Präsenzveranstaltung
- Thema:
- Gottes Dialektik. Trinität als Zugang zum Gottesbegriff aus theologischer und religionsphilosophischer Perspektive
- Zielgruppe:
- BA KuWi: Modul 25404/P4; MA Phil: Modul 26401/I; Modul 26402/II; Modul 26403/III; Modul 26405/V; AT Phil; AP Phil;
- Ort:
- München
- Adresse:
-
Campus München
Campus München der FernUniversität in Hagen
Arcisstr. 19/EG
80333 München
Tel. 089 289 22052 - Termin:
- 05.12.2025
bis
07.12.2025 - Zeitraum:
- Freitag, 5. Dezember 2025, 17.00-21.00 Uhr
Samstag, 6. Dezember 2025, 10.00-19.30 Uhr
Sonntag, 7. Dezember 2025, 10.00-14.30 Uhr - Leitung:
-
Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann
Prof. Dr. Joachim Ringleben
In der Lehre von der Trinität treffen auf mehreren Ebenen spekulativ-philosophisches und christlich-theologisches Denken aufeinander. In historischer Hinsicht hat sich die Ausformulierung des Dreieinigkeitsdogmas im 4. und 5. Jahrhundert auf Begriffe gestützt, die im Kern der griechischen philosophischen Klassik entstammten – so etwa im Falle der Begriffe des Wesens (ousía) bzw. der konkreten Substanz (hypostasis) oder der Natur (physis); umgekehrt hat die Trinitätslehre zu begrifflichen Weiterentwicklungen auch in der Philosophie geführt, was so etwa für den Personbegriff oder das Konzept der „subsistierenden Relation“ (bei Thomas von Aquin) gilt, das zwei aristotelische Begriffe auf eine aristotelisch „unmögliche“ Weise verbindet. Auf einer anderen Ebene ergaben sich aus der Trinitätslehre fruchtbare Heuristiken etwa in geistphilosophisch-psychologischer Hinsicht (so bei Augustinus), aber auch für ein engagiert dialektische Denken (so bei Cusanus). Zuletzt hat Hegel den Begriff des in sich vermittelten Absoluten, um den es in der Trinitätslehre geht, in seinem Zusammenhang mit dem Begriff der absoluten Vermittlung, der Selbstmitteilung des Absoluten und der Offenbarkeit schlechthin herausgearbeitet und damit auf die nicht nur religionsphilosophisch eminente Bedeutung des Trinitätsbegriffs hingewiesen, sondern auch seine fundamentalphilosophische Entsprechung in der Lehre von der sich selbst realisierenden Idee aufgezeigt.
In dem Seminar soll es darum gehen, den genannten verschiedenen Dimensionen des Trinitätsgedankens im Gespräch zwischen Theologie und Philosophie nachzugehen. Dazu wird zunächst ein neuerer, bei Hegel anschließender, aber ihn weiterentwickelnder theologischer Ansatz vorgestellt werden. Ein weiterer Schwerpunktautor neben Hegel ist sodann Augustinus, neben dem aber auch Boethius, Thomas von Aquin und Nikolaus von Kues einbezogen werden sollen.
Die Bereitschaft zur Referatübernahme ist Teilnahmevoraussetzung für das Seminar. Die Themen werden in der Reihenfolge des Eingangs der Meldungen vergeben, die Sie bitte direkt an den Leiter (thomas.hoffmann) richten; geben Sie bei der Meldung zwei Präferenzen aus der untenstehenden Liste an. Ggf. erfolgt eine Mehrfachbesetzung mit Ersatzreferenten. Hausarbeitsthemen können dabei auch unabhängig von der Referatswahl abgesprochen werden.
Referatthemen
- Zur Kontinuität zwischen klassischer griechischer Philosophie und den Begriffsressourcen des Trinitätsdogmas (Klaus Oehler)
- Der Grundansatz der Trinitätslehre von Augustinus, dargestellt an ausgewählten Gedankengängen aus De trinitate
- Boethius’ Beitrag zur Entfaltung der Trinitätslehre
- Thomas von Aquins Lehre von der Trinität und die „subsistierende Relation“
- Die drei Weisen des Einen bei Nikolaus von Kues in De docta ignorantia
- Das „Reich des Vaters“ und das „Reich des Sohnes“ bei Hegel
- Das „Reich des Geistes“ bei Hegel
- Korrespondenzen zwischen Hegels Aufnahme der Trinitätslehre und der Logik der Idee
- Weisses nachhegelianische Fortschreibung der Trinitätslehre
Literaturhinweise:
- Luise Abramowski, „Zur Trinitätslehre des Thomas von Aquin“, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 92 (1995), 466-480.
