Das Geld und der Gesellschaftsvertrag: Wesen und Zukunft eines komplexen Mediums

Thema:
Das Geld und der Gesellschaftsvertrag: Wesen und Zukunft eines komplexen Mediums
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25402/P2; Modul 25406/P6; BA PVS: Modul 25407/PHIL; MA Phil: Modul 26402/II; Modul 26410/X; AP Phil;
Ort:
Zürich
Adresse:
Zürich
Technopark Zürich
Technoparkstr. 1
8005 Zürich
Termin:
24.11.2023 bis
26.11.2023
Zeitraum:
Freitag, 24.11.2023, 16.00-21.00 Uhr
Samstag, 25.11,2023, 10.00-19.30 Uhr
Sonntag, 26.11., 2023, 10.00-14.30 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Thomas S. Hoffmann
Anmeldefrist:
25.07.2023 - 24.11.2023
Anmeldung:
Die Anmeldung erfolgt in der VU unter folgendem Link: https://vu.fernuni-hagen.de/lvuweb/lvuauth/app/EventView/6470403353 Bitte beachten: Wenn Sie vor dem 1.10. versuchen sich anzumelden, ein entsprechendes Modul aber erst im Wintersemester belegen, kommt es zu einer technisch bedingten Fehlermeldung. Warten Sie in diesem Fall mit der Anmeldung bis zum 1.10. oder schreiben Sie eine E-Mail an Jan Eufinger. (Die E-Mailadresse finden Sie unten auf dieser Seite.)

Die Frage „Was ist Geld?“ greift eines der ältesten und zugleich stets aktuellen Themen der Wirtschaftsphilosophie auf. So wurde beispielsweise seit der Antike die Ambivalenz diskutiert, die darin besteht, daß das Geld einerseits elementare Tauschgerechtigkeit erst herstellen soll, andererseits aber auch neue Formen der Ungerechtigkeit in die Welt bringen kann – etwa dann, wenn es selbst zur Tauschware wird, die Gewinn erwirtschaften soll. In der Neuzeit wurde – so bei Kant – das Geld in ein Verhältnis zum Gesellschaftsvertrag und damit zur Rechtsordnung im ganzen gestellt, daneben – so bei Fichte – als politisches Instrument zur Herstellung von Rechtssicherheit gedeutet, ebenso aber auch als Motor fundamentaler kulturgeschichtlicher Verschiebungen aufgefaßt – so bei Simmel. Neben wichtige Impulse aus der Ökonomie (z.B. bei von Mises oder Schumpeter) traten zuletzt Theorien, die den medialen oder „kommunikativen“ Charakter des Geldes herausstellten (etwa bei Luhmann), d.h. einer neuen nicht-ökonomischen Perspektive auf das Geld entgegenkamen.

In dem Seminar wird es darum gehen, die zentralen Gesichtspunkte, die sich aus einer wirtschaftsphilosophischen Lehre vom Geld ergeben, auf aktuelle Fragen der Zukunft des Geldes und auch der Geldpolitik zu beziehen: exorbitante Staatsverschuldungen, globale Finanzmarktkrisen oder die Dauerprobleme der Fiat-Währungen lassen genauso wie die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes (CBDC) Szenarien aufscheinen, in denen sich die alten Fragen nach dem Zusammenhang von Geld und Gerechtigkeit, Geld und Gesellschaftsvertrag, Geld und humaner Lebenswelt ganz neu stellen werden und möglicherweise auch neu beantwortet werden müssen. Größere wirtschaftsphilosophische Perspektiven können dabei aufklärend wirksam werden.

Eine Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft voraus, ein Referat zu einem der untenstehenden Themen zu übernehmen. Bitte teilen Sie in zeitlichem Zusammenhang mit Ihrer Anmeldung dem Seminarleiter Philosophie zwei von Ihnen präferierte Themen mit; bei der Absprache werden auch die Texte eingegrenzt, die referiert werden sollen. Hausarbeiten können auf das Referat aufgebaut, aber auch unabhängig vom Referatsthema abgesprochen werden.

Referatthemen:

1. Sinn, Zweck und Gefahren der Institution des Geldes bei Aristoteles

2. Ethische Probleme rund um das Geld im Mittelalter (Thomas, Franz von Assisi, Dante)

3. Der „intellektuelle Begriff des Geldes“ bei Kant

4. Fichtes politisches Geld

5. Wert und Geld bei Simmel

6. Kultur und Geld bei Simmel

7. Die Funktion des Geldes im Wirtschaftsprozeß nach Schumpeter

8. Geld als „Medium der Kommunikation“ bei Luhmann

9. „Wahnsinn der ökonomischen Vernunft“ und „Falschgeld“ nach Derrida

10. Der „logische Ort des Geldes“ nach Bruno Liebrucks

11. Aktuelle Dimensionen der „monetären Textualität“ bei Kurt Röttgers

Literaturhinweise

  • Aristoteles, Nikomachische Ethik / Politik
  • Karl-Heinz Brodbeck, Die Herrschaft des Geldes. Geschichte und Systematik, 2 Bde., 3. Aufl. Marburg 2022
  • Jacques Derrida, Falschgeld (Zeit geben I), München 1993
  • Fichte, Der geschlossene Handelsstaat (GA I/7)
  • Milton Friedman / Anna Jacobson Schwartz, A Monetary History of the United States 1867-1960, Princeton 1963
  • Thomas Sören Hoffmann, Wirtschaftsphilosophie. Ansätze und Perspektiven von der Antike bis heute, Wiesbaden 2009
  • Kant, Metaphysik der Sitten. Rechtslehre (AA VI)
  • Bruno Liebrucks, Über den logischen Ort des Geldes. Vorbereitende Bemerkungen, in: Kant-Studien 61 (1970), 159-189.
  • Niklas Luhmann, Die Wirtschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1994
  • Kurt Röttgers, Monetäre Textualität, Marburg 2022
  • Joseph A. Schumpeter, Das Wesen des Geldes, hg. von Fritz Karl Mann, Göttingen 1970 u. ö.
  • Georg Simmel, Philosophie des Geldes (GA Bd. 6), Frankfurt am Main 1989 u. ö.

Hinweis: Dieses Seminar ersetzt die ursprünglich angekündigte Veranstaltung zu Mises, Hayek und Friedman, die bei Gelegenheit nachgeholt werden wird.

Die Anmeldung erfolgt in der VU unter folgendem Link: https://vu.fernuni-hagen.de/lvuweb/lvuauth/app/EventView/6470403353

Jan Eufinger | 09.04.2024