Präsenzveranstaltung

Thema:
Hegels System der Sittlichkeit
Veranstaltungstyp:
Präsenz
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul P2; Modul P6; BA PVS: Modul PHIL; MA Phil: Modul II; Modul IV; Modul IX; Modul X; AP Phil;
Ort:
Frankfurt
Adresse:
Campus Frankfurt/Main
Termin:
22.04.2022 bis
24.04.2022
Zeitraum:
Freitag 16.00 Uhr bis 21.00 Uhr
Samstag 10.00 Uhr bis 19.30 Uhr
Sonntag 10 Uhr bis 14.30 Uhr
Leitung:
Dipl. Soz. Wiss. Ludwig Krüger, M.A.

Freiheit kann nach Hegel nicht ohne oder gar gegen andere Menschen verwirklicht werden, sondern nur gemeinsam mit ihnen. Schon Kant hatte sich mit seiner Ethik gegen eine Engführung des Freiheitsbegriffs gewandt, wonach die erste Bestimmung der Freiheit die Freiheit des Einzelnen in Abgrenzung zu einer Gemeinschaft sein könnte. In letzter Konsequenz war in Kants praktischer Philosophie das Gute das erst noch zu Verwirklichende, in seiner formalen Abstraktheit aber kaum Erreichbare und hatte als Kategorischer Imperativ die Form des Sollens. Für Hegel ist das Gute – oder wie wir nun mit ihm sagen können: die Freiheit – aber nicht nur télos (Ziel), sondern auch schon wirkliches und damit wirksames Prinzip. Das Gute ist nicht ein fernes Abstraktum, sondern überall da, wo Menschen friedlich zusammenleben oder Alternativen zum gewaltsamen Austragen von Konflikten suchen, sich die Menschen als soziale Wesen und nicht nur als Egoisten zeigen, schon präsent. Diese Sittlichkeit als gelebte und gewollte Sozialität kann sich auf ganz unterschiedliche Weise und in ganz unterschiedlichen Bereichen zeigen: in Freundschaften, in der Familie, in der Erziehung und Bildung, in gesellschaftlicher Arbeitsteilung, bei Vertragsschlüssen, im Tausch, in wirtschaftlichen Kooperationen und vielen anderen.

Letztendlich ist wahre Sittlichkeit für Hegel aber nur in staatlichen Rechtsverhältnissen möglich, was daran liegt, dass die gegenseitige Anerkennung hier explizit kodifiziert ist und Verstöße sanktioniert sind, während die gegenseitige Anerkennung in nicht-rechtlichen Verhältnissen weniger verbindlich und damit brüchiger sein kann. Für Hegel heißt das aber auch, dass der Staat nur dann seiner Idee entspricht, wenn er die Sittlichkeit zu seinem Prinzip hat und macht, was beispielsweise auch bedeutet, dass die Einzelnen nicht der Gemeinschaft untergeordnet werden dürfen, sondern ihre Individualität leben können müssen.

Die starke Stellung des Rechts, in das Hegel sogar die Ethik ein- bzw. unterordnet, eröffnet nicht nur neue Perspektiven auf das Verhältnis von Recht und Moral, Individuum und Gemeinschaft und Wirtschaft und Politik, sondern wirft auch die Frage auf, ob es nicht problematisch sein kann, wenn dem Staat philosophisch eine so hohe Stellung eingeräumt wird.

In diesem Seminar soll den Gedanken in diesem wichtigen Werk nachgegangen werden und dabei das gemeinsame Lesen und Diskutieren im Vordergrund stehen. Wenn Sie den Seminarbesuch mit einer Hausarbeit verbinden möchten, wird erwartet, dass Sie ein Referat zu übernehmen bereit sind. Die Möglichkeit eines Referats steht zudem allen offen, die sich im Vortragen üben möchten. Setzen Sie sich dafür bitte direkt nach der Anmeldung mit dem Seminarleiter unter ludwig.krueger in Verbindung.


Mögliche Referatsthemen sind:

1. Einleitung (§§ 1–33)

2. Der Begriff des Eigentums (§§ 41–71)

3. Das Unrecht (§§ 82–104)

4. Vorsatz und Schuld, Absicht und Wohl (§§ 105–128)

5. Das Gute und das Gewissen (§§ 129–141)

6. Begriff der Sittlichkeit und die Familie (§§ 142–181)

7. Die bürgerliche Gesellschaft (§§ 182–256)

8. Der Staat und die innere Verfassung (§§ 272–320)

9. Souveränität gegen außen, äußeres Staatsrecht und die Weltgeschichte (§§ 321–360)


Textgrundlage des Seminars

  • Hegel, Georg W. F.: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse [1821].

Empfehlenswert ist hierbei die Suhrkamp-Ausgabe (Hegel-Werkausgabe Band 7), weil diese die handschriftlichen Zusätze enthält.


Für den ersten Einstieg:

  • Fischer, Kuno: Hegel's Leben, Werke und Lehre. 2 Bände. Heidelberg 1901 (Winter) [= Reihe Geschichte der neuern Philosophie 8 (Jubiläumsausgabe)]. Digitalisat Band 1: https://archive.org/details/hegelslebenwerk00fiscgoog - Digitalisat Band 2: https://archive.org/details/hegelslebenwerk01fiscgoog.
  • Hoffmann, Thomas S.: Georg Friedrich Wilhelm Hegel. Eine Propädeutik. Wiesbaden 42020 (Marix).
  • Jaeschke, Walter: Hegel-Handbuch. Leben – Werk – Schule. Stuttgart/Weimar 32016 (Metzler).
  • Pauly, Walter (Hrsg.): Der Staat – eine Hieroglyphe der Vernunft. Staat und Gesellschaft bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Baden-Baden 2009 (Nomos).
  • Siep, Ludwig (Hrsg.): G.W.F. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts. Berlin/Boston 42017 (de Gruyter) [= Reihe Klassiker auslegen 9].
  • Stekeler, Pirmin: Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts. Ein dialogischer Kommentar. Hamburg 2021 (Meiner).

Weitere ein- und weiterführende Literatur finden Sie in dieser Liste (PDF 183 KB) zusammengestellt.


Anmeldungen

Sie können sich über die VU-Anmeldemaske anmelden.


Alternativ schicken Sie bitte eine E-Mail an Helge.Koettgen , falls Sie Probleme mit dem obigen Anmeldeverfahren über den Virtuellen Studienplatz haben.

Ludwig Krüger | 09.04.2024