Dimitris Tsatsos-Preis

Allgemeines

Der „Dimitris Tsatsos-Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Europäischen Verfassungswissenschaften“ wird in der Regel für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Europäischen Verfassungswissenschaften verliehen und würdigt das Gesamtwerk einer Wissenschaftlerin oder eines Wissenschaftlers in einer oder mehreren Disziplinen, die sich mit der Verfassungsentwicklung auf nationaler und europäischer Ebene befassen. Der Preis kann in besonderen Fällen auch den konzeptionellen und praktischen Einsatz für die Einigung und Konstitutionalisierung Europas auf demokratischer Grundlage ehren.

Der Preis wird gemeinschaftlich vom Centre for European Constitutional Law (CECL, Themistokles und Dimitris Tsatsos-Stiftung) in Athen und dem Dimitris-Tsatsos-Institut für Europäische Verfassungswissenschaften (DTIEV) der FernUni­versität in Hagen verliehen.

Dimitris Tsatsos

Prof. Dr. Tsatsos Foto: Privat
Prof. Dr. Dimitris Tsatsos

Der Namensgeber des Preises, Dimitris Tsatsos, verstarb im Jahr 2010 im Alter von 76 Jahren in seiner griechischen Heimat. Der renommierte Wissenschaftler, überzeugte Europäer und mutige Demokrat studierte Rechtswissenschaft in Athen und Heidelberg. Da ihm die griechische Militärdiktatur die Vorlesungserlaubnis verweigerte, habilitierte er sich 1968 ein weiteres Mal an der Universität in Bonn und lehrte dort bis 1974. Von 1974 bis 1980 lehrte er Verfassungsrecht in Thessaloniki und von 1980 bis 1994 in Athen. Von 1980 an lehrte Tsatsos 18 Jahre lang an der FernUniversität in Hagen. Von 1991 bis 1997 leitete er das von ihm gegründete Institut für Deutsches und Europäisches Parteienrecht. Von 1994 bis 2004 war er Mitglied im Europäischen Parlament.

Seit Mai 2003 gehörte Dimitris Tsatsos zum Vorstand des von ihm mit gegründeten Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften – jetzt Dimitris-Tsatsos-Institut für Europäische Verfassungswissenschaften - und wurde im Jahr 2009 zu dessen Ehrendirektor ernannt. Das DTIEV in Hagen ist eine gemeinsame Einrichtung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften und begleitet seit seiner Gründung die integrative Verfassungsentwicklung Europas.

Das CECL wurde 1995 von Dimitris Tsatsos in Athen gegründet. Als nichtstaatliches Zentrum für europäisches Verfassungsrecht trägt es zur Entwicklung demokratischer Institutionen bei. Sein Ziel ist es, die europäische Integration im Wege theoretischer und angewandter Forschung, des Aufbaus von Institutionen sowie der Bewusstseinsbildung zu vertiefen. Die Arbeit des CECL konzentriert sich insbesondere auf den Bereich der Grundrechte sowie öffentlicher Politik, und es hat in mehr als 20 Staaten weltweit zum Aufbau von Institutionen beigetragen. Das CECL hat beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten Nationen.

Mit dem nicht dotierten Dimitris Tsatsos-Preis ehren die beiden Institute Persönlichkeiten, die sich – wie auch der Namensgeber des Preises – durch ihr wissenschaftliches oder politisch-praktisches Wirken in herausragender Weise um die Einigung eines demokratischen Europa verdient gemacht haben. Der Preis soll alle zwei Jahre im Wechsel in Hagen und in Athen verliehen werden.