- Art. „Trinität“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 10, Basel / Darmstadt 1492-1520.
- Art. „Trinität“, in: Theologische Realenzyklopädie. Bd. 34, 91-121, Berlin / New York 2002.
- Augustinus, De trinitate (Bücher VIII-XI, XIV-XV, Anhang: Buch V). Lateinisch-deutsch, hg. von Johann Kreuzer, Hamburg 2003.
- Boethius, Die Theologischen Traktate. Lateinisch-deutsch, hg. von Michael Elsässer, Hamburg 1988.
- Johannes Brachtendorf, Die Struktur des menschlichen Geistes nach Augustinus. Selbstreflexion und Erkenntnis Gottes in „De trinitate“, Hamburg 2000.
- Albert Chapelle, Hegel et la religion, 3 Bde., Paris 1963-1971.
- Nicolaus Cusanus, De docta ignorantia / Die belehrte Unwissenheit, 3 Bde., hg. von Paul Wilpert / Hans Gerhard Senger, Hamburg 1964ff.
- Rudolf Haubst, Streifzüge in die cusanische Theologie, Münster 1991.
- Reinhard Heede, Die göttliche Idee und ihre Erscheinung in der Religion. Untersuchungen zum Verhältnis von Logik und Religionsphilosophie bei Hegel, Diss. Münster 1972.
- Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, hg. von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Bd. 17, Frankfurt am Main 1969 u.ö., bes. 218-344.
- Walter Jaeschke, Die Religionsphilosophie Hegels, Darmstadt 1983, bes. 79-110.
- Roland Kany, Augustins Trinitätsdenken. Bilanz, Kritik und Weiterführung der modernen Forschung zu „De trinitate“, Tübingen 2007.
- Maurice Nédoncelle, „Variationen über das Thema ‚Person‘ bei Boethius“, in: Manfred Fuhrmann / Joachim Gruber (Hg.), Boethius, Darmstadt 1984, 187-231.
- Klaus Oehler, „Die Kontinuität in der Philosophie der Griechen bis zum Untergang des byzantinischen Reiches“, in: ders., Antike Philosophie und byzantinisches Mittelalter, München 1969, 15-37.
- Ludger Oeing-Hanhoff, „Hegels Trinitätslehre. Zur Aufgabe ihrer Kritik und Rezeption“, in: Theologie und Philosophie 52 (1977), 378-407.
- Wolfhart Pannenberg, Systematische Theologie, Bd. 1, Göttingen 1988, 283-364.
- Jörg Splett, Die Trinitätslehre G. W. Hegels, Freiburg / München 1965.
- Michael Theunissen, Hegels Lehre vom absoluten Geist, Berlin 1970, 216ff., bes. 247-252.
- Thomas von Aquin, Summa theologiae I, q.27-43.
- - ders., Über die Trinität. Eine Auslegung der gleichnamigen Schrift des Boethius, übersetzt und erläutert von Hans Lentz, Stuttgart 1988.
- Paul Vanier, Théologie trinitaire chez Saint Thomas d’Aquin, Montreal 1953.
- Falk Wagner, „Religiöser Inhalt und logische Form“, in: Friedrich W. Graf / Falk Wagner (Hg.), Die Flucht in den Begriff. Materialien zu Hegels Religionsphilosophie, Stuttgart 1982, 196-227.
- - ders., „Der Gedanke der Persönlichkeit Gottes bei Philipp Marheineke“, in: Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie 10 (1968), 44-88.
- Christian Hermann Weisse, Philosophische Dogmatik oder Philosophie des Christentums. Erster Band, Leipzig 1855, 413-555.
Die Anmeldung erfolgt über die Virtuelle Universität: https://vu.fernuni-hagen.de/lvuweb/lvuauth/app/EventView/6892104953