Wintersemester 2022/2023

Thema:
Genderaspekte in der Wirtschaftsinformatik
Ort:
Hybrid
Termin:
03.10.2022 bis
31.03.2023
Leitung:
Dr. Anne-Katrin Witte
 

Allgemeine Seminarbeschreibung

Das Seminar „Genderaspekte in der Wirtschaftsinformatik“ bietet Studierenden die Möglichkeit, sich in einem breiten Forschungsfeld mit verschiedenen Anknüpfungspunkten zu Genderthemen kritisch auseinanderzusetzen. Genderaspekte allgemein und der Gender Gap in der Informatik im Speziellen sind kontrovers diskutierte Themen der heutigen Zeit, die verschiedene Perspektiven eröffnen und unterschiedliche Herangehensweisen erfordern. Das Seminar richtet sich an alle Studierenden der Fernuniversität, die die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen. Studierende werden im Rahmen dieses Seminars daher eigene Themen identifizieren, motivieren und ausgestalten, und mit ausgewählten Forschungsmethoden wissenschaftlich bearbeiten.

In einem ersten virtuellen Kick-Off Meeting werden alle Studierenden in die Thematik eingeführt und die Ausgestaltung des Seminars sowie die Erwartungshaltung des Lehrstuhls konkretisiert. Anschließend erarbeiten die Studierenden eine Forschungsfrage zu einem eigenen Thema, welches abhängig vom Schwerpunkt zu einem der drei großen Themenfelder des Seminars (s.u.) zugeordnet wird. Dazu arbeiten sich die Studierenden in die Literatur ein und erstellen ein Exposé, welches die geplante Forschung mit der Problemstellung und der gewählten Methodik beschreibt. Die Exposés werden im Peer-Review-Verfahren von anderen Teilnehmenden gegenseitig anonym begutachtet und in einer virtuellen Zwischenpräsentation diskutiert. Während der Forschungs- und/oder Schreibphase können und sollen sich Studierende (insbesondere innerhalb eines Themenfeldes) untereinander austauschen.

Das Seminar hat ein hybrides Format. Kick-Off und Zwischentreffen finden virtuell statt, ein Abschlusstreffen zur finalen Präsentation und Diskussion in Hagen ist zum jetzigen Zeitpunkt geplant. Die Bewertung der Seminararbeit erfolgt anhand der Erreichung der vorgestellten Lernziele für Seminararbeiten am Lehrstuhl für Informationsmanagement. Diese sind darauf ausgerichtet, dass die Studierenden die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens als Vorbereitung für die anstehende Abschlussarbeit erlernen oder vertiefen. Die finalen Termine und Deadlines für die einzelnen Aktivitäten werden im Moodle-Forum des Seminars frühzeitig bekannt gegeben.

 

Themenblöcke

  • Künstliche Intelligenz nimmt zunehmend Einfluss auf unseren privaten und beruflichen Alltag, da Entscheidungen die zuvor von Menschen getroffen wurden immer häufiger durch Algorithmen unterstützt oder automatisiert werden. Dies geschieht hauptsächlich mit dem Ziel das individuell beste Resultat zu erreichen, z.B. beim Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Diagnose von Hautkrebs (Lee et al., 2022) oder die Voreingenommenheit von Menschen zu umgehen, z.B. bei der automatisierten Eignungsbewertung von Stellenbewerberinnen und -bewerbern (Raisch & Krakowski, 2021). Die hierfür verwendeten Algorithmen werden auf Grundlage großer Datenmengen, die entweder aktiv oder passiv erfasst werden, trainiert. Obwohl so auf zuvor nie da gewesene Informationen zurückgegriffen werden kann, spiegeln diese Daten existierende Schräglagen und Verzerrungen innerhalb der Gesellschaft wieder – und der existierende Gender Bias wird durch die stetig zunehmende Anwendung von Algorithmen weiter verstärkt. Aus diesem Grund ist es wichtig zu verstehen, in welchen Bereichen Gender Bias in Daten und Algorithmen existieren und welche Auswirkungen diese auf Individuen, Organisationen und/oder die Gesellschaft haben. Zusätzlich ist es essentiell zu analysieren, wie Algorithmen konzipiert, implementiert und verbessert werden, damit künstliche Intelligenz bereits von Beginn an gendergerecht und inklusiv gestaltet werden kann.

    Der Schwerpunkt des Blocks zum Thema „Gender Bias in Daten und Algorithmen – Wie kann künstliche Intelligenz gendergerecht gestaltet werden?“ beschäftigt sich mit der Identifizierung von bestehenden Gender Bias in Daten und Algorithmen sowie der gendergerechten Konzeption und Implementierung von künstlicher Intelligenz.

