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Föderalismus transnational - Skizze eines Forschungsprojektes

Termin: 05.10.2009 / 18:00 Uhr

Referent: Prof. Dr. Siegfried Weichlein, Universität Freiburg, Schweiz, Departement für Zeitgeschichte


Veranstalter: Institut für Europäische Verfassungswissenschaften (IEV)

Inhalt

Der Föderalismus hat eine transnationale Geschichte. In ihr spielen Transfers von anderen Bundesstaatsmodellen, Vernetzungen von Diskursen und transnationale Netzwerke eine zentrale Rolle. Die Verfassung der USA von 1787 und die Federalist Papers waren hier besonders prominent. Sie gingen in die europäische Diskussion um Bundesstaat und Föderalismus ein. Der nordamerikanische Bürgerkrieg zeigte allen Beobachtern, dass der federalism der USA den Gegensatz von Föderalismus und Zentralismus zugunsten einer demokratischen gesamtstaatlichen Ordnung überwunden hatte, die stark genug war, sich gegen eine Sezession durchzusetzen. Transnational diskutiert und rezipiert wurden auch die Bundesstaatsmodelle der Schweiz, Deutschlands, die politische Theorie Pierre-Joseph Proudhons und die katholische Variante des Föderalismus, die antiunitarische Staatskritik unter dem Stichwort Subsidiarität. Ob Bayern zur deutschen Gesellschaft zählte oder Katalonien zur spanischen, wurde auch dadurch entschieden, ob und wie regionale, ethnische oder religiöse Konflikte bundesstaatlich beantwortet wurden. Der Diskurs um Bundesstaat und Föderalismus war damit auch ein wesentlicher Teil der Selbstkonstituierung der betreffenden Gesellschaften, die so zu Nationalgesellschaften wurden.

DTIEV | 08.04.2024