieren - von Klassikern wie Descartes und Fichte bis hin zu einer ganz aktuellen Theorie des Neurowissenschaftlers Anil Seth. Das Ziel ist es einen ersten Eindruck von den vielfältigen Bemühungen zu bekommen, das Rätsel des Bewusstseins zu lösen.

Doch worin besteht überhaupt dieses Rätsel?

Zur Vorbereitung

Das Seminar ist so konzipiert, dass wir mithilfe ausgewählter Texte verschiedene Theorien des Bewusstseins diskutieren. Da die unten angegebene Primärliteratur umfangreich ist und realistischerweise nur wenige die Möglichkeit haben werden, sämtliche Werke vollständig zu lesen, schlage ich folgendes Vorgehen vor: Setzen Sie individuelle Schwerpunkte entsprechend Ihrer Interessen und Neigungen.Gleichwohl gilt: Je mehr Texte Sie lesen und durcharbeiten, desto fundierter wird Ihr Verständnis sein – und desto aktiver und konstruktiver können Sie sich an den Diskussionen beteiligen.

Zur Sekundärliteratur: Ich habe drei Titel ausgewählt, die sich allerdings nur auf die analytische Philosophie des Geistes bzw. des Bewusstseins konzentrieren. Ein Werk, das sämtliche Theorien des Bewusstseins einschließlich phänomenologischer Ansätze systematisch abdeckt, steht bislang noch aus.

Bis Mitte November erhalten alle Teilnehmenden eine Liste mit möglichen Referatsthemen, die als Grundlage für Haus- oder Abschlussarbeiten dienen können.

Primärliteratur

  • Descartes, René
  • Meditationes de prima philosophia. Lateinisch–deutsch. Hamburg: Felix Meiner Verlag 1992.
  • Fichte, Johann Gottlieb
  • Grundlagen der gesamten Wissenschaftslehre 1794. Hamburg: Felix Meiner Verlag 1997 ® Lesen Sie hier nur den ersten Teil (§1-3)
  • Husserl, Edmund
  • Logische Untersuchungen II/1. Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1993

® Lesen Sie hier die V. Log. Untersuchung „Über intentionale Erlebnisse und ihre Inhalte“ (S. 343ff)

  • Sartre, Jean-Paul
  • Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie. Hamburg: Rowohlt 2004

® Lesen Sie hier „I. Die Anwesenheit bei sich", S. 163ff

  • Die Transzendenz des Ego. In: Philosophische Essays 1931-1939. Hamburg: Rowohlt 1982.
  • Nagel, Thomas
  • Wie es ist eine Fledermaus zu sein. Deutsch-Englisch. Stuttgart: Reclam 2023
  • Jackson, Frank
  • What Mary didn´t know. In: Journal of Philosophy, 83, 291-295 (1986)
  • Chalmers, David J.
  • The Conscious Mind. In Search of a Fundamental Theory. New York/Oxford: Oxford University Press 1997
  • Seth, Anil
  • Being You. A new Science of Consciousness. London: Faber & Faber 2021

Sekundärliteratur

  • https://plato.stanford.edu/entries/consciousness/
  • Blackmore, Susan/Troscianko Emily T. (42024): Consciousness. An Introduction. London/New York: Routledge
  • Metzinger, Thomas (Hg.) (2009): Grundkurs Philosophie des Geistes. Band 1: Phänomenales Bewusstsein. Paderborn: Mentis.
Marius Wecker | 24.07.2025