    Michelle S Lee, Lisa N Guo, Vinod E Nambudiri, Towards gender equity in artificial intelligence and machine learning applications in dermatology, Journal of the American Medical Informatics Association, Volume 29, Issue 2, February 2022, Pages 400–403, https://doi.org/10.1093/jamia/ocab113

    Raisch, Sebastian, and Sebastian Krakowski. "Artificial intelligence and management: The automation–augmentation paradox." Academy of Management Review 46.1 (2021): 192-210.

  • Frauen scheiden historisch gesehen häufiger aus der IT Branche aus oder suchen eine solche Karriere erst seltener auf. Da die Schließung derGender Gap für Unternehmenswachstum, Innovation und mehr Gleichberechtigung wichtig ist, haben Faktoren, die die Karriere von Frauen in der IT-Branche beeinflussen, die Aufmerksamkeit der Wissenschaft und Praxis auf sich gezogen. Obwohl die bisherige Forschung grundlegende Erkenntnisse darüber liefert, wie die Karriere von Frauen in der IT gefördert werden kann und Unternehmen häufig entsprechende Maßnahmen implementieren, zeigen die Zahlen immer noch wenig Verbesserung. Etwa zwei von zehn IT-Beschäftigten in einem durchschnittlichen Unternehmen sind weiblich und noch weniger steigen in die Führungsetage auf (Johnson et al., 2018). Eine allumfassende Antwort auf die Frage, warum die Entwicklung hin zu mehr Geschlechtervielfalt in IT Organisationen nur langsam voran schreitet ist schwierig, die bisherige Nichtbeantwortung zeigt jedoch, dass weitere Forschung notwendig ist.

    Der Schwerpunkt des Blocks zum Thema „Gender Gap in IT Berufen“ beschäftigt sich mit den Hindernissen und Maßnahmen im Unternehmenskontext.

  • Bei der Gründungsquote von Startups herrscht zwischen Männern und Frauen ein großes Ungleichgewicht: Der Anteil an Start-up Gründerinnen im Vergleich zu Männern liegt in Deutschland noch immer bei unter 20%. Gründe und Erklärungen für diesen Gap, Maßnahmen und Vorschläge um die Lücke zu schließen, sowie die Vorteile oder Bedeutung von Gründerinnen sind sowohl in der Praxis als auch der Wissenschaft von Interesse und werden erforscht. Interessant ist in diesem Kontext insbesondere die Betrachtung der Rolle von digitalen Technologien und wie diese das Unternehmertum beeinflussen und verändern. So können Technologien die Entwicklung und Realisierung bestimmter Produkte, Services oder Geschäftsmodelle überhaupt erst ermöglichen, das digitale Produkt oder der digitale Service selbst sein oder sie sind in einen übergeordneten digitalen Kontext eingebettet (Recker and von Briel 2019). Diese Facetten können unter dem Begriff ‚Digital Entrepreneurship‘ erfasst werden, wo sich bereits ein eigener Forschungszweig mit dem digitalen Unternehmer bzw. der digitalen Unternehmerin und der Rolle von Technologien beschäftigt.

    Dieser Themenblock beschäftigt sich daher im weiten Sinne mit Fragestellungen rund um den Zusammenhang von digitalen Technologien und Geschlechterunterschieden im Gründungskontext.

    Schlagworte zur Inspiration bei der Themenfindung sind: Chancen, Hindernisse, Vor- und Nachteile, Stereotype, Rollenvorbilder, Mindset, diverse Gründungsteams, Netzwerke, Social Media, Branchen, Kulturen, Technologiekompetenz, Sozialisierung, Finanzierung, female entrepreneurship, social entrepreneurship,…

 

Vorläufige Termine

  • 01.10.2022: Semesterstart
  • 04.10.2022: virtuelles Kick-Off Meeting*
  • 11.10.2022: Zuordnung zu einem der drei Schwerpunkte des Seminars
  • 25.10.2022: Frist für das Exposé
  • 01.11.2022: Frist für das Peer-Review-Feedback
  • 08.11.2022: Präsentationen der überarbeiteten Exposés*
  • 06.12.2022: virtuelles Zwischentreffen für offene Fragen (optional)*
  • 07.02.2023: Abgabe Seminararbeit
  • 11.02.2023: Abschlusstreffen inkl. Präsentation der Ergebnisse in Hagen

*Die synchronen Termine finden voraussichtlich in der Zeitspanne 18-20 Uhr statt.

Lehrstuhl Winkler | 09.04.2024