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FernUni-Forschung auf den Seychellen gefragt

[28.03.2023]

Prof. Helmut Wagner (emeritiert seit 2020) ist einer Einladung der University of Seychelles gefolgt und hat dort einen Vortrag gehalten sowie Gespräche mit der Hochschulleitung WiWi geführt.


Foto: Privat
Die Vizedekanin der WiWi-Fakultät der University of Seychelles, Malshini Senaratne, begrüßt Prof. Wagner.

Die Seychellen gelten zusammen mit Mauritius als eines der beiden Entwicklungswunder Afrikas mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen des Kontinents und gleichzeitig den besten politischen Governancewerten. Dazu gehören unter anderem Regierungsführung, Pressefreiheit, Transparenz und Korruptionsbekämpfung. Doch die Seychellen stehen derzeit vor ähnlichen strukturellen Herausforderungen wie andere, lange sehr erfolgreiche Schwellenländer, die nun den Aufstieg zur kleinen Gruppe der entwickelten Industrieländer anstreben. Es geht um nichts weniger als die Überwindung oder die Vermeidung des Rückfalls in die Falle des mittleren Einkommens. Ökonominnen und Ökonomen bezeichnen das Phänomen als Middle-Income-Trap.

Es besagt, dass es ein Land nach dem erfolgreichen Aufstieg zum Schwellenland schwer hat, den nächsthöheren Status eines Industriestaates zu erreichen. Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern ist stark, es geht mit steigendem Einkommen und einem verbesserten Lebensstandard einher. Das macht sich mit einer großen Mittelschicht und wachsendem verfügbaren Einkommen bemerkbar. Erreicht das Pro-Kopf-Einkommen jedoch das mittlere Niveau, droht die mittlere Einkommensfalle zuzuschnappen: Das Wachstum stagniert bei steigenden Produktionskosten und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf den Weltmärkten sinkt.

Middle-Income-Trap vermeiden

Im Falle der Seychellen kommen die speziellen Herausforderungen kleiner Inselstaaten hinzu. Vor diesem Hintergrund war die University of Seychelles interessiert an den Forschungsergebnissen von Prof. Dr. Helmut Wagner (emeritiert seit 2020), Makroökonomie-Professor an der FernUniversität in Hagen, und an seiner Einschätzung der notwendigen institutionellen Reformschritte, die die Seychellen umsetzen sollten, um einen Rückfall in eine Middle-Income-Trap zu vermeiden.

In der zweiten Märzwoche ist der FernUni-Forscher einer Einladung der University of Seychelles gefolgt und hat dort – im Nachgang zu einer Tagung – einen Vortrag gehalten sowie Gespräche mit der Hochschulleitung WiWi geführt. Es ging beim Vortrag im Wesentlichen um die Middle-Income-Trap-Forschung von Professor Wagner sowie anschließend im Diskussionsaustausch zwischen dem Dekan, der Vizedekanin und Professor Wagner um die speziellen Herausforderungen für die Seychellen bei der dauerhaften Überwindung der Falle des mittleren Einkommens.

Weitere Forschung zu Schwellenländern

Professor Wagner ist international renommierter Experte für Fragen der Wachstums- und Entwicklungspolitik in Schwellenländern, die heute 70 bis 80 Prozent der Weltbevölkerung umfassen. Gefragt ist seine Einschätzung nicht zuletzt aufgrund seiner langjährigen Beratungs- und Forschungstätigkeiten für den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie seiner Erfahrungen mit ostasiatischen Erfolgsländern, die den Aufstieg zu entwickelten Industrieländern geschafft haben.

Professor Wagner war seinerseits sehr interessiert an Insiderinformationen zu den derzeitigen Schwierigkeiten, aber auch Erfolgen bei der Umsetzung einzelner Reformschritte, zum Beispiel auf dem Weg zu einer anderen, modernen Entrepreneurship auf den Seychellen zur Überwindung der befürchteten Middle-Income-Trap. Es wurde ein weiterer Informationsaustausch für die Zukunft vereinbart.

Redaktion | 08.04.2024