    • In Athen am 5.5.1933 geboren und aufgewachsen.
    • Studium der Rechtswissenschaft in Athen und Heidelberg.
    • Promotion 1960 in Athen
    • 1. Habilitation Juni 1968 in Athen (keine Vorlesungserlaubnis durch die Militärdiktatur)
    • 2. Habilitation Oktober 1968 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn. Professor an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn von 1969 - 1974
    • März bis September 1973 Inhaftierung durch die Junta. Nach Beendigung der Militärdiktatur und überstandener Gefangenschaft Eintritt in die Regierung der "Nationalen Einheit" (unter K. Karamanlis) als Vizekultusminister, zuständig für das Hochschulwesen. In dieser Eigenschaft: Ausarbeitung des ersten griechischen Hochschulgesetzes und Durchführung der Demokratisierungsaktion gegen die Hochschullehrer, die mit der Junta zusammengearbeitet haben.
    • Von 1974-77 Mitglied des ersten Nachdiktaturparlamentes; als Abgeordneter Generalreferent aller Oppositionsparteien für die demokratische Verfassungsreform.
    • Professor für Verfassungsrecht an der Universität Thessaloniki von 1974-80 und 1980 bis 1989 Inhaber des Lehrstuhls für Verfassungsrecht an der Panteion-Universität in Athen
    • zugleich von 1980 bis 1998 auch ordentlicher Professor für Deutsches und Ausländisches Staatsrecht und Staatslehre an der Fernuniversität Hagen.
    • Begründer und Mitherausgeber der beim Nomos Verlag erscheinenden "Schriften zum Parteienrecht". Präsident der griechischen Staatsrechtslehrer-Vereinigung (1989 - 1992)
    • Von 1991-97 Direktor des Instituts für Deutsches und Europäisches Parteienrecht an der FernUniversität in Hagen. Seit 1998 Vorsitzender des Kuratoriums des Instituts für Deutsches und Europäisches Parteienrecht
    • Von 1994 bis 2004 Mitglied des Europäischen Parlamentes
    • 1995 Verleihung des "Kulturpreises Europa 1995"
    • Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse 1998
    • Dezember 2001 Verleihung der Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät der Universität Thessaloniki
    • Im April 2002 Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
    • Seit Mai 2003 Vorstandsmitglied des Instituts für Europäische Verfassungswissenschaften an der FernUniversität in Hagen undseit 2008 dessen Ehrendirektor.
    • Seit November 2003 Honorarprofessur an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf
    • Seit 2006 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Kommunalwissenschaftlichen Instituts des griechischen Städtetages
    • Dez. 2007 Ehrendoktor an der Politikwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kreta (Rethymnon) und Dezember 2009 Ehrendoktorwürde der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Peloponnes.
    • Ehrenbürger der griechischen Städte: Skiathos (Sporadeninsel), Chersonissos und Neapolis (Kreta). Mitglied des Führungskreises des Institute for European Affairs (INEA).
    • Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Dimitris Th. Tsatsos verstarb am 24. April 2010 in Athen

Preisträger

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Vassilios Skouris

Erster Träger des Dimitris Tsatsos-Preises ist der Präsident des Europäischen Gerichtshofes, Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Vassilios Skouris. Am 2. November 2012 wurde er in Athen ausgezeichnet.

Prof. Dr. Baron Iñigo Méndez de Vigo y Montojo

Zweiter Träger des Dimitris Tsatsos-Preises ist der spanische Minister für Bildung, Kultur und Sport, Prof. Dr. Baron Iñigo Méndez de Vigo y Montojo. Er wurde am 20. Oktober 2015 in Hagen ausgezeichnet.

Senator Giorgio Napolitano

Dritter Träger des Dimitris Tsatsos-Preises ist der ehemalige italienische Staatspräsident Senator Giorgio Napolitano. Er wurde am 19. September 2016 in der griechischen Botschaft zu Rom ausgezeichnet.

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Reinhard

Vierter Träger des Dimitris Tsatsos-Preises ist Wolfgang Reinhard, Professor emeritus für neuere Geschichte am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und assoziierter Fellow des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt. Am 14. April 2018 wurde er in Hagen ausgezeichnet.

DTIEV | 16.10.2024