Schwarmbasierte Wertschöpfungsnetzwerke

Die Nutzung und Durchdringung des Internets in allen Lebensbereichen ist in den letzten Jahren rasant angestiegen. Onlineshopping hat sich in weiten Teilen der Bevölkerung als selbstverständliche und alltägliche Art des Einkaufens etabliert, und auch soziale Interaktionen haben sich auf das Internet ausgeweitet. Der private und geschäftliche Bekanntenkreis wird über Social-Networking-Dienste, wie z. B. Xing oder StudiVZ, gepflegt. In Online-Communities werden Meinungen und Erfahrungen über Urlaubsziele ausgetauscht und in Wikis wird kollektiv Wissen angesammelt. Erste Ansätze, wie z. B. mi adidas oder Lego Factory, integrieren den verstärkt online agierenden Kunden in den Leistungserstellungsprozess. Geschäftsmodelle, wie z. B. Marketocracy oder Stumbleupon, basieren auf den Entscheidungen und dem Verhalten vieler Internetnutzer. Die Nutzung des Kollektivverhaltens der Kunden und ihrer Bereitschaft zur sozialen Interaktion und Wissensteilung im Internet befinden sich bei der Gestaltung von Geschäftsmodellen jedoch noch in den Anfängen. Während in der Robotik, bei der Logistikoptimierung oder Routenplanung schon seit mehreren Jahren die kollektive Selbstorganisation von sozialen Insekten in der Form von Schwarmverhalten, wie es bei Ameisen oder Bienen vorzufinden ist, untersucht und zur Problemlösung angewandt wird, ist die Verwendung dieses Ansatzes bei der Organisation und Koordination von Wertschöpfungsnetzwerken noch nicht näher untersucht.

Das Projekt „Schwarmbasierte Wertschöpfungsnetzwerke“ beschäftigt sich mit der Übertragung von Ansätzen der Selbstorganisation und kollektiven Intelligenz, wie z. B. dem Schwarmverhalten, auf, vor allem digitale, Wertschöpfungsnetzwerke. Gegenstand der Betrachtung sind Kunden, Service-Integratoren, die den Leistungsprozess koordinieren sowie Produkte und Dienstleistungen anbieten und Service-Provider, die für die Leistungserstellung zuständig sind. Untersucht wird z. B., wie Schwarmverhalten bei Kunden initiiert und wie dieses Verhalten und das Potenzial der kollektiven Intelligenz in bestehende Geschäftsmodelle integriert werden kann, wie die Marktkoordination erfolgt sowie welche Ausprägungen des Schwarmverhaltens bei der Organisation und Koordination der Leistungserstellung in Netzwerken verwendet werden können. Ziele des Projektes sind unter anderem, die Erklärung der Marktkoordination in einem schwarmbasierten Wertschöpfungsnetzwerk und die Entwicklung einer Methode zur Gestaltung und Entwicklung schwarmbasierter Geschäftsmodelle.

Schema des schwarmbasierten Wertschöpfungsnetzwerkes Abbildung: FernUniversität

Ansprechpersonen: Dipl.-Ök. Henrik Ickler, Univ.-Prof. Dr. Ulrike Baumöl

Lehrstuhl Baumöl | 09.04.2024