Empowered by Code – Wie Digital Health und mHealth die Prävention in der Altenpflege revolutionieren, trotz systemischen Widerstands

Ansprechpartner: Mustapha Addam, M.Sc.

Motivation und Forschungsfrage

Die digitale Transformation im Gesundheitswesen bietet große Chancen zur Verbesserung der Versorgung älterer Menschen durch digitale Pflegeanwendungen (DiPA). Während digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) bereits als erstattungsfähige Therapien anerkannt sind, steckt die Entwicklung von DiPA noch in den Kinderschuhen. Besonders das Präventionspotenzial von DiPA für ältere Menschen ist noch unzureichend erforscht.

Gleichzeitig erschweren hohe regulatorische Hürden die umfassende Nutzung und Implementierung von DiPA. Dies zeigt sich exemplarisch an der Ablehnung der Sturzpräventions-App Lindera durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), trotz positiver klinischer Ergebnisse.

Zentrale Forschungsfrage: Inwieweit können mHealth-gestützte DiPA zur digitalen Prävention in der Altenpflege beitragen und welche systemischen Hindernisse stehen einer breiteren Anwendung entgegen?

Methodisches Vorgehen

Das Dissertationsprojekt verfolgt einen Mixed-Methods-Ansatz mit drei aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen:

1. Literaturreview und Taxonomie-Entwicklung

Systematische Literaturanalyse zur Entwicklung einer fundierten Taxonomie für digitale Pflegeanwendungen in der Altenpflege, basierend auf dem Ansatz von Nickerson et al. (2013). Kategorisierung nach Pflegebereichen, technologischen Ansätzen, Zielgruppen und Anbietern.

2. Qualitative Experteninterviews

Durchführung von mindestens 20 Experteninterviews mit Stakeholdern aus Pflege, Regulierung und Technologieentwicklung. Teilnehmer umfassen Vertreter von BfArM, G-BA, Pflegeverbänden, Krankenkassen und Entwicklern digitaler Pflegeanwendungen. Analyse mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring (2015).

3. Quantitative Nutzerstudie

Befragung von mindestens 200 älteren Teilnehmern zur Akzeptanz und Nutzung einer fiktiven DiPA. Untersuchung verschiedener Empfehlungsmechanismen (Ärzte, Freunde, pflegende Angehörige) und Simulation verschiedener Erstattungsmodelle.

Erwartete Ergebnisse

Das Projekt wird eine klare Taxonomie für DiPA entwickeln, die eine bessere Klassifizierung und Standardisierung digitaler Pflegeanwendungen ermöglicht. Die Experteninterviews sollen regulatorische Herausforderungen identifizieren und Vorschläge für effizientere Regulierung entwickeln. Die Nutzerstudie wird empirische Daten zur Akzeptanz digitaler Pflegeanwendungen bei älteren Menschen liefern und nachhaltige Erstattungsstrategien für DiPA aufzeigen.

Die Ergebnisse tragen zur evidenzbasierten Weiterentwicklung digitaler Pflegeanwendungen bei und bieten praktische Empfehlungen für Politik, Krankenkassen und Entwickler digitaler Pflegeanwendungen.