Online

Thema:
Philosophie der Geschichte bei Rousseau, Iselin, Herder
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul 25404/P4; AT Phil;
Ort:
online
Termin:
02.06.2023 bis
04.06.2023
Zeitraum:
Freitag, 18.00-20.00 Uhr; Samstag 9.00-18.00 Uhr; Sonntag, 9.00-12.00 Uhr
Leitung:
PD Dr. Gunnar Schumann
Anmeldefrist:
31.05.2022
Anmeldung:
über unten stehendes online-Formular
Auskunft erteilt:
Gunnar Schumann , E-Mail: gunnar.schumann

Seminarbeschreibung:

Das Seminar behandelt drei Autoren der materialen Geschichtsphilosophie des 18. Jahrhunderts: Jean-Jacques Rousseau, Isaak Iselin und Johann Gottfried Herder. Als „materiale Geschichtsphilosophie“ wird die Subdisziplin der Philosophie bezeichnet, die die Geschichte direkt behandelt und Fragen stellt, wie ob die Geschichte notwendig oder zufällig verläuft, ob sie eine Richtung hat und worin diese besteht, wie der Prozess der geschichtlichen Entwicklung vonstatten geht und wer dessen Träger ist. Grundsätzlich lassen sich zyklische Geschichtsdeutungen von solchen des Fortschritts bzw. des Verfalls unterscheiden. Rousseau kann als Verfallstheoretiker, Iselin als Fortschrittsoptimist gelten. Herder hingegen versucht, eine differenziertere Position zu entwickeln.

Rousseaus zwei Diskurse sind Klassiker der Kulturkritik. In ihnen, besonders im Zweiten Diskurs, beginnt Rousseau, seine zentrale Idee, dass der Mensch von Natur aus gut sei und erst von der Gesellschaft schlecht gemacht werde, zu entwickeln. Rousseau verfolgt das Ziel, den Ursprung und den Fortschritt der Ungleichheit, die Errichtung und den Missbrauch der politischen Gesellschaften darzustellen. Soziale Ungleichheit, die im Naturzustand nahezu null ist, wächst aus der Entwicklung des menschlichen Geistes und durch die Etablierung des Eigentums und der Gesetze.

Iselin kann als Begründer der spekulativ-universalistischen Geschichtsphilosophie im deutschsprachigen Raum gelten. In seiner 1764 erschienenen großangelegten Geschichte der Menschheit deutet er dezidiert gegen Rousseau die Menschheitsgeschichte als linearen Fortschritt zur Humanität.

Herder distanziert sich in seiner 1774 erschienenen Schrift Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit sowohl von einer pessimistischen Geschichtsbetrachtung, als auch von einer Auffassung von Geschichte als stetem, in der Gegenwart gipfelnden, Fortschritt zum Besseren. Er deutet Geschichte als organische Abfolge von individuellen Epochen, die prinzipiell gleichwertig sind und nicht mit ihren äußeren Maßstäben gemessen werden dürfen. Hiermit nimmt er bestimmte Elemente des späteren Historismus vorweg. Sein Entwicklungsmodell erlaubt es, Kontinuität und Veränderung im Geschichtsablauf als Momente desselben Prozesses zu verstehen. Mit seinem naturalisierenden Geschichtskonzept unterläuft Herder das im 18. Jahrhundert häufig anzutreffende unvermittelte Gegenüber von Naturoptimismus und Geschichtspessimismus.

Im Seminar wollen wir anhand von Referaten und gemeinsamer Lektüre ausgewählter Passagen die unterschiedlichen Positionen und Argumente der Geschichtsphilosophen kennenlernen und diskutieren. Die Teilnehmer werden gebeten, die Texte selbstständig zu besorgen und zur Vorbereitung zu lesen. (Literatur können Sie prinzipiell über die Fernleihe jeder Universitäts- oder Landesbibliothek beziehen, auch über die UB Hagen. Kopieren Sie sich Texte, wenn sie ihnen zur Anschaffung zu teuer sind.) Studierende, die eine Hausarbeit zum Seminar schreiben wollen, sollten ein Referat (ca. 20 Minuten) übernehmen. Themen für Referate können nach Absprache vergeben werden. Referate sollten aus einer Wiedergabe der wichtigsten Thesen und Argumente in eigenen Worten bestehen. Verzichten Sie bitte auf Angaben zu Leben und Werk der Autoren. Es geht darum, mit dem Referat die Kommilitonen darüber in Kenntnis zu setzen, was in dem jeweiligen Text steht. Es ist empfehlenswert, dafür eine Powerpoint-Prä­sen­ta­tion vorzubereiten. Für allgemeine Informationen zu HA nehmen Sie auch das Dokument „Hinweise zur HA“ auf der Homepage des Moduls P 4 zur Kenntnis. Der Seminarplan ist im Wesentlichen mit der Reihenfolge der unten angeführten Literatur identisch. Das Seminar wird online stattfinden. Dazu werden wir das Programm „Zoom“ verwenden, den Link erhalten Sie kurz vor Sitzungsbeginn per email. Am Ende der Veranstaltung wird den Studierenden Gelegenheit gegeben, alle prüfungsbezogenen Fragen mit dem Dozenten zu besprechen.

Primärliteratur:

  • Jean-Jacques Rousseau: Über Kunst und Wissenschaft (1750).
  • Jean-Jacques Rousseau: Über den Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen) (1755).
    • Beide in: Jean-Jacques Rousseau: Schriften zur Kulturkritik, hg. v. Kurt Weigand, Hamburg: Meiner 1995.
  • Isaak Iselin: Gesammelte Schriften. Kommentierte Ausgabe. Bd. 4: Geschichte der Menschheit. Hrsg. von Sundar Henny, Basel: Schwabe Verlag 2018.
    • (online erhältlich unter: https://boris.unibe.ch/120482/1/9783796538087_7123.pdf)
  • Johann Gottfried Herder (1774): Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit, Reclam 2017.

Sekundärliteratur:

  • Zu Rousseau:
    • Heinrich Maier: „Rousseaus Diskurs über die Ungleichheit – Ein einführender Essay über die Intention und die Rhetorik des Werkes“, in: Diskurs über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. Kritische Ausgabe ediert, übersetzt und kommentiert von Heinrich Meier. Schöningh, Paderborn, Reihe: UTB für Wissenschaft, Bd. 725, 1984. (6. Auflage 2008): XXI-LXXXV.
    • Johannes Rohbeck / Lieselotte Steinbrügge (Hrsg.): Jean-Jacques Rousseau: Die beiden Diskurse zur Zivilisationskritik, de Gruyter 2015.
  • Zu Iselin:
    • Andreas Urs Sommer: Geschichte als Trost: Isaak Iselins Geschichtsphilosophie, Basel: Schwabe 2002.
    • Lucas Marco Gisi, Wolfgang Rother (Hrsg.): Isaak Iselin und die Geschichtsphilosophie der europäischen Aufklärung, Basel: Schwabe 2011.
    • Sundar Henny: „Einleitung“, in: Isaak Iselin: Gesammelte Schriften. Kommentierte Ausgabe. Bd. 4: Geschichte der Menschheit. Hrsg. von Sundar Henny, Basel: Schwabe Verlag 2018: XVII-XLVI.
  • Zu Herder:
    • Hans Dietrich Irmscher: Johann Gottfried Herder, Stuttgart: Reclam 2001, S. 123-141.
    • Hans Dietrich Irmscher: „Nachwort“, in: Johann Gottfried Herder (1774): Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit, Reclam 2017.

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Frau Herr
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Meliz-Sema Kaygusuz | 09.04.2024