Präsenzveranstaltung

Thema:
Recht und Solidarität
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul P5; Modul P6; BA PVS: Modul PHIL; MA Phil: Modul II; Modul IX; Modul X; AP Phil;
Ort:
Leipzig
Adresse:
Campus Leipzig
Termin:
16.09.2022 bis
18.09.2022
Zeitraum:
Freitag, 16.09.2022, 16.00-21.00 Uhr
Samstag, 17.09.2022, 10.00-19.30 Uhr
Sonntag, 18.09.2022, 10.00-14.30 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Th. S. Hoffmann
Prof. Dr. Stephan Stübinger

„Solidarität“ ist nicht zuletzt in den letzten Jahren ein genauso geläufiges wie auf den ersten Blick universell einsetzbares Schlagwort geworden. Der Terminus ist mit der Anmutung von Altruismus und Gemeinsinn verbunden, gegen die kaum Einwände denkbar zu sein scheinen. Bei näherem Zusehen zeigt sich jedoch, daß die mit der Solidaritäts-Parole verbundene Bedeutung alles andere als klar ist. Zunächst fällt auf, daß der Begriff zwar eine aus dem Haftungsrecht stammende rechtswissenschaftliche, jedoch kaum eine philosophische Geschichte aufweist; Solidarität besagt ursprünglich, daß viele gemeinsam einen Gläubiger gegen den Ausfall seiner Schuldforderung sicherstellen. Im 19. Jahrhundert wird der Begriff von den Sozialwissenschaften, auch einigen sozialen Bewegungen sowie der katholischen Sozialethik, aufgenommen; jetzt scheint er sich auf ein eigens zu thematisierendes „soziales Band“ zu beziehen, das die als ursprünglich getrennt angesetzten Individuen zur Realisierung bestimmter Zwecke verbinden soll. Relativ schnell kann klar werden, daß der Begriff nur eine sehr geringe Tauglichkeit hat, als moralphilosophisches Prinzip angesetzt zu werden; so bleibt die Frage, was er tatsächlich besagt bzw. besagen kann und durch welche Begriffe er aus Sicht der Philosophie möglicherweise abgelöst werden sollte.

In dem interdisziplinären – philosophisch-rechtswissenschaftlichen – Seminar wird es auf der einen Seite darum gehen, Solidarität als Rechtsbegriff zu definieren und ins Verhältnis zu Themenkreisen wie Notstand / Unterlassene Hilfeleistung / Völkerstrafrecht usw. zu setzen. Philosophisch wird es um die Frage gehen, was der Begriff tatsächlich besagt bzw. zu besagen vermag und durch welche Begriffe er aus Sicht der Philosophie möglicherweise vertreten oder abgelöst werden sollte.

Die Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft voraus, ein Referat zu einem der untenstehenden Themen zu übernehmen. Bitte teilen Sie in zeitlichem Zusammenhang mit Ihrer Anmeldung dem Seminarleiter zwei von Ihnen Themen präferierte Themen mit. Hausarbeiten können auf das Referat aufgebaut, aber auch unabhängig vom Referatsthema abgesprochen werden.

1) Zur Begriffsgeschichte von „Solidarität“

2) „Solidarität“ in den sozialwissenschaftlichen Diskussionen (Comte, Durkheim)

3) Der französische „Solidarismus“ (Gide, Bourgeois)

4) „Solidarität“ als Prinzip katholischer Sozialethik (Gundlach, Nell-Breuning u.a.)

5) „Solidarität“ bei Vertretern der Frankfurter Schule

6) Rawls und Rorty

Literaturhinweise

  • Kurt Bayertz, Solidarität. Begriff und Problem, Frankfurt am Main 1998
  • Marie V. Bilgrien, Solidarity: A Principle, an Attitude, a Duty? Or the Virtue for an Interdependent World? New York u.a. 1999
  • Hauke Brunkhorst, Solidarität. Von der Bürgerfreundschaft zur globalen Rechtsgenossenschaft, Frankfurt am Main 2002
  • Hubertus Busche (Hg.), Solidarität. Ein Prinzip des Rechts und der Ethik, Würzburg 2011
  • Joachim Hagel, Solidarität und Subsidiarität – Prinzipien einer teleologischen Ethik? Eine Untersuchung zu einer normativen Ordnungstheorie, Innsbruck 1999
  • Richard Rorty, Kontingenz, Ironie und Solidarität, Frankfurt am Main 1992
  • Jürgen Schmelter, Solidarität. Die Entwicklungsgeschichte eines sozialethischen Schlüsselbegriffs, Diss. München 1991
  • Andreas Wildt, Art. „Solidarität“, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 9, Basel 1995, 1004-1015.

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Helge Köttgen | 09.04.